den Pferden, die ich so sehr liebe, daß eine englischgrausame Anstrengung oder Be- handlung eines Gauls mein ganzes Blut in Bewegung bringt, daß ich noch jetzt kein schönes Pferd auf der Straße unbemerkt vorbey lasse und an einem geschickten Pfer- debändiger ein großes Gefallen finde, ob ich gleich selbst nie guter Reiter gewesen bin und mir die Ueppigkeit, die in manchen Ve- terinairschulen mit Pferdekuren getrieben wird, äußerst zuwider ist, besonders da in den Hospitälern und Lazarethen so vielfältig Kargheit und Sorglosigkeit herrschen. Die Schaafsköpfe waren am meisten monoto- nisch -- wie gewöhnlich.
Ob ich gleich von der Landwirthschaft, für die ich nie rechten Sinn gehabt habe, blutwenig verstand, so wußt ich mich doch durch das, was ich theils von praktischen Wirthen, theils von meinen eignen Leuten darüber sprechen gehört, besonders auch aus den Urtheilen letztrer über dahin einschla- gende und an andern Orten bemerkte Feh- ler, in den Credit ziemlicher Verständigkeit in diesem Fach zu setzen; vorzüglich auch durchs Abhelfen solcher Mängel, die sie aus langer Gewohnheit nicht wahrnahmen. So
den Pferden, die ich ſo ſehr liebe, daß eine engliſchgrauſame Anſtrengung oder Be- handlung eines Gauls mein ganzes Blut in Bewegung bringt, daß ich noch jetzt kein ſchoͤnes Pferd auf der Straße unbemerkt vorbey laſſe und an einem geſchickten Pfer- debaͤndiger ein großes Gefallen finde, ob ich gleich ſelbſt nie guter Reiter geweſen bin und mir die Ueppigkeit, die in manchen Ve- terinairſchulen mit Pferdekuren getrieben wird, aͤußerſt zuwider iſt, beſonders da in den Hoſpitaͤlern und Lazarethen ſo vielfaͤltig Kargheit und Sorgloſigkeit herrſchen. Die Schaafskoͤpfe waren am meiſten monoto- niſch — wie gewoͤhnlich.
Ob ich gleich von der Landwirthſchaft, fuͤr die ich nie rechten Sinn gehabt habe, blutwenig verſtand, ſo wußt ich mich doch durch das, was ich theils von praktiſchen Wirthen, theils von meinen eignen Leuten daruͤber ſprechen gehoͤrt, beſonders auch aus den Urtheilen letztrer uͤber dahin einſchla- gende und an andern Orten bemerkte Feh- ler, in den Credit ziemlicher Verſtaͤndigkeit in dieſem Fach zu ſetzen; vorzuͤglich auch durchs Abhelfen ſolcher Maͤngel, die ſie aus langer Gewohnheit nicht wahrnahmen. So
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0229"n="212"/>
den Pferden, die ich ſo ſehr liebe, daß eine<lb/>
engliſchgrauſame Anſtrengung oder Be-<lb/>
handlung eines Gauls mein ganzes Blut<lb/>
in Bewegung bringt, daß ich noch jetzt kein<lb/>ſchoͤnes Pferd auf der Straße unbemerkt<lb/>
vorbey laſſe und an einem geſchickten Pfer-<lb/>
debaͤndiger ein großes Gefallen finde, ob ich<lb/>
gleich ſelbſt nie guter Reiter geweſen bin<lb/>
und mir die Ueppigkeit, die in manchen Ve-<lb/>
terinairſchulen mit Pferdekuren getrieben<lb/>
wird, aͤußerſt zuwider iſt, beſonders da in<lb/>
den Hoſpitaͤlern und Lazarethen ſo vielfaͤltig<lb/>
Kargheit und Sorgloſigkeit herrſchen. Die<lb/>
Schaafskoͤpfe waren am meiſten monoto-<lb/>
niſch — wie gewoͤhnlich.</p><lb/><p>Ob ich gleich von der Landwirthſchaft,<lb/>
fuͤr die ich nie rechten Sinn gehabt habe,<lb/>
blutwenig verſtand, ſo wußt ich mich doch<lb/>
durch das, was ich theils von praktiſchen<lb/>
Wirthen, theils von meinen eignen Leuten<lb/>
daruͤber ſprechen gehoͤrt, beſonders auch aus<lb/>
den Urtheilen letztrer uͤber dahin einſchla-<lb/>
gende und an andern Orten bemerkte Feh-<lb/>
ler, in den Credit ziemlicher Verſtaͤndigkeit<lb/>
in dieſem Fach zu ſetzen; vorzuͤglich auch<lb/>
durchs Abhelfen ſolcher Maͤngel, die ſie aus<lb/>
langer Gewohnheit nicht wahrnahmen. So<lb/></p></div></body></text></TEI>
[212/0229]
den Pferden, die ich ſo ſehr liebe, daß eine
engliſchgrauſame Anſtrengung oder Be-
handlung eines Gauls mein ganzes Blut
in Bewegung bringt, daß ich noch jetzt kein
ſchoͤnes Pferd auf der Straße unbemerkt
vorbey laſſe und an einem geſchickten Pfer-
debaͤndiger ein großes Gefallen finde, ob ich
gleich ſelbſt nie guter Reiter geweſen bin
und mir die Ueppigkeit, die in manchen Ve-
terinairſchulen mit Pferdekuren getrieben
wird, aͤußerſt zuwider iſt, beſonders da in
den Hoſpitaͤlern und Lazarethen ſo vielfaͤltig
Kargheit und Sorgloſigkeit herrſchen. Die
Schaafskoͤpfe waren am meiſten monoto-
niſch — wie gewoͤhnlich.
Ob ich gleich von der Landwirthſchaft,
fuͤr die ich nie rechten Sinn gehabt habe,
blutwenig verſtand, ſo wußt ich mich doch
durch das, was ich theils von praktiſchen
Wirthen, theils von meinen eignen Leuten
daruͤber ſprechen gehoͤrt, beſonders auch aus
den Urtheilen letztrer uͤber dahin einſchla-
gende und an andern Orten bemerkte Feh-
ler, in den Credit ziemlicher Verſtaͤndigkeit
in dieſem Fach zu ſetzen; vorzuͤglich auch
durchs Abhelfen ſolcher Maͤngel, die ſie aus
langer Gewohnheit nicht wahrnahmen. So
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/229>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.