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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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nicht wohl gefallend machte, ingleichen den
Vater des durch Leyer und Schwerdt
bekannt gewordnen Theodor Körner, in
dessen Hause ich mit Bode einen angeneh-
men Mittag hielt. Der plauensche Grund,
Freyberg, wo uns der gefällige Herr von
Charpentier unter andern das noch nicht
ganz ausgebaute Amalgamirwerk zeigte und
erklärte, zur Fahrt in einen Schacht aber
keine Zeit war, Königsstein, wo mich der
Anblick der umliegenden Gegend ganz be-
zauberte, auch Pillnitz, wo mir der mit
Portraits der Beyschläferinnen des starken
Königes Angust behangene Saal sehr mis-
fiel -- alle diese Oerter wurden in Biesters,
wahrlich nicht langweiligen Gesellschaft be-
sehen, und nach einigen gewiß nicht mit
Youngschen Nachtgedanken zugebrachten Aben-
den, an deren einem Bode uns bis tief in
die Nacht seine vielen maurerischen Ver-
handlungen und Abentheuer, die wohl eine
Bekanntmachung zur Lehre, Strafe und Besse-
rung vieler verdient hätten, erzählte, fuhr
ich mit D. Biester wieder nach Berlin zu-
rück.

Die französische Revolution war damals
im Beginnen, und ungeachtet meiner Liebe

nicht wohl gefallend machte, ingleichen den
Vater des durch Leyer und Schwerdt
bekannt gewordnen Theodor Koͤrner, in
deſſen Hauſe ich mit Bode einen angeneh-
men Mittag hielt. Der plauenſche Grund,
Freyberg, wo uns der gefaͤllige Herr von
Charpentier unter andern das noch nicht
ganz ausgebaute Amalgamirwerk zeigte und
erklaͤrte, zur Fahrt in einen Schacht aber
keine Zeit war, Koͤnigsſtein, wo mich der
Anblick der umliegenden Gegend ganz be-
zauberte, auch Pillnitz, wo mir der mit
Portraits der Beyſchlaͤferinnen des ſtarken
Koͤniges Anguſt behangene Saal ſehr mis-
fiel — alle dieſe Oerter wurden in Bieſters,
wahrlich nicht langweiligen Geſellſchaft be-
ſehen, und nach einigen gewiß nicht mit
Youngſchen Nachtgedanken zugebrachten Aben-
den, an deren einem Bode uns bis tief in
die Nacht ſeine vielen maureriſchen Ver-
handlungen und Abentheuer, die wohl eine
Bekanntmachung zur Lehre, Strafe und Beſſe-
rung vieler verdient haͤtten, erzaͤhlte, fuhr
ich mit D. Bieſter wieder nach Berlin zu-
ruͤck.

Die franzoͤſiſche Revolution war damals
im Beginnen, und ungeachtet meiner Liebe

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[232/0249] nicht wohl gefallend machte, ingleichen den Vater des durch Leyer und Schwerdt bekannt gewordnen Theodor Koͤrner, in deſſen Hauſe ich mit Bode einen angeneh- men Mittag hielt. Der plauenſche Grund, Freyberg, wo uns der gefaͤllige Herr von Charpentier unter andern das noch nicht ganz ausgebaute Amalgamirwerk zeigte und erklaͤrte, zur Fahrt in einen Schacht aber keine Zeit war, Koͤnigsſtein, wo mich der Anblick der umliegenden Gegend ganz be- zauberte, auch Pillnitz, wo mir der mit Portraits der Beyſchlaͤferinnen des ſtarken Koͤniges Anguſt behangene Saal ſehr mis- fiel — alle dieſe Oerter wurden in Bieſters, wahrlich nicht langweiligen Geſellſchaft be- ſehen, und nach einigen gewiß nicht mit Youngſchen Nachtgedanken zugebrachten Aben- den, an deren einem Bode uns bis tief in die Nacht ſeine vielen maureriſchen Ver- handlungen und Abentheuer, die wohl eine Bekanntmachung zur Lehre, Strafe und Beſſe- rung vieler verdient haͤtten, erzaͤhlte, fuhr ich mit D. Bieſter wieder nach Berlin zu- ruͤck. Die franzoͤſiſche Revolution war damals im Beginnen, und ungeachtet meiner Liebe

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/249>, abgerufen am 30.04.2024.