Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.Wohl gehe es endlich überall diesem deut- Deutschen sich jetzt nicht wider den geschwächten
und vielleicht sogar gedemüthigten Napoleon er- heben, und ihn die von ihm so lang geduldeten Erniedrigungen wollen entgelten lassen, so ist es warlich nicht die Schuld des Ministers v. Stein, der in diesen, ihm nicht zu verdenkenden Gesin- nungen unterhalten und bestärkt wird von seinem Begleiter dem Professor Moriz Arndt, den man aus seinen trefflichen Reisen und kühnen drasti- schen Aeußerungen im Geist der Zeit etc. kennt, und der wohl nicht leicht einen bey per- sönlicher Bekanntschaft mit ihm an das minuit praesentia laudem erinnern, aber wohl zu dem Wunsche bewegen wird, daß er sich bisweilen zu einer der guten Sache unschädlichen Mäßigung des Ausdrucks über manche Zeitsachen und Per- sonen entschließen möchte; das blanke breite Schlachtschwerdt schriftlicher Darstellung trifft nicht immer siegreich. Der Himmel gebe indessen, daß solcher Männer große, muthige Jdeen ein Ende gewinnen, wie sie es hoffen und ich nebst vielen tausenden es eben so gewiß erwarten! -- O Gott Lob, Gott Lob, daß diese Hoffnungen und Erwartungen nicht vergebens gewesen, und möchte doch die Geschichte den Kraftmann Stein und seinen Geist- und Muthgenossen volle Gerechtig- keit wiederfahren lassen! (2. Jan. 1815.) Wohl gehe es endlich uͤberall dieſem deut- Deutſchen ſich jetzt nicht wider den geſchwaͤchten
und vielleicht ſogar gedemuͤthigten Napoleon er- heben, und ihn die von ihm ſo lang geduldeten Erniedrigungen wollen entgelten laſſen, ſo iſt es warlich nicht die Schuld des Miniſters v. Stein, der in dieſen, ihm nicht zu verdenkenden Geſin- nungen unterhalten und beſtaͤrkt wird von ſeinem Begleiter dem Profeſſor Moriz Arndt, den man aus ſeinen trefflichen Reiſen und kuͤhnen draſti- ſchen Aeußerungen im Geiſt der Zeit ꝛc. kennt, und der wohl nicht leicht einen bey per- ſoͤnlicher Bekanntſchaft mit ihm an das minuit praeſentia laudem erinnern, aber wohl zu dem Wunſche bewegen wird, daß er ſich bisweilen zu einer der guten Sache unſchaͤdlichen Maͤßigung des Ausdrucks uͤber manche Zeitſachen und Per- ſonen entſchließen moͤchte; das blanke breite Schlachtſchwerdt ſchriftlicher Darſtellung trifft nicht immer ſiegreich. Der Himmel gebe indeſſen, daß ſolcher Maͤnner große, muthige Jdeen ein Ende gewinnen, wie ſie es hoffen und ich nebſt vielen tauſenden es eben ſo gewiß erwarten! — O Gott Lob, Gott Lob, daß dieſe Hoffnungen und Erwartungen nicht vergebens geweſen, und moͤchte doch die Geſchichte den Kraftmann Stein und ſeinen Geiſt- und Muthgenoſſen volle Gerechtig- keit wiederfahren laſſen! (2. Jan. 1815.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0300" n="283"/> <p>Wohl gehe es endlich uͤberall dieſem deut-<lb/> ſchen <hi rendition="#g">Baron,</hi> der den Adel ſehr liebte und<lb/> ſchaͤtzte, aber nicht minder richtig uͤber ihn<lb/> dachte und ſprach; lebenslang wird mich jede<lb/><note next="#seg2pn_27_3" xml:id="seg2pn_27_2" prev="#seg2pn_27_1" place="foot" n="*)">Deutſchen ſich jetzt nicht wider den geſchwaͤchten<lb/> und vielleicht ſogar gedemuͤthigten Napoleon er-<lb/> heben, und ihn die von ihm ſo lang geduldeten<lb/> Erniedrigungen wollen entgelten laſſen, ſo iſt es<lb/> warlich nicht die Schuld des Miniſters v. <hi rendition="#g">Stein,</hi><lb/> der in dieſen, ihm nicht zu verdenkenden Geſin-<lb/> nungen unterhalten und beſtaͤrkt wird von ſeinem<lb/> Begleiter dem Profeſſor Moriz <hi rendition="#g">Arndt,</hi> den man<lb/> aus ſeinen trefflichen Reiſen und kuͤhnen draſti-<lb/> ſchen Aeußerungen im <hi rendition="#g">Geiſt der Zeit</hi> ꝛc.<lb/> kennt, und der wohl nicht leicht einen bey per-<lb/> ſoͤnlicher Bekanntſchaft mit ihm an das <hi rendition="#aq">minuit<lb/> praeſentia laudem</hi> erinnern, aber wohl zu dem<lb/> Wunſche bewegen wird, daß er ſich bisweilen zu<lb/> einer der guten Sache unſchaͤdlichen Maͤßigung<lb/> des Ausdrucks uͤber manche Zeitſachen und Per-<lb/> ſonen entſchließen moͤchte; das blanke breite<lb/> Schlachtſchwerdt ſchriftlicher Darſtellung trifft nicht<lb/> immer ſiegreich. Der Himmel gebe indeſſen, daß<lb/> ſolcher Maͤnner große, muthige Jdeen ein Ende<lb/> gewinnen, wie ſie es hoffen und ich nebſt vielen<lb/> tauſenden es eben ſo gewiß erwarten! — O<lb/> Gott Lob, Gott Lob, daß dieſe Hoffnungen und<lb/> Erwartungen nicht vergebens geweſen, und moͤchte<lb/> doch die Geſchichte den Kraftmann <hi rendition="#g">Stein</hi> und<lb/> ſeinen Geiſt- und Muthgenoſſen volle Gerechtig-<lb/> keit wiederfahren laſſen! (2. Jan. 1815.)</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [283/0300]
Wohl gehe es endlich uͤberall dieſem deut-
ſchen Baron, der den Adel ſehr liebte und
ſchaͤtzte, aber nicht minder richtig uͤber ihn
dachte und ſprach; lebenslang wird mich jede
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*) Deutſchen ſich jetzt nicht wider den geſchwaͤchten
und vielleicht ſogar gedemuͤthigten Napoleon er-
heben, und ihn die von ihm ſo lang geduldeten
Erniedrigungen wollen entgelten laſſen, ſo iſt es
warlich nicht die Schuld des Miniſters v. Stein,
der in dieſen, ihm nicht zu verdenkenden Geſin-
nungen unterhalten und beſtaͤrkt wird von ſeinem
Begleiter dem Profeſſor Moriz Arndt, den man
aus ſeinen trefflichen Reiſen und kuͤhnen draſti-
ſchen Aeußerungen im Geiſt der Zeit ꝛc.
kennt, und der wohl nicht leicht einen bey per-
ſoͤnlicher Bekanntſchaft mit ihm an das minuit
praeſentia laudem erinnern, aber wohl zu dem
Wunſche bewegen wird, daß er ſich bisweilen zu
einer der guten Sache unſchaͤdlichen Maͤßigung
des Ausdrucks uͤber manche Zeitſachen und Per-
ſonen entſchließen moͤchte; das blanke breite
Schlachtſchwerdt ſchriftlicher Darſtellung trifft nicht
immer ſiegreich. Der Himmel gebe indeſſen, daß
ſolcher Maͤnner große, muthige Jdeen ein Ende
gewinnen, wie ſie es hoffen und ich nebſt vielen
tauſenden es eben ſo gewiß erwarten! — O
Gott Lob, Gott Lob, daß dieſe Hoffnungen und
Erwartungen nicht vergebens geweſen, und moͤchte
doch die Geſchichte den Kraftmann Stein und
ſeinen Geiſt- und Muthgenoſſen volle Gerechtig-
keit wiederfahren laſſen! (2. Jan. 1815.)
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