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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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nicht überall einführt, wenn ich nicht wüßte,
daß selbst noch viele, übrigens kluge Leute
im Lande, entfernt sind von der Ueberzeu-
gung der Unschädlichkeit eines allgemeinen
Verstandsgebrauches.

Brandes sagt in seinem Du und Du
zwischen Eltern und Kindern
S.
192. "der Mensch bedarf des Lebens außer
"sich,
damit seine Kräfte ihn nicht ver-
"zehren: Allein von dem Leben in ihm
"muß alles ausgehen, hier ist das erste und
"wichtigste Feld seiner Wirksamkeit. Ein
"jeder kann auf sich wirken, den göttlichen
"Funken in sich erhalten, beleben, erhöhen.
"Zunächst in seinem Hause, in seiner Fami-
"lie, an seinen Freunden seine Thätigkeit äu-
"ßern. Zu einer solchen höchstehrwürdigen
"Thätigkeit bedarf es keines Bestallungs-
"briefes, noch Rangpatentes, und das Viel-
"geschrey der Gemeinnützigkeit bringt oft
"nicht den tausendsten Theil des Guten her-
"vor, was hier zwar in aller Stille ge-
"schieht, aber gewiß nicht ohne große Mühe
"und Anstrengung, und nur vom Vater,
"der ins Verborgne sieht, bemerkt wird."

Demnächst bewog ich den Minister des
Kirchen- und Schuldepartements, der ein

nicht uͤberall einfuͤhrt, wenn ich nicht wuͤßte,
daß ſelbſt noch viele, uͤbrigens kluge Leute
im Lande, entfernt ſind von der Ueberzeu-
gung der Unſchaͤdlichkeit eines allgemeinen
Verſtandsgebrauches.

Brandes ſagt in ſeinem Du und Du
zwiſchen Eltern und Kindern
S.
192. „der Menſch bedarf des Lebens außer
„ſich,
damit ſeine Kraͤfte ihn nicht ver-
„zehren: Allein von dem Leben in ihm
„muß alles ausgehen, hier iſt das erſte und
„wichtigſte Feld ſeiner Wirkſamkeit. Ein
„jeder kann auf ſich wirken, den goͤttlichen
„Funken in ſich erhalten, beleben, erhoͤhen.
„Zunaͤchſt in ſeinem Hauſe, in ſeiner Fami-
„lie, an ſeinen Freunden ſeine Thaͤtigkeit aͤu-
„ßern. Zu einer ſolchen hoͤchſtehrwuͤrdigen
„Thaͤtigkeit bedarf es keines Beſtallungs-
„briefes, noch Rangpatentes, und das Viel-
„geſchrey der Gemeinnuͤtzigkeit bringt oft
„nicht den tauſendſten Theil des Guten her-
„vor, was hier zwar in aller Stille ge-
„ſchieht, aber gewiß nicht ohne große Muͤhe
„und Anſtrengung, und nur vom Vater,
„der ins Verborgne ſieht, bemerkt wird.“

Demnaͤchſt bewog ich den Miniſter des
Kirchen- und Schuldepartements, der ein

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[203/0220] nicht uͤberall einfuͤhrt, wenn ich nicht wuͤßte, daß ſelbſt noch viele, uͤbrigens kluge Leute im Lande, entfernt ſind von der Ueberzeu- gung der Unſchaͤdlichkeit eines allgemeinen Verſtandsgebrauches. Brandes ſagt in ſeinem Du und Du zwiſchen Eltern und Kindern S. 192. „der Menſch bedarf des Lebens außer „ſich, damit ſeine Kraͤfte ihn nicht ver- „zehren: Allein von dem Leben in ihm „muß alles ausgehen, hier iſt das erſte und „wichtigſte Feld ſeiner Wirkſamkeit. Ein „jeder kann auf ſich wirken, den goͤttlichen „Funken in ſich erhalten, beleben, erhoͤhen. „Zunaͤchſt in ſeinem Hauſe, in ſeiner Fami- „lie, an ſeinen Freunden ſeine Thaͤtigkeit aͤu- „ßern. Zu einer ſolchen hoͤchſtehrwuͤrdigen „Thaͤtigkeit bedarf es keines Beſtallungs- „briefes, noch Rangpatentes, und das Viel- „geſchrey der Gemeinnuͤtzigkeit bringt oft „nicht den tauſendſten Theil des Guten her- „vor, was hier zwar in aller Stille ge- „ſchieht, aber gewiß nicht ohne große Muͤhe „und Anſtrengung, und nur vom Vater, „der ins Verborgne ſieht, bemerkt wird.“ Demnaͤchſt bewog ich den Miniſter des Kirchen- und Schuldepartements, der ein

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/220>, abgerufen am 01.05.2024.