sen läßt, das frisch oder gedörrt nur Vieh- futter abgiebt; geräth er aber unter die Hände treuer moralischer Bearbeiter, was kann er dann nicht für Früchte tragen, Men- schen zu nähren, die auch dem Thiere sein gebührendes Antheil lassen, denn der Ge- rechte erbarmt sich auch seines Viehes. Frey- lich kommt es, wenn die Saat gedeihen soll, viel auf Clima und Witterung an, die alle beyde an Höfen gedeihlicher aussehen, als sie wirklich sind; allein sollte man nicht auch hier die wahre Kunst zu Hülfe nehmen kön- nen, die schon oft das verbessert hat, was nur darum schlimm war, weil man es zu sehr einer üppigen Natur überließ?
Beym Nachdenken über manches aus der Geschichte dieser Prinzessin hab ich die Wahrheit des Vorstehenden bestätigt gefun- den, und wie würd' es mich freuen, wenn manches, was ich hier vorgelesen, im Vor- beygehen gesagt habe, oder worüber in klei- nen Gesprächen nähere Untersuchungen an- gestellt wurden, ihren guten Geistesboden fähiger gemacht hätte, in der Folge, je frü- her je besser, nützliche Früchte für ihre eigne Person und auch für andre zu tragen!
ſen laͤßt, das friſch oder gedoͤrrt nur Vieh- futter abgiebt; geraͤth er aber unter die Haͤnde treuer moraliſcher Bearbeiter, was kann er dann nicht fuͤr Fruͤchte tragen, Men- ſchen zu naͤhren, die auch dem Thiere ſein gebuͤhrendes Antheil laſſen, denn der Ge- rechte erbarmt ſich auch ſeines Viehes. Frey- lich kommt es, wenn die Saat gedeihen ſoll, viel auf Clima und Witterung an, die alle beyde an Hoͤfen gedeihlicher ausſehen, als ſie wirklich ſind; allein ſollte man nicht auch hier die wahre Kunſt zu Huͤlfe nehmen koͤn- nen, die ſchon oft das verbeſſert hat, was nur darum ſchlimm war, weil man es zu ſehr einer uͤppigen Natur uͤberließ?
Beym Nachdenken uͤber manches aus der Geſchichte dieſer Prinzeſſin hab ich die Wahrheit des Vorſtehenden beſtaͤtigt gefun- den, und wie wuͤrd’ es mich freuen, wenn manches, was ich hier vorgeleſen, im Vor- beygehen geſagt habe, oder woruͤber in klei- nen Geſpraͤchen naͤhere Unterſuchungen an- geſtellt wurden, ihren guten Geiſtesboden faͤhiger gemacht haͤtte, in der Folge, je fruͤ- her je beſſer, nuͤtzliche Fruͤchte fuͤr ihre eigne Perſon und auch fuͤr andre zu tragen!
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ſen laͤßt, das friſch oder gedoͤrrt nur Vieh-
futter abgiebt; geraͤth er aber unter die
Haͤnde treuer moraliſcher Bearbeiter, was
kann er dann nicht fuͤr Fruͤchte tragen, Men-
ſchen zu naͤhren, die auch dem Thiere ſein
gebuͤhrendes Antheil laſſen, denn der Ge-
rechte erbarmt ſich auch ſeines Viehes. Frey-
lich kommt es, wenn die Saat gedeihen ſoll,
viel auf Clima und Witterung an, die alle
beyde an Hoͤfen gedeihlicher ausſehen, als
ſie wirklich ſind; allein ſollte man nicht auch
hier die wahre Kunſt zu Huͤlfe nehmen koͤn-
nen, die ſchon oft das verbeſſert hat, was
nur darum ſchlimm war, weil man es zu
ſehr einer uͤppigen Natur uͤberließ?
Beym Nachdenken uͤber manches aus
der Geſchichte dieſer Prinzeſſin hab ich die
Wahrheit des Vorſtehenden beſtaͤtigt gefun-
den, und wie wuͤrd’ es mich freuen, wenn
manches, was ich hier vorgeleſen, im Vor-
beygehen geſagt habe, oder woruͤber in klei-
nen Geſpraͤchen naͤhere Unterſuchungen an-
geſtellt wurden, ihren guten Geiſtesboden
faͤhiger gemacht haͤtte, in der Folge, je fruͤ-
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/282>, abgerufen am 27.11.2024.
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