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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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ganz verwilderten, in der Folge aber wieder
aufgekünstelten Garten, dessen Hippel in sei-
ner Biographie S. 173. erwähnt, die Frey-
wohnerin bereden konnte, mir Caffe zu ma-
chen, der von jeher mein Lieblingstrank ge-
wesen und auch bis zu meiner schweren
Krankheit , in der ich einen Wider-
willen gegen ihn bekam, geblieben, es doch
aber nach einer neuen von wieder ge-
worden ist. Diesen Caffe trank ich da im
Schatten romantischer großer Bäume und
exponirte dabey den Horaz, zuweilen auch
den Tibull. Michael 1752 kam ich endlich
nach abgeleyerter Pisanskischer Ode über den
Werth der Geometrie, und nach vorgängiger
Einsegnung von dem in der preußischen
Schulgeschichte rühmlich bekannten Doktor
Franz Albrecht Schultz auf die Universi-
tät, *) veränderte auch mein bisheriges
Quartier.

*) Als ich in die Schule ging, mußten sonntäglich
2 Knaben von Prima und Sekunda vor die Can-
zel kommen, mit denen der schnell und heftig
sprechende D. Schultz seine Predigt genau wieder-
holte. Diese gute Sitte hat man in der folgen-
den Zeit abgeschafft, ob sie gleich Anlaß gab, die
aufs Behalten systematischer Vorträge nicht einge-
C 2

ganz verwilderten, in der Folge aber wieder
aufgekuͤnſtelten Garten, deſſen Hippel in ſei-
ner Biographie S. 173. erwaͤhnt, die Frey-
wohnerin bereden konnte, mir Caffe zu ma-
chen, der von jeher mein Lieblingstrank ge-
weſen und auch bis zu meiner ſchweren
Krankheit , in der ich einen Wider-
willen gegen ihn bekam, geblieben, es doch
aber nach einer neuen von wieder ge-
worden iſt. Dieſen Caffe trank ich da im
Schatten romantiſcher großer Baͤume und
exponirte dabey den Horaz, zuweilen auch
den Tibull. Michael 1752 kam ich endlich
nach abgeleyerter Piſanskiſcher Ode uͤber den
Werth der Geometrie, und nach vorgaͤngiger
Einſegnung von dem in der preußiſchen
Schulgeſchichte ruͤhmlich bekannten Doktor
Franz Albrecht Schultz auf die Univerſi-
taͤt, *) veraͤnderte auch mein bisheriges
Quartier.

*) Als ich in die Schule ging, mußten ſonntaͤglich
2 Knaben von Prima und Sekunda vor die Can-
zel kommen, mit denen der ſchnell und heftig
ſprechende D. Schultz ſeine Predigt genau wieder-
holte. Dieſe gute Sitte hat man in der folgen-
den Zeit abgeſchafft, ob ſie gleich Anlaß gab, die
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C 2
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[35/0052] ganz verwilderten, in der Folge aber wieder aufgekuͤnſtelten Garten, deſſen Hippel in ſei- ner Biographie S. 173. erwaͤhnt, die Frey- wohnerin bereden konnte, mir Caffe zu ma- chen, der von jeher mein Lieblingstrank ge- weſen und auch bis zu meiner ſchweren Krankheit [FORMEL], in der ich einen Wider- willen gegen ihn bekam, geblieben, es doch aber nach einer neuen von [FORMEL] wieder ge- worden iſt. Dieſen Caffe trank ich da im Schatten romantiſcher großer Baͤume und exponirte dabey den Horaz, zuweilen auch den Tibull. Michael 1752 kam ich endlich nach abgeleyerter Piſanskiſcher Ode uͤber den Werth der Geometrie, und nach vorgaͤngiger Einſegnung von dem in der preußiſchen Schulgeſchichte ruͤhmlich bekannten Doktor Franz Albrecht Schultz auf die Univerſi- taͤt, *) veraͤnderte auch mein bisheriges Quartier. *) Als ich in die Schule ging, mußten ſonntaͤglich 2 Knaben von Prima und Sekunda vor die Can- zel kommen, mit denen der ſchnell und heftig ſprechende D. Schultz ſeine Predigt genau wieder- holte. Dieſe gute Sitte hat man in der folgen- den Zeit abgeſchafft, ob ſie gleich Anlaß gab, die aufs Behalten ſyſtematiſcher Vortraͤge nicht einge- C 2

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/52>, abgerufen am 04.05.2024.