Da mein Valete vom 8ten August 1812 nicht das letzte gewesen, ich aber für die Erlebung des diesjährigen 8ten Augusts keine sichre Bürgschaft habe, so will ich statt die Himmelfahrtspredigt meines lieben, höchst canzelgerechten Consistorial-Raths Krause anzuhören, abermals einen kleinen Nachtrag zu meiner Biographie niederschrei- ben, nachdem ich ihr schon manches unchro- nologisch, doch mit der Jahrszahl Bezeich- netes eingeschaltet habe.
Zu den Hauptereignissen meines bald sich endenden 77sten Jahres gehört wohl eine Krankheit, die am 25sten Oktbr. 1812 be- gann und mich über zwey Monate zum Bett- und Stubehüten nöthigte. Was ich am ungernsten durch sie verloren habe, ist der eigne Anblick der unerhörten und der
sich den nur 126 Seiten starken Geist seiner Staatsverwaltung, Altona 1810, anzuschaffen und die 39 kurzen Abschnitte zu beherzigen -- Schade, daß der Extraktmacher nicht die Stellen aus den Memoires bezeichnet hat, denn die, die nicht nach dem Sully leben, werden vielleicht be- zweifeln, daß er sich so in seinen Denkwürdigkei- ten ausgedrückt hat. --
Den 27ſten May 1813.
Da mein Valete vom 8ten Auguſt 1812 nicht das letzte geweſen, ich aber fuͤr die Erlebung des diesjaͤhrigen 8ten Auguſts keine ſichre Buͤrgſchaft habe, ſo will ich ſtatt die Himmelfahrtspredigt meines lieben, hoͤchſt canzelgerechten Conſiſtorial-Raths Krauſe anzuhoͤren, abermals einen kleinen Nachtrag zu meiner Biographie niederſchrei- ben, nachdem ich ihr ſchon manches unchro- nologiſch, doch mit der Jahrszahl Bezeich- netes eingeſchaltet habe.
Zu den Hauptereigniſſen meines bald ſich endenden 77ſten Jahres gehoͤrt wohl eine Krankheit, die am 25ſten Oktbr. 1812 be- gann und mich uͤber zwey Monate zum Bett- und Stubehuͤten noͤthigte. Was ich am ungernſten durch ſie verloren habe, iſt der eigne Anblick der unerhoͤrten und der
ſich den nur 126 Seiten ſtarken Geiſt ſeiner Staatsverwaltung, Altona 1810, anzuſchaffen und die 39 kurzen Abſchnitte zu beherzigen — Schade, daß der Extraktmacher nicht die Stellen aus den Memoires bezeichnet hat, denn die, die nicht nach dem Sully leben, werden vielleicht be- zweifeln, daß er ſich ſo in ſeinen Denkwuͤrdigkei- ten ausgedruͤckt hat. —
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Den 27ſten May 1813.
Da mein Valete vom 8ten Auguſt
1812 nicht das letzte geweſen, ich aber fuͤr
die Erlebung des diesjaͤhrigen 8ten Auguſts
keine ſichre Buͤrgſchaft habe, ſo will ich ſtatt
die Himmelfahrtspredigt meines lieben,
hoͤchſt canzelgerechten Conſiſtorial-Raths
Krauſe anzuhoͤren, abermals einen kleinen
Nachtrag zu meiner Biographie niederſchrei-
ben, nachdem ich ihr ſchon manches unchro-
nologiſch, doch mit der Jahrszahl Bezeich-
netes eingeſchaltet habe.
Zu den Hauptereigniſſen meines bald
ſich endenden 77ſten Jahres gehoͤrt wohl eine
Krankheit, die am 25ſten Oktbr. 1812 be-
gann und mich uͤber zwey Monate zum
Bett- und Stubehuͤten noͤthigte. Was ich
am ungernſten durch ſie verloren habe, iſt
der eigne Anblick der unerhoͤrten und der
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*) ſich den nur 126 Seiten ſtarken Geiſt ſeiner
Staatsverwaltung, Altona 1810, anzuſchaffen
und die 39 kurzen Abſchnitte zu beherzigen —
Schade, daß der Extraktmacher nicht die Stellen
aus den Memoires bezeichnet hat, denn die, die
nicht nach dem Sully leben, werden vielleicht be-
zweifeln, daß er ſich ſo in ſeinen Denkwuͤrdigkei-
ten ausgedruͤckt hat. —
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/467>, abgerufen am 21.05.2024.
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