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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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gangs- und Herzensfreunde Beweise davon
ablegen. So vertraut man mit einem Clas-
sencameraden wird, wird man mit keinem
andern Menschen, und wird man es in der
Folge, so ist oft der Leim, der die Herzen
verbindet, nicht so ganz reiner Art, wie der
Schulandenkenleim. Es wäre zu wünschen,
daß alle Fürsten ihre Söhne wenigstens bis
in das 12te Jahr öffentliche Schulen be-
suchen ließen, nur mit dem Befehl an die
Lehrer, keine Notitz von der Prinzlichkeit
zu nehmen, den Nebenkindern darf man es
nicht verbieten, diese werden, sobald sie das
Beyspiel der Lehrer nicht weiter furchtsam
macht, sich mit den jungen Durchlauchten
schon zurecht finden. *)

*) Gestern (18. April 1813.) fand ich in dem em-
pfehlenswerthen Esprit de la methode d'educa-
tion de Pestalozzi par M. A. Jullien a Milan
1812. Tom. I. pag.
186. folgende Stelle, die
meine Meinung vollkommen bestätigt: les hom-
mes les mieux eleves sont ceux, qui ont pu
tour a tour se nourrir des impressions bien-
faisantes de l'education domestique, et achever
de se former dans l'atmosphere de l'education
publique. M. de Guibert, dans son excellent
eloge du chancelier l'Hopital -- parle ainsi
de la maniere, dont il avoit ete eleve: "le

gangs- und Herzensfreunde Beweiſe davon
ablegen. So vertraut man mit einem Claſ-
ſencameraden wird, wird man mit keinem
andern Menſchen, und wird man es in der
Folge, ſo iſt oft der Leim, der die Herzen
verbindet, nicht ſo ganz reiner Art, wie der
Schulandenkenleim. Es waͤre zu wuͤnſchen,
daß alle Fuͤrſten ihre Soͤhne wenigſtens bis
in das 12te Jahr oͤffentliche Schulen be-
ſuchen ließen, nur mit dem Befehl an die
Lehrer, keine Notitz von der Prinzlichkeit
zu nehmen, den Nebenkindern darf man es
nicht verbieten, dieſe werden, ſobald ſie das
Beyſpiel der Lehrer nicht weiter furchtſam
macht, ſich mit den jungen Durchlauchten
ſchon zurecht finden. *)

*) Geſtern (18. April 1813.) fand ich in dem em-
pfehlenswerthen Esprit de la methode d’educa-
tion de Peſtalozzi par M. A. Jullien à Milan
1812. Tom. I. pag.
186. folgende Stelle, die
meine Meinung vollkommen beſtaͤtigt: les hom-
mes les mieux éleves ſont ceux, qui ont pu
tour à tour ſe nourrir des impreſſions bien-
faiſantes de l’education domeſtique, et achever
de ſe former dans l’atmoſphere de l’education
publique. M. de Guibert, dans ſon excellent
éloge du chancelier l’Hopital — parle ainſi
de la manière, dont il avoit été élevé: „le
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[24/0041] gangs- und Herzensfreunde Beweiſe davon ablegen. So vertraut man mit einem Claſ- ſencameraden wird, wird man mit keinem andern Menſchen, und wird man es in der Folge, ſo iſt oft der Leim, der die Herzen verbindet, nicht ſo ganz reiner Art, wie der Schulandenkenleim. Es waͤre zu wuͤnſchen, daß alle Fuͤrſten ihre Soͤhne wenigſtens bis in das 12te Jahr oͤffentliche Schulen be- ſuchen ließen, nur mit dem Befehl an die Lehrer, keine Notitz von der Prinzlichkeit zu nehmen, den Nebenkindern darf man es nicht verbieten, dieſe werden, ſobald ſie das Beyſpiel der Lehrer nicht weiter furchtſam macht, ſich mit den jungen Durchlauchten ſchon zurecht finden. *) *) Geſtern (18. April 1813.) fand ich in dem em- pfehlenswerthen Esprit de la methode d’educa- tion de Peſtalozzi par M. A. Jullien à Milan 1812. Tom. I. pag. 186. folgende Stelle, die meine Meinung vollkommen beſtaͤtigt: les hom- mes les mieux éleves ſont ceux, qui ont pu tour à tour ſe nourrir des impreſſions bien- faiſantes de l’education domeſtique, et achever de ſe former dans l’atmoſphere de l’education publique. M. de Guibert, dans ſon excellent éloge du chancelier l’Hopital — parle ainſi de la manière, dont il avoit été élevé: „le

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/41>, abgerufen am 25.04.2024.