gener gelebt haben und noch jetzt leben, wo mir das Mitleben, besonders körperlich, manchmal herzlich sauer wird, allein das Bewußtseyn, daß zu mancher Ausrichtung meine Kräfte nicht hinreichen, treibt mich zum Versuche, ihre Wirksamkeit durch den Umgang mit Stärkern zu vergrößern. Ja diese Hülfslustigkeit hilft mir sogar eine Art von Abneigung gegen hohe Standes- personen überwinden, und da, wo ihre freye Aeußerung mir oder andern unvortheilhaft werden könnte, selbige durch eine lachende Wendung zu plätten und zu lasuriren. Un- ten kann man lesen, wie der alte Regnier Horazens Worte: Dulcis inexpertis cultura potentis amici, Expertus metuit*) paraphrisirt hat.
tion Staatsrath bey der Sektion des Cultus und öffentlichen Unterrichts wurde, und besonders dem Fach des Cultus vorsteht. Jst er nun gleich durch seinen jetzigen Aufenthalt in Berlin für mich ver- loren, so leb ich doch in der Freude über das viele Gute, das er durch Eifer und Thätigkeit dort stiften wird.
*)Les grands Seigneurs.
Il faut toujours au grands Seigneurs Rendre toute sorte d'honneurs,
gener gelebt haben und noch jetzt leben, wo mir das Mitleben, beſonders koͤrperlich, manchmal herzlich ſauer wird, allein das Bewußtſeyn, daß zu mancher Ausrichtung meine Kraͤfte nicht hinreichen, treibt mich zum Verſuche, ihre Wirkſamkeit durch den Umgang mit Staͤrkern zu vergroͤßern. Ja dieſe Huͤlfsluſtigkeit hilft mir ſogar eine Art von Abneigung gegen hohe Standes- perſonen uͤberwinden, und da, wo ihre freye Aeußerung mir oder andern unvortheilhaft werden koͤnnte, ſelbige durch eine lachende Wendung zu plaͤtten und zu laſuriren. Un- ten kann man leſen, wie der alte Regnier Horazens Worte: Dulcis inexpertis cultura potentis amici, Expertus metuit*) paraphriſirt hat.
tion Staatsrath bey der Sektion des Cultus und oͤffentlichen Unterrichts wurde, und beſonders dem Fach des Cultus vorſteht. Jſt er nun gleich durch ſeinen jetzigen Aufenthalt in Berlin fuͤr mich ver- loren, ſo leb ich doch in der Freude uͤber das viele Gute, das er durch Eifer und Thaͤtigkeit dort ſtiften wird.
*)Les grands Seigneurs.
Il faut toujours au grands Seigneurs Rendre toute ſorte d’honneurs,
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gener gelebt haben und noch jetzt leben, wo
mir das Mitleben, beſonders koͤrperlich,
manchmal herzlich ſauer wird, allein das
Bewußtſeyn, daß zu mancher Ausrichtung
meine Kraͤfte nicht hinreichen, treibt mich
zum Verſuche, ihre Wirkſamkeit durch den
Umgang mit Staͤrkern zu vergroͤßern. Ja
dieſe Huͤlfsluſtigkeit hilft mir ſogar eine
Art von Abneigung gegen hohe Standes-
perſonen uͤberwinden, und da, wo ihre freye
Aeußerung mir oder andern unvortheilhaft
werden koͤnnte, ſelbige durch eine lachende
Wendung zu plaͤtten und zu laſuriren. Un-
ten kann man leſen, wie der alte Regnier
Horazens Worte:
Dulcis inexpertis cultura potentis amici,
Expertus metuit *) paraphriſirt hat.
*)
*) Les grands Seigneurs.
Il faut toujours au grands Seigneurs
Rendre toute ſorte d’honneurs,
*) tion Staatsrath bey der Sektion des Cultus und
oͤffentlichen Unterrichts wurde, und beſonders dem
Fach des Cultus vorſteht. Jſt er nun gleich durch
ſeinen jetzigen Aufenthalt in Berlin fuͤr mich ver-
loren, ſo leb ich doch in der Freude uͤber das
viele Gute, das er durch Eifer und Thaͤtigkeit
dort ſtiften wird.
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/270>, abgerufen am 27.11.2024.
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