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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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er frug mich, ob ich mir nicht bey Zeiten
einen Wasiansky *) zulegen wollte? "Sie
"glauben es nicht, wie vortreflich es ist,
"einen Freund gefunden zu haben, dem
"man sein ganzes Hauswesen überlassen
"kann, mit voller Ueberzeugung, er werde
"es wie sein eignes verwalten,"
ich war
aber damals so wenig wie jetzt der Meinung
des philosophischen Erzvaters, der doch auch
manches kleine Hausgeschäft, bis ganz zu-
letzt, selbst persönlich übernahm, weil ich
den bloßen Entschluß zu solcher Hingebung
für ein Zeichen halte, daß das Gefühl der
höchsten Schwäche zum Durchbruch zu kom-
men auf dem Sprunge stehe, und daß man
diesem so lange als möglich vor oder auszu-
beugen trachten müsse. Kann nicht in sol-
chem Dienstfordern und Leisten die Freund-
schaft vom Forderer als Herrschaft gemiß-
braucht werden? Muß Sie nicht den Leister
bis zur Dienerschaft erniedrigen?

Meine
gehörige Blutwärme ist auch in der Schriftstelle-
rey gar nicht unwichtig.
*) Pfarrer bey der Tragheimschen Kirche, dem Kant
alle seine Geschäfte uneingeschränkt übergeben
hatte, wie man aus Wasianskys Schrift über
Kant
umständlicher ersehen kann.

er frug mich, ob ich mir nicht bey Zeiten
einen Waſiansky *) zulegen wollte? „Sie
„glauben es nicht, wie vortreflich es iſt,
„einen Freund gefunden zu haben, dem
„man ſein ganzes Hausweſen uͤberlaſſen
„kann, mit voller Ueberzeugung, er werde
„es wie ſein eignes verwalten,“
ich war
aber damals ſo wenig wie jetzt der Meinung
des philoſophiſchen Erzvaters, der doch auch
manches kleine Hausgeſchaͤft, bis ganz zu-
letzt, ſelbſt perſoͤnlich uͤbernahm, weil ich
den bloßen Entſchluß zu ſolcher Hingebung
fuͤr ein Zeichen halte, daß das Gefuͤhl der
hoͤchſten Schwaͤche zum Durchbruch zu kom-
men auf dem Sprunge ſtehe, und daß man
dieſem ſo lange als moͤglich vor oder auszu-
beugen trachten muͤſſe. Kann nicht in ſol-
chem Dienſtfordern und Leiſten die Freund-
ſchaft vom Forderer als Herrſchaft gemiß-
braucht werden? Muß Sie nicht den Leiſter
bis zur Dienerſchaft erniedrigen?

Meine
gehoͤrige Blutwaͤrme iſt auch in der Schriftſtelle-
rey gar nicht unwichtig.
*) Pfarrer bey der Tragheimſchen Kirche, dem Kant
alle ſeine Geſchaͤfte uneingeſchraͤnkt uͤbergeben
hatte, wie man aus Waſianskys Schrift uͤber
Kant
umſtaͤndlicher erſehen kann.
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[400/0417] er frug mich, ob ich mir nicht bey Zeiten einen Waſiansky *) zulegen wollte? „Sie „glauben es nicht, wie vortreflich es iſt, „einen Freund gefunden zu haben, dem „man ſein ganzes Hausweſen uͤberlaſſen „kann, mit voller Ueberzeugung, er werde „es wie ſein eignes verwalten,“ ich war aber damals ſo wenig wie jetzt der Meinung des philoſophiſchen Erzvaters, der doch auch manches kleine Hausgeſchaͤft, bis ganz zu- letzt, ſelbſt perſoͤnlich uͤbernahm, weil ich den bloßen Entſchluß zu ſolcher Hingebung fuͤr ein Zeichen halte, daß das Gefuͤhl der hoͤchſten Schwaͤche zum Durchbruch zu kom- men auf dem Sprunge ſtehe, und daß man dieſem ſo lange als moͤglich vor oder auszu- beugen trachten muͤſſe. Kann nicht in ſol- chem Dienſtfordern und Leiſten die Freund- ſchaft vom Forderer als Herrſchaft gemiß- braucht werden? Muß Sie nicht den Leiſter bis zur Dienerſchaft erniedrigen? Meine **) *) Pfarrer bey der Tragheimſchen Kirche, dem Kant alle ſeine Geſchaͤfte uneingeſchraͤnkt uͤbergeben hatte, wie man aus Waſianskys Schrift uͤber Kant umſtaͤndlicher erſehen kann. **) gehoͤrige Blutwaͤrme iſt auch in der Schriftſtelle- rey gar nicht unwichtig.

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/417>, abgerufen am 22.11.2024.