ten zu sehen, wozu wir die preußische Mo- narchie allein nur berechtigt, und auch fähig dazu dachten. Jn dem unleugbaren, aber durch Schlafheit und Ungeschicklichkeit über uns gekommnen Unglück liegt freylich eine häßliche Demüthigung, wird man aber sich aus ihr durch Haß und Verleumdung des Demüthigers ziehen, oder sich an ihm rä- chen? Kömmt nun dazu noch die Empfin- dung persönlich erlittener Verluste, so müs- sen einen die schiefen, oft unanständigen Ur- theile über Napoleon nicht befremden; son- derbar bleibt es indessen doch, daß die wun- derbaren Wirkungen einer rasch angewand- ten Jntelligenz bisher keinen dahin gebracht haben, mehr auf Jntelligenz zu achten und ihr zufolge klug und gerecht, das heißt ächt consequent zu handeln. Die Haupt- ursache der von Napoleon ausgeübten Er- niedrigungen liegt wohl in der Zwecklosig- keit der meisten Maaßregeln und in dem unselbstständigen Wankelmuth der einmal ergriffnen, wenn auch kleinlichen Maaßre- regeln. Würde aber die Vorsehung diese Obergewaltausübung, die Bonoparte, laut angeführter Proclamation, schon so früh ahnte, und die ihn das est Deus in nobis,
ten zu ſehen, wozu wir die preußiſche Mo- narchie allein nur berechtigt, und auch faͤhig dazu dachten. Jn dem unleugbaren, aber durch Schlafheit und Ungeſchicklichkeit uͤber uns gekommnen Ungluͤck liegt freylich eine haͤßliche Demuͤthigung, wird man aber ſich aus ihr durch Haß und Verleumdung des Demuͤthigers ziehen, oder ſich an ihm raͤ- chen? Koͤmmt nun dazu noch die Empfin- dung perſoͤnlich erlittener Verluſte, ſo muͤſ- ſen einen die ſchiefen, oft unanſtaͤndigen Ur- theile uͤber Napoleon nicht befremden; ſon- derbar bleibt es indeſſen doch, daß die wun- derbaren Wirkungen einer raſch angewand- ten Jntelligenz bisher keinen dahin gebracht haben, mehr auf Jntelligenz zu achten und ihr zufolge klug und gerecht, das heißt aͤcht conſequent zu handeln. Die Haupt- urſache der von Napoleon ausgeuͤbten Er- niedrigungen liegt wohl in der Zweckloſig- keit der meiſten Maaßregeln und in dem unſelbſtſtaͤndigen Wankelmuth der einmal ergriffnen, wenn auch kleinlichen Maaßre- regeln. Wuͤrde aber die Vorſehung dieſe Obergewaltausuͤbung, die Bonoparte, laut angefuͤhrter Proclamation, ſchon ſo fruͤh ahnte, und die ihn das eſt Deus in nobis,
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ten zu ſehen, wozu wir die preußiſche Mo-
narchie allein nur berechtigt, und auch faͤhig
dazu dachten. Jn dem unleugbaren, aber
durch Schlafheit und Ungeſchicklichkeit uͤber
uns gekommnen Ungluͤck liegt freylich eine
haͤßliche Demuͤthigung, wird man aber ſich
aus ihr durch Haß und Verleumdung des
Demuͤthigers ziehen, oder ſich an ihm raͤ-
chen? Koͤmmt nun dazu noch die Empfin-
dung perſoͤnlich erlittener Verluſte, ſo muͤſ-
ſen einen die ſchiefen, oft unanſtaͤndigen Ur-
theile uͤber Napoleon nicht befremden; ſon-
derbar bleibt es indeſſen doch, daß die wun-
derbaren Wirkungen einer raſch angewand-
ten Jntelligenz bisher keinen dahin gebracht
haben, mehr auf Jntelligenz zu achten und
ihr zufolge klug und gerecht, das heißt
aͤcht conſequent zu handeln. Die Haupt-
urſache der von Napoleon ausgeuͤbten Er-
niedrigungen liegt wohl in der Zweckloſig-
keit der meiſten Maaßregeln und in dem
unſelbſtſtaͤndigen Wankelmuth der einmal
ergriffnen, wenn auch kleinlichen Maaßre-
regeln. Wuͤrde aber die Vorſehung dieſe
Obergewaltausuͤbung, die Bonoparte, laut
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/293>, abgerufen am 27.11.2024.
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