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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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Zeit, des Orts, des Vermögens etc. einem
vor dem andern den Ausschlag geben.

Jch hatte funfzehn Jahre unter vielen
Geschäften und Vergnügungen auf meinen
beyden kleinen Besitzungen zugebracht, doch
ohne ein wirklich landkunstverständiger Wirth
zu werden, und hatte, ungeachtet mancher
Untersuchungen über das Gute und Schlim-
me beyder Lebenswersen, noch immer nicht
zum Schlusse kommen können, ob der eng-
lische Dichter Cowper Recht habe, wenn er
sagt:

God made the country, and man made
the town.
(Gott machte das Land, der Mensch machte
die Stadt)

und wo ich am gemächlichsten mein letztes
Stündlein abwarten könnte. Endlich leuch-
teten mir bey einer langen schmerzhaften
Krankheit in Ebertswalde, und auch mei-
ner Gattin die Vortheile von der Naheit
ärztlicher Hülfe, an die ich eben keinen ber-
geversetzenden Glauben habe, doch so klar
ein, daß wir die Landwirthschaft, ungeachtet
des mir unterm 20. März 1792, vermuth-
lich auf Antrag des Herrn von Rochow
und des mir durch seine wohlgehaltne Gar-

Zeit, des Orts, des Vermoͤgens ꝛc. einem
vor dem andern den Ausſchlag geben.

Jch hatte funfzehn Jahre unter vielen
Geſchaͤften und Vergnuͤgungen auf meinen
beyden kleinen Beſitzungen zugebracht, doch
ohne ein wirklich landkunſtverſtaͤndiger Wirth
zu werden, und hatte, ungeachtet mancher
Unterſuchungen uͤber das Gute und Schlim-
me beyder Lebenswerſen, noch immer nicht
zum Schluſſe kommen koͤnnen, ob der eng-
liſche Dichter Cowper Recht habe, wenn er
ſagt:

God made the country, and man made
the town.
(Gott machte das Land, der Menſch machte
die Stadt)

und wo ich am gemaͤchlichſten mein letztes
Stuͤndlein abwarten koͤnnte. Endlich leuch-
teten mir bey einer langen ſchmerzhaften
Krankheit in Ebertswalde, und auch mei-
ner Gattin die Vortheile von der Naheit
aͤrztlicher Huͤlfe, an die ich eben keinen ber-
geverſetzenden Glauben habe, doch ſo klar
ein, daß wir die Landwirthſchaft, ungeachtet
des mir unterm 20. Maͤrz 1792, vermuth-
lich auf Antrag des Herrn von Rochow
und des mir durch ſeine wohlgehaltne Gar-

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[236/0253] Zeit, des Orts, des Vermoͤgens ꝛc. einem vor dem andern den Ausſchlag geben. Jch hatte funfzehn Jahre unter vielen Geſchaͤften und Vergnuͤgungen auf meinen beyden kleinen Beſitzungen zugebracht, doch ohne ein wirklich landkunſtverſtaͤndiger Wirth zu werden, und hatte, ungeachtet mancher Unterſuchungen uͤber das Gute und Schlim- me beyder Lebenswerſen, noch immer nicht zum Schluſſe kommen koͤnnen, ob der eng- liſche Dichter Cowper Recht habe, wenn er ſagt: God made the country, and man made the town. (Gott machte das Land, der Menſch machte die Stadt) und wo ich am gemaͤchlichſten mein letztes Stuͤndlein abwarten koͤnnte. Endlich leuch- teten mir bey einer langen ſchmerzhaften Krankheit in Ebertswalde, und auch mei- ner Gattin die Vortheile von der Naheit aͤrztlicher Huͤlfe, an die ich eben keinen ber- geverſetzenden Glauben habe, doch ſo klar ein, daß wir die Landwirthſchaft, ungeachtet des mir unterm 20. Maͤrz 1792, vermuth- lich auf Antrag des Herrn von Rochow und des mir durch ſeine wohlgehaltne Gar-

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/253>, abgerufen am 22.11.2024.