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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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hinderte, wahre Andacht dabey zu haben.
Meine Jdee von Gott erlaubt mir eigent-
lich kein Beten, ich bete aber doch, weil
dieses Erzählen meiner Lage und Gedanken,
wenn ich es Gott, der doch alles ohne mich
weiß, vortrage, eine Herzenserleichterung
ist, die, wenn ich mich ihr überlasse, ihre
gute Wirkung nie verfehlt.

Jn Pestolozzis Nachforschungen
über den Gang der Natur in der
Entwickelung des Menschenge-
schlechts.
Zürich 1797. fand ich vor eini-
ger Zeit folgende Stelle Seite. 217. die sich
unsre Zeit merken sollte.

"Die Religion
"muß die Sache der Sittlichkeit seyn, als
"Sache der Macht ist sie in ihrem Wesen
"nicht Religion, und das Finanzgeschrey
"der durch ihre philosophischen Jrrthümer
"und durch ihre politischen Gewaltthätigkeiten
"bankerout gewordnen Staatskünstler, daß
"wir wieder zur Religiosität zurückgestimmt
"werden müssen, dieses Finanzgeschrey einer
"Staatskunst, die, nachdem sie das Men-
"schengeschlecht auf das Aeußerste gebracht
"hat, sich auch nun selber auf diesem Aeußer-
"sten befindet, wird uns, so wie es ist,
B b

hinderte, wahre Andacht dabey zu haben.
Meine Jdee von Gott erlaubt mir eigent-
lich kein Beten, ich bete aber doch, weil
dieſes Erzaͤhlen meiner Lage und Gedanken,
wenn ich es Gott, der doch alles ohne mich
weiß, vortrage, eine Herzenserleichterung
iſt, die, wenn ich mich ihr uͤberlaſſe, ihre
gute Wirkung nie verfehlt.

Jn Peſtolozzis Nachforſchungen
uͤber den Gang der Natur in der
Entwickelung des Menſchenge-
ſchlechts.
Zuͤrich 1797. fand ich vor eini-
ger Zeit folgende Stelle Seite. 217. die ſich
unſre Zeit merken ſollte.

„Die Religion
„muß die Sache der Sittlichkeit ſeyn, als
„Sache der Macht iſt ſie in ihrem Weſen
„nicht Religion, und das Finanzgeſchrey
„der durch ihre philoſophiſchen Jrrthuͤmer
„und durch ihre politiſchen Gewaltthaͤtigkeiten
„bankerout gewordnen Staatskuͤnſtler, daß
„wir wieder zur Religioſitaͤt zuruͤckgeſtimmt
„werden muͤſſen, dieſes Finanzgeſchrey einer
„Staatskunſt, die, nachdem ſie das Men-
„ſchengeſchlecht auf das Aeußerſte gebracht
„hat, ſich auch nun ſelber auf dieſem Aeußer-
„ſten befindet, wird uns, ſo wie es iſt,
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[385/0402] hinderte, wahre Andacht dabey zu haben. Meine Jdee von Gott erlaubt mir eigent- lich kein Beten, ich bete aber doch, weil dieſes Erzaͤhlen meiner Lage und Gedanken, wenn ich es Gott, der doch alles ohne mich weiß, vortrage, eine Herzenserleichterung iſt, die, wenn ich mich ihr uͤberlaſſe, ihre gute Wirkung nie verfehlt. Jn Peſtolozzis Nachforſchungen uͤber den Gang der Natur in der Entwickelung des Menſchenge- ſchlechts. Zuͤrich 1797. fand ich vor eini- ger Zeit folgende Stelle Seite. 217. die ſich unſre Zeit merken ſollte. „Die Religion „muß die Sache der Sittlichkeit ſeyn, als „Sache der Macht iſt ſie in ihrem Weſen „nicht Religion, und das Finanzgeſchrey „der durch ihre philoſophiſchen Jrrthuͤmer „und durch ihre politiſchen Gewaltthaͤtigkeiten „bankerout gewordnen Staatskuͤnſtler, daß „wir wieder zur Religioſitaͤt zuruͤckgeſtimmt „werden muͤſſen, dieſes Finanzgeſchrey einer „Staatskunſt, die, nachdem ſie das Men- „ſchengeſchlecht auf das Aeußerſte gebracht „hat, ſich auch nun ſelber auf dieſem Aeußer- „ſten befindet, wird uns, ſo wie es iſt, B b

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/402>, abgerufen am 21.05.2024.