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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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"mit Einsicht und Scharfsinn, mit Sach-
"kenntniß und Kraft, betrieb er alle Ge-
"schäfte mit wahrem Diensteifer, großer
"Einsicht und der musterhaftesten Ordnung;
"die seiner Leitung anvertrauten Provinzen
"verdanken ihm sehr viel nützliche Anstalten,
"Neuostpreussen seine damaligen Schulanstal-
"ten, mithin seine Bildung. Er kannte tref-
"lich jenen Ausspruch des Plinius: rebus
"gerendis pauca capita sufficiunt, multis
"opus est manibus.
Eine schöne Anwen-
"dung dieser Worte und ein redendes Denk-
"mal seiner glühenden Vaterlandsliebe ist
"die berühmte Charte von Preussen, die,
"seinen Namen führend, denselben verewigt.
"Die Lücken der früher, nach dem Geist der
"damaligen Zeit, vernachläßigten wissenschaft-
"lichen Bildung füllte er später durch den
"unermüdlichsten Fleiß und eine große Be-
"lesenheit aus. Beförderungsmittel hierzu
"waren eine ausgesuchte Bibliothek, seltne
"Sprachkenntnisse und der fortwahrende
"Umgang mit Gelehrten und Künstlern.
"Hierbey verdient Kant eine besondre Er-
"wähnung, der, so ungern er sich aus
"Königsberg entfernte, dennoch einige Zeit
"auf dem Lande (Wohnsdorf, das damals
"noch des Ministers alter Vater besaß) ver-
"lebte. Eine durchaus merkliche Festigkeit
"seines Charakters, verbunden mit einem
"gewissen Anstrich von Härte, der in seinem
"Bildniß vor einem Bande der neuen Ber-
„mit Einſicht und Scharfſinn, mit Sach-
„kenntniß und Kraft, betrieb er alle Ge-
„ſchaͤfte mit wahrem Dienſteifer, großer
„Einſicht und der muſterhafteſten Ordnung;
„die ſeiner Leitung anvertrauten Provinzen
„verdanken ihm ſehr viel nuͤtzliche Anſtalten,
„Neuoſtpreuſſen ſeine damaligen Schulanſtal-
„ten, mithin ſeine Bildung. Er kannte tref-
„lich jenen Ausſpruch des Plinius: rebus
„gerendis pauca capita ſufficiunt, multis
„opus eſt manibus.
Eine ſchoͤne Anwen-
„dung dieſer Worte und ein redendes Denk-
„mal ſeiner gluͤhenden Vaterlandsliebe iſt
„die beruͤhmte Charte von Preuſſen, die,
„ſeinen Namen fuͤhrend, denſelben verewigt.
„Die Luͤcken der fruͤher, nach dem Geiſt der
„damaligen Zeit, vernachlaͤßigten wiſſenſchaft-
„lichen Bildung fuͤllte er ſpaͤter durch den
„unermuͤdlichſten Fleiß und eine große Be-
„leſenheit aus. Befoͤrderungsmittel hierzu
„waren eine ausgeſuchte Bibliothek, ſeltne
„Sprachkenntniſſe und der fortwahrende
„Umgang mit Gelehrten und Kuͤnſtlern.
„Hierbey verdient Kant eine beſondre Er-
„waͤhnung, der, ſo ungern er ſich aus
„Koͤnigsberg entfernte, dennoch einige Zeit
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„noch des Miniſters alter Vater beſaß) ver-
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[495/0512] „mit Einſicht und Scharfſinn, mit Sach- „kenntniß und Kraft, betrieb er alle Ge- „ſchaͤfte mit wahrem Dienſteifer, großer „Einſicht und der muſterhafteſten Ordnung; „die ſeiner Leitung anvertrauten Provinzen „verdanken ihm ſehr viel nuͤtzliche Anſtalten, „Neuoſtpreuſſen ſeine damaligen Schulanſtal- „ten, mithin ſeine Bildung. Er kannte tref- „lich jenen Ausſpruch des Plinius: rebus „gerendis pauca capita ſufficiunt, multis „opus eſt manibus. Eine ſchoͤne Anwen- „dung dieſer Worte und ein redendes Denk- „mal ſeiner gluͤhenden Vaterlandsliebe iſt „die beruͤhmte Charte von Preuſſen, die, „ſeinen Namen fuͤhrend, denſelben verewigt. „Die Luͤcken der fruͤher, nach dem Geiſt der „damaligen Zeit, vernachlaͤßigten wiſſenſchaft- „lichen Bildung fuͤllte er ſpaͤter durch den „unermuͤdlichſten Fleiß und eine große Be- „leſenheit aus. Befoͤrderungsmittel hierzu „waren eine ausgeſuchte Bibliothek, ſeltne „Sprachkenntniſſe und der fortwahrende „Umgang mit Gelehrten und Kuͤnſtlern. „Hierbey verdient Kant eine beſondre Er- „waͤhnung, der, ſo ungern er ſich aus „Koͤnigsberg entfernte, dennoch einige Zeit „auf dem Lande (Wohnsdorf, das damals „noch des Miniſters alter Vater beſaß) ver- „lebte. Eine durchaus merkliche Feſtigkeit „ſeines Charakters, verbunden mit einem „gewiſſen Anſtrich von Haͤrte, der in ſeinem „Bildniß vor einem Bande der neuen Ber-

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/512>, abgerufen am 17.05.2024.