Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

seinem Machwerk großen Beyfall beym Au-
ditorio zu schaffen glaubte.

Jn der Schule, die damals auch ein
junger S. besuchte, ein kluger muthwilliger
Knabe, von dem man indessen nicht vermu-
thete, daß er reich und endlich sogar preußi-
scher Husaren General werden würde, und
der, da er sein Schulwesen nicht änderte,
im letzten Kriege (1806.) das alte Sprüch-
wort: naturam furca expellas, tamen us-
que recurrit,
durch seinen verdienten übeln
Ruf bestätigte, in der Schule ging ich nur
mit einem Paar Commilitonen um, und
brauchte das mir sehr ehrenwerthe Du, das
der scharfsinnige Brandes, meines Erach-
tens mit Unrecht, zwischen Eltern und Kin-
dern nicht gestatten will, nur gegen den noch
lebenden Kriegsrath K., dessen Sache das
Studiren weder in den Classen noch in den
academischen Hörsälen war, der aber, nach-
dem er die männlichen Jahre zu vielen nütz-
lichen Landbeschäftigungen angewandt, seine
Zeit mit physicalischen Versuchen und astro-
nomischen Beobachtungen auf seinem Land-
guthe bey Ragnit zubrachte, bis ein großer
Brand ihm alle seine schönen Studiranstal-

C

ſeinem Machwerk großen Beyfall beym Au-
ditorio zu ſchaffen glaubte.

Jn der Schule, die damals auch ein
junger S. beſuchte, ein kluger muthwilliger
Knabe, von dem man indeſſen nicht vermu-
thete, daß er reich und endlich ſogar preußi-
ſcher Huſaren General werden wuͤrde, und
der, da er ſein Schulweſen nicht aͤnderte,
im letzten Kriege (1806.) das alte Spruͤch-
wort: naturam furca expellas, tamen us-
que recurrit,
durch ſeinen verdienten uͤbeln
Ruf beſtaͤtigte, in der Schule ging ich nur
mit einem Paar Commilitonen um, und
brauchte das mir ſehr ehrenwerthe Du, das
der ſcharfſinnige Brandes, meines Erach-
tens mit Unrecht, zwiſchen Eltern und Kin-
dern nicht geſtatten will, nur gegen den noch
lebenden Kriegsrath K., deſſen Sache das
Studiren weder in den Claſſen noch in den
academiſchen Hoͤrſaͤlen war, der aber, nach-
dem er die maͤnnlichen Jahre zu vielen nuͤtz-
lichen Landbeſchaͤftigungen angewandt, ſeine
Zeit mit phyſicaliſchen Verſuchen und aſtro-
nomiſchen Beobachtungen auf ſeinem Land-
guthe bey Ragnit zubrachte, bis ein großer
Brand ihm alle ſeine ſchoͤnen Studiranſtal-

C
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0050" n="33"/>
&#x017F;einem Machwerk großen Beyfall beym Au-<lb/>
ditorio zu &#x017F;chaffen glaubte.</p><lb/>
        <p>Jn der Schule, die damals auch ein<lb/>
junger S. be&#x017F;uchte, ein kluger muthwilliger<lb/>
Knabe, von dem man inde&#x017F;&#x017F;en nicht vermu-<lb/>
thete, daß er reich und endlich &#x017F;ogar preußi-<lb/>
&#x017F;cher Hu&#x017F;aren General werden wu&#x0364;rde, und<lb/>
der, da er &#x017F;ein Schulwe&#x017F;en nicht a&#x0364;nderte,<lb/>
im letzten Kriege (1806.) das alte Spru&#x0364;ch-<lb/>
wort: <hi rendition="#aq">naturam furca expellas, tamen us-<lb/>
que recurrit,</hi> durch &#x017F;einen verdienten u&#x0364;beln<lb/>
Ruf be&#x017F;ta&#x0364;tigte, in der Schule ging ich nur<lb/>
mit einem Paar Commilitonen um, und<lb/>
brauchte das mir &#x017F;ehr ehrenwerthe <hi rendition="#g">Du,</hi> das<lb/>
der &#x017F;charf&#x017F;innige <hi rendition="#g">Brandes,</hi> meines Erach-<lb/>
tens mit Unrecht, zwi&#x017F;chen Eltern und Kin-<lb/>
dern nicht ge&#x017F;tatten will, nur gegen den noch<lb/>
lebenden Kriegsrath K., de&#x017F;&#x017F;en Sache das<lb/>
Studiren weder in den Cla&#x017F;&#x017F;en noch in den<lb/>
academi&#x017F;chen Ho&#x0364;r&#x017F;a&#x0364;len war, der aber, nach-<lb/>
dem er die ma&#x0364;nnlichen Jahre zu vielen nu&#x0364;tz-<lb/>
lichen Landbe&#x017F;cha&#x0364;ftigungen angewandt, &#x017F;eine<lb/>
Zeit mit phy&#x017F;icali&#x017F;chen Ver&#x017F;uchen und a&#x017F;tro-<lb/>
nomi&#x017F;chen Beobachtungen auf &#x017F;einem Land-<lb/>
guthe bey Ragnit zubrachte, bis ein großer<lb/>
Brand ihm alle &#x017F;eine &#x017F;cho&#x0364;nen Studiran&#x017F;tal-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[33/0050] ſeinem Machwerk großen Beyfall beym Au- ditorio zu ſchaffen glaubte. Jn der Schule, die damals auch ein junger S. beſuchte, ein kluger muthwilliger Knabe, von dem man indeſſen nicht vermu- thete, daß er reich und endlich ſogar preußi- ſcher Huſaren General werden wuͤrde, und der, da er ſein Schulweſen nicht aͤnderte, im letzten Kriege (1806.) das alte Spruͤch- wort: naturam furca expellas, tamen us- que recurrit, durch ſeinen verdienten uͤbeln Ruf beſtaͤtigte, in der Schule ging ich nur mit einem Paar Commilitonen um, und brauchte das mir ſehr ehrenwerthe Du, das der ſcharfſinnige Brandes, meines Erach- tens mit Unrecht, zwiſchen Eltern und Kin- dern nicht geſtatten will, nur gegen den noch lebenden Kriegsrath K., deſſen Sache das Studiren weder in den Claſſen noch in den academiſchen Hoͤrſaͤlen war, der aber, nach- dem er die maͤnnlichen Jahre zu vielen nuͤtz- lichen Landbeſchaͤftigungen angewandt, ſeine Zeit mit phyſicaliſchen Verſuchen und aſtro- nomiſchen Beobachtungen auf ſeinem Land- guthe bey Ragnit zubrachte, bis ein großer Brand ihm alle ſeine ſchoͤnen Studiranſtal- C

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/50
Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/50>, abgerufen am 26.04.2024.