würden, sich zutraulich an uns zu wenden, dann wird die Selbsterkenntniß beynah un- möglich, indem die Zunähme jenes Ahnens zum Selbstglauben an den in uns verborgnen Schatz bringt, und dieser bald in ein Uebel- nehmen ausartet, wenn andre die Anwei- sungen auf ihn nicht für baare Münze wol- len gelten lassen. Gewinnen kann und wird man indessen nichts bey solchem Glauben an sich selbst, ohne sichres Wissen von sich selbst, vielmehr reizt es, hartherzig, an- spruchmachend und lieblos zu werden.
Gott Lob! daß ich unpharisäisch sprechen kann: ich danke dir Gott, daß ich keines von diesem allen bin. Meine Selbsterkennt- niß hat mich jederzeit in der Demuth erhal- ten, die mir manchen frohen Augenblick ge- macht hat, wenn ich selbst solche Leute auf mein Wort achten gesehen, von denen ich überzeugt war, sie würden sich das, was sie von mir hörten, besser selbst gesagt haben, wären sie bey ihrer Selbstprüfung so ehrlich zu Werke gegangen, wie ich bey der meini- gen ging und gehe. *) Vorgefaßte und zur
*) Der General Klinger hat in seinen vor- züglich auf Lehre, Strafe und Besserung der
wuͤrden, ſich zutraulich an uns zu wenden, dann wird die Selbſterkenntniß beynah un- moͤglich, indem die Zunaͤhme jenes Ahnens zum Selbſtglauben an den in uns verborgnen Schatz bringt, und dieſer bald in ein Uebel- nehmen ausartet, wenn andre die Anwei- ſungen auf ihn nicht fuͤr baare Muͤnze wol- len gelten laſſen. Gewinnen kann und wird man indeſſen nichts bey ſolchem Glauben an ſich ſelbſt, ohne ſichres Wiſſen von ſich ſelbſt, vielmehr reizt es, hartherzig, an- ſpruchmachend und lieblos zu werden.
Gott Lob! daß ich unphariſaͤiſch ſprechen kann: ich danke dir Gott, daß ich keines von dieſem allen bin. Meine Selbſterkennt- niß hat mich jederzeit in der Demuth erhal- ten, die mir manchen frohen Augenblick ge- macht hat, wenn ich ſelbſt ſolche Leute auf mein Wort achten geſehen, von denen ich uͤberzeugt war, ſie wuͤrden ſich das, was ſie von mir hoͤrten, beſſer ſelbſt geſagt haben, waͤren ſie bey ihrer Selbſtpruͤfung ſo ehrlich zu Werke gegangen, wie ich bey der meini- gen ging und gehe. *) Vorgefaßte und zur
*) Der General Klinger hat in ſeinen vor- zuͤglich auf Lehre, Strafe und Beſſerung der
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wuͤrden, ſich zutraulich an uns zu wenden,
dann wird die Selbſterkenntniß beynah un-
moͤglich, indem die Zunaͤhme jenes Ahnens
zum Selbſtglauben an den in uns verborgnen
Schatz bringt, und dieſer bald in ein Uebel-
nehmen ausartet, wenn andre die Anwei-
ſungen auf ihn nicht fuͤr baare Muͤnze wol-
len gelten laſſen. Gewinnen kann und wird
man indeſſen nichts bey ſolchem Glauben
an ſich ſelbſt, ohne ſichres Wiſſen von ſich
ſelbſt, vielmehr reizt es, hartherzig, an-
ſpruchmachend und lieblos zu werden.
Gott Lob! daß ich unphariſaͤiſch ſprechen
kann: ich danke dir Gott, daß ich keines
von dieſem allen bin. Meine Selbſterkennt-
niß hat mich jederzeit in der Demuth erhal-
ten, die mir manchen frohen Augenblick ge-
macht hat, wenn ich ſelbſt ſolche Leute auf
mein Wort achten geſehen, von denen ich
uͤberzeugt war, ſie wuͤrden ſich das, was ſie
von mir hoͤrten, beſſer ſelbſt geſagt haben,
waͤren ſie bey ihrer Selbſtpruͤfung ſo ehrlich
zu Werke gegangen, wie ich bey der meini-
gen ging und gehe. *) Vorgefaßte und zur
*) Der General Klinger hat in ſeinen vor-
zuͤglich auf Lehre, Strafe und Beſſerung der
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/345>, abgerufen am 25.11.2024.
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