Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

der Rhein noch wieder germanisch, und Eu-
ropa von der drückenden französischen Umar-
mung durch den fränkischen Besitz von
Dalmatien und der Nordküste entbunden
werden. Möchten dann sich auch die Fran-
zosen wieder Egyptens bemächtigen, um den,
stets nach Verkehrsmonopolien strebenden
Britten entgegen zu stehen und die Han-
delsopulenz nicht zu überwiegend in die
Hände Einer Nation gerathen zu lassen; die
französische kann ihrer Natur nach nie eine
so strengcommercirende werden, als die eng-
lische es sich seit langer Zeit zur Natur ge-
macht hat, und wir würden immer noch
ein gutes Mitleben geniessen.



Den 8ten August 1812.

Nach einer unruhigen Nacht, die mir
meine Pamina durch ihr mütterliches Su-
chen nach den ihr gestern abgenommnen
Jungen gemacht, bin ich heut in mein ste-
ben und siebzigstes Jahr getreten; der Him-
mel gebe, daß es nicht dem vorigen an
großen Geldverlusten, Krankheiten meiner
Lebensgefährtin und andern Zeitereignissen
gleichen möge, denen man nichts als Ge-
duld und den Glauben entgegen setzen

der Rhein noch wieder germaniſch, und Eu-
ropa von der druͤckenden franzoͤſiſchen Umar-
mung durch den fraͤnkiſchen Beſitz von
Dalmatien und der Nordkuͤſte entbunden
werden. Moͤchten dann ſich auch die Fran-
zoſen wieder Egyptens bemaͤchtigen, um den,
ſtets nach Verkehrsmonopolien ſtrebenden
Britten entgegen zu ſtehen und die Han-
delsopulenz nicht zu uͤberwiegend in die
Haͤnde Einer Nation gerathen zu laſſen; die
franzoͤſiſche kann ihrer Natur nach nie eine
ſo ſtrengcommercirende werden, als die eng-
liſche es ſich ſeit langer Zeit zur Natur ge-
macht hat, und wir wuͤrden immer noch
ein gutes Mitleben genieſſen.



Den 8ten Auguſt 1812.

Nach einer unruhigen Nacht, die mir
meine Pamina durch ihr muͤtterliches Su-
chen nach den ihr geſtern abgenommnen
Jungen gemacht, bin ich heut in mein ſte-
ben und ſiebzigſtes Jahr getreten; der Him-
mel gebe, daß es nicht dem vorigen an
großen Geldverluſten, Krankheiten meiner
Lebensgefaͤhrtin und andern Zeitereigniſſen
gleichen moͤge, denen man nichts als Ge-
duld und den Glauben entgegen ſetzen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0456" n="439"/>
der Rhein noch wieder germani&#x017F;ch, und Eu-<lb/>
ropa von der dru&#x0364;ckenden franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Umar-<lb/>
mung durch den fra&#x0364;nki&#x017F;chen Be&#x017F;itz von<lb/>
Dalmatien und der Nordku&#x0364;&#x017F;te entbunden<lb/>
werden. Mo&#x0364;chten dann &#x017F;ich auch die Fran-<lb/>
zo&#x017F;en wieder Egyptens bema&#x0364;chtigen, um den,<lb/>
&#x017F;tets nach Verkehrsmonopolien &#x017F;trebenden<lb/>
Britten entgegen zu &#x017F;tehen und die Han-<lb/>
delsopulenz nicht zu u&#x0364;berwiegend in die<lb/>
Ha&#x0364;nde Einer Nation gerathen zu la&#x017F;&#x017F;en; die<lb/>
franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che kann ihrer Natur nach nie eine<lb/>
&#x017F;o &#x017F;trengcommercirende werden, als die eng-<lb/>
li&#x017F;che es &#x017F;ich &#x017F;eit langer Zeit zur Natur ge-<lb/>
macht hat, und wir wu&#x0364;rden immer noch<lb/>
ein gutes Mitleben genie&#x017F;&#x017F;en.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head>Den 8ten Augu&#x017F;t 1812.</head><lb/>
          <p>Nach einer unruhigen Nacht, die mir<lb/>
meine <hi rendition="#g">Pamina</hi> durch ihr mu&#x0364;tterliches Su-<lb/>
chen nach den ihr ge&#x017F;tern abgenommnen<lb/>
Jungen gemacht, bin ich heut in mein &#x017F;te-<lb/>
ben und &#x017F;iebzig&#x017F;tes Jahr getreten; der Him-<lb/>
mel gebe, daß es nicht dem vorigen an<lb/>
großen Geldverlu&#x017F;ten, Krankheiten meiner<lb/>
Lebensgefa&#x0364;hrtin und andern Zeitereigni&#x017F;&#x017F;en<lb/>
gleichen mo&#x0364;ge, denen man nichts als Ge-<lb/>
duld und den Glauben entgegen &#x017F;etzen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[439/0456] der Rhein noch wieder germaniſch, und Eu- ropa von der druͤckenden franzoͤſiſchen Umar- mung durch den fraͤnkiſchen Beſitz von Dalmatien und der Nordkuͤſte entbunden werden. Moͤchten dann ſich auch die Fran- zoſen wieder Egyptens bemaͤchtigen, um den, ſtets nach Verkehrsmonopolien ſtrebenden Britten entgegen zu ſtehen und die Han- delsopulenz nicht zu uͤberwiegend in die Haͤnde Einer Nation gerathen zu laſſen; die franzoͤſiſche kann ihrer Natur nach nie eine ſo ſtrengcommercirende werden, als die eng- liſche es ſich ſeit langer Zeit zur Natur ge- macht hat, und wir wuͤrden immer noch ein gutes Mitleben genieſſen. Den 8ten Auguſt 1812. Nach einer unruhigen Nacht, die mir meine Pamina durch ihr muͤtterliches Su- chen nach den ihr geſtern abgenommnen Jungen gemacht, bin ich heut in mein ſte- ben und ſiebzigſtes Jahr getreten; der Him- mel gebe, daß es nicht dem vorigen an großen Geldverluſten, Krankheiten meiner Lebensgefaͤhrtin und andern Zeitereigniſſen gleichen moͤge, denen man nichts als Ge- duld und den Glauben entgegen ſetzen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/456
Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/456>, abgerufen am 17.05.2024.