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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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auf die Wegschaffung des Kabinets losarbei-
ten sah, wenn ich gleich aufrichtig bekennen
muß, daß es in einer monarchischen Regie-
rung nicht entbehrt werden könne, und bey
weitem auch nicht so gefährlich oder schäd-
lich ist, wie manche andre schön angestrichne
Einrichtung.

Die zweyte Ursache meines Abdankungs-
entschlusses lag in meinem Herzen, daß mir
einen Jugendstreich gespielt hatte, dessen un-
angenehme Folgen für meine Häuslichkeit
ich nicht anders entgehen konnte, als durch
Entfernung von seiner Quelle.

Drittens überfiel mich um die Zeit, als
ich mich mit der Abschiedsidee recht vertraut
zu machen suchte, eine Krankheit, die mich
3 Tage so zu sagen in den Armen des To-
des hielt, und 3 Monat zu Verlassung des
Zimmers unfähig, desto empfindlicher und
fehnsüchtiger aber nach Ausspannung aus
jedem Lebensjoche machte.

Viertens hatte der Fuß, auf dem ich lebte,
mein kleines Vermögen so sehr geschmälert,
daß ich bey der Dienstfortsetzung Gefahr
lief, ganz arm zu werden und dann aus
wahrer Noth dienen zu müssen, welches für
mich von jeher eine, auch nur zu denken,

auf die Wegſchaffung des Kabinets losarbei-
ten ſah, wenn ich gleich aufrichtig bekennen
muß, daß es in einer monarchiſchen Regie-
rung nicht entbehrt werden koͤnne, und bey
weitem auch nicht ſo gefaͤhrlich oder ſchaͤd-
lich iſt, wie manche andre ſchoͤn angeſtrichne
Einrichtung.

Die zweyte Urſache meines Abdankungs-
entſchluſſes lag in meinem Herzen, daß mir
einen Jugendſtreich geſpielt hatte, deſſen un-
angenehme Folgen fuͤr meine Haͤuslichkeit
ich nicht anders entgehen konnte, als durch
Entfernung von ſeiner Quelle.

Drittens uͤberfiel mich um die Zeit, als
ich mich mit der Abſchiedsidee recht vertraut
zu machen ſuchte, eine Krankheit, die mich
3 Tage ſo zu ſagen in den Armen des To-
des hielt, und 3 Monat zu Verlaſſung des
Zimmers unfaͤhig, deſto empfindlicher und
fehnſuͤchtiger aber nach Ausſpannung aus
jedem Lebensjoche machte.

Viertens hatte der Fuß, auf dem ich lebte,
mein kleines Vermoͤgen ſo ſehr geſchmaͤlert,
daß ich bey der Dienſtfortſetzung Gefahr
lief, ganz arm zu werden und dann aus
wahrer Noth dienen zu muͤſſen, welches fuͤr
mich von jeher eine, auch nur zu denken,

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[154/0171] auf die Wegſchaffung des Kabinets losarbei- ten ſah, wenn ich gleich aufrichtig bekennen muß, daß es in einer monarchiſchen Regie- rung nicht entbehrt werden koͤnne, und bey weitem auch nicht ſo gefaͤhrlich oder ſchaͤd- lich iſt, wie manche andre ſchoͤn angeſtrichne Einrichtung. Die zweyte Urſache meines Abdankungs- entſchluſſes lag in meinem Herzen, daß mir einen Jugendſtreich geſpielt hatte, deſſen un- angenehme Folgen fuͤr meine Haͤuslichkeit ich nicht anders entgehen konnte, als durch Entfernung von ſeiner Quelle. Drittens uͤberfiel mich um die Zeit, als ich mich mit der Abſchiedsidee recht vertraut zu machen ſuchte, eine Krankheit, die mich 3 Tage ſo zu ſagen in den Armen des To- des hielt, und 3 Monat zu Verlaſſung des Zimmers unfaͤhig, deſto empfindlicher und fehnſuͤchtiger aber nach Ausſpannung aus jedem Lebensjoche machte. Viertens hatte der Fuß, auf dem ich lebte, mein kleines Vermoͤgen ſo ſehr geſchmaͤlert, daß ich bey der Dienſtfortſetzung Gefahr lief, ganz arm zu werden und dann aus wahrer Noth dienen zu muͤſſen, welches fuͤr mich von jeher eine, auch nur zu denken,

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/171>, abgerufen am 25.11.2024.