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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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bewirken können, sie sprühten blos einige
Funken. Man wird eher gleichgültig gegen
Gewinnste als über Verluste. Wie schwer
wurd' es mir, mich von der Trauer über
den Tod des Professor Kraus zu erholen!
Sollte diese Gefühlabnahme nicht von einer
Gedächtnißschwächung herrühren, die das
Erinnern an vergangne Freuden hindert,
und im gewöhnlichen Genuß der gegenwär-
tigen erstre untersinken läßt? Mit dem
Tode hat es vielleicht eine andre Bewand-
niß, indem da der Gedanke an einen, im
Alter noch schwierigern, Ersatz des Verlornen
und an den eignen baldigen Uebergang ins
Todtenreich, das Gefühl vom Verlust eines
Freundes vermehren kann.

Nach meiner Heimkehr wandt' ich alle
Kräfte an, um den Bau meines hölzernen
Hauses unter Strohdach zu vollenden und
Acker, Wald und Wiesen in die Form eines
Gartens, doch ohne Nachtheil ihrer Nutz-
barkeit, zu bringen. Zu den Verwilderun-
gen meines Güthchens gehörte auch die, daß
die dazu gehörigen Bauern in der tiefsten
Unwissenheit lebten, und wegen der weit
abgelegenen Schule ihre Kinder blos thie-
risch mußten aufwachsen lassen. Mich jam-

bewirken koͤnnen, ſie ſpruͤhten blos einige
Funken. Man wird eher gleichguͤltig gegen
Gewinnſte als uͤber Verluſte. Wie ſchwer
wurd’ es mir, mich von der Trauer uͤber
den Tod des Profeſſor Kraus zu erholen!
Sollte dieſe Gefuͤhlabnahme nicht von einer
Gedaͤchtnißſchwaͤchung herruͤhren, die das
Erinnern an vergangne Freuden hindert,
und im gewoͤhnlichen Genuß der gegenwaͤr-
tigen erſtre unterſinken laͤßt? Mit dem
Tode hat es vielleicht eine andre Bewand-
niß, indem da der Gedanke an einen, im
Alter noch ſchwierigern, Erſatz des Verlornen
und an den eignen baldigen Uebergang ins
Todtenreich, das Gefuͤhl vom Verluſt eines
Freundes vermehren kann.

Nach meiner Heimkehr wandt’ ich alle
Kraͤfte an, um den Bau meines hoͤlzernen
Hauſes unter Strohdach zu vollenden und
Acker, Wald und Wieſen in die Form eines
Gartens, doch ohne Nachtheil ihrer Nutz-
barkeit, zu bringen. Zu den Verwilderun-
gen meines Guͤthchens gehoͤrte auch die, daß
die dazu gehoͤrigen Bauern in der tiefſten
Unwiſſenheit lebten, und wegen der weit
abgelegenen Schule ihre Kinder blos thie-
riſch mußten aufwachſen laſſen. Mich jam-

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[200/0217] bewirken koͤnnen, ſie ſpruͤhten blos einige Funken. Man wird eher gleichguͤltig gegen Gewinnſte als uͤber Verluſte. Wie ſchwer wurd’ es mir, mich von der Trauer uͤber den Tod des Profeſſor Kraus zu erholen! Sollte dieſe Gefuͤhlabnahme nicht von einer Gedaͤchtnißſchwaͤchung herruͤhren, die das Erinnern an vergangne Freuden hindert, und im gewoͤhnlichen Genuß der gegenwaͤr- tigen erſtre unterſinken laͤßt? Mit dem Tode hat es vielleicht eine andre Bewand- niß, indem da der Gedanke an einen, im Alter noch ſchwierigern, Erſatz des Verlornen und an den eignen baldigen Uebergang ins Todtenreich, das Gefuͤhl vom Verluſt eines Freundes vermehren kann. Nach meiner Heimkehr wandt’ ich alle Kraͤfte an, um den Bau meines hoͤlzernen Hauſes unter Strohdach zu vollenden und Acker, Wald und Wieſen in die Form eines Gartens, doch ohne Nachtheil ihrer Nutz- barkeit, zu bringen. Zu den Verwilderun- gen meines Guͤthchens gehoͤrte auch die, daß die dazu gehoͤrigen Bauern in der tiefſten Unwiſſenheit lebten, und wegen der weit abgelegenen Schule ihre Kinder blos thie- riſch mußten aufwachſen laſſen. Mich jam-

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/217>, abgerufen am 22.11.2024.