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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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sagen, so sehr auch meine Vorgesetzten und
Amtsbrüder dagegen stimmten. Vielleicht
wär ich auch bey der Aktenhechsellade ge-
geblieben, allein zur Steuer der Wahrheit
muß ich bekennen, daß es mich heimlich ver-
droß, den Departementsminister und Präsi-
denten meinen Wunsch, in die damalige
Pepiniere des Generaldirektorii zu kommen,
auf die lange Bank schieben zu sehen. Auf
diesem Wege hatten andere, mit denen ich
mich wohl messen konnte, glückliche Dienst-
fortschritte gemacht. Jch hoffte aber durch
diese Anstellung vielleicht sogar Gelegenheit
zu bekommen, Kabinetsrath zu werden. Das,
was ich die Kabinetsräthe unter dem eigen-
willigen, höchstklugen Friedrich ausrichten
gesehen, hatte mir die Wichtigkeit und das
Jnteressante dieser Funktion so anschaulich
gemacht, daß ich immer der Meinung ge-
blieben bin, ein Kabinetsrath sey eine sehr
bedeutende Person und könne durch uner-
schütterliche Wahrheitsliebe und Uneigennützig-
keit viel Herrliches ausrichten, durch Cabale,
Ehr- und Vermögenssucht aber auch des
Elendes sehr viel stiften. Es befremdete
mich daher nicht im mindesten, als ich die
Minister unter dem jetzigen Könige so eifrig

ſagen, ſo ſehr auch meine Vorgeſetzten und
Amtsbruͤder dagegen ſtimmten. Vielleicht
waͤr ich auch bey der Aktenhechſellade ge-
geblieben, allein zur Steuer der Wahrheit
muß ich bekennen, daß es mich heimlich ver-
droß, den Departementsminiſter und Praͤſi-
denten meinen Wunſch, in die damalige
Pepiniere des Generaldirektorii zu kommen,
auf die lange Bank ſchieben zu ſehen. Auf
dieſem Wege hatten andere, mit denen ich
mich wohl meſſen konnte, gluͤckliche Dienſt-
fortſchritte gemacht. Jch hoffte aber durch
dieſe Anſtellung vielleicht ſogar Gelegenheit
zu bekommen, Kabinetsrath zu werden. Das,
was ich die Kabinetsraͤthe unter dem eigen-
willigen, hoͤchſtklugen Friedrich ausrichten
geſehen, hatte mir die Wichtigkeit und das
Jntereſſante dieſer Funktion ſo anſchaulich
gemacht, daß ich immer der Meinung ge-
blieben bin, ein Kabinetsrath ſey eine ſehr
bedeutende Perſon und koͤnne durch uner-
ſchuͤtterliche Wahrheitsliebe und Uneigennuͤtzig-
keit viel Herrliches ausrichten, durch Cabale,
Ehr- und Vermoͤgensſucht aber auch des
Elendes ſehr viel ſtiften. Es befremdete
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[153/0170] ſagen, ſo ſehr auch meine Vorgeſetzten und Amtsbruͤder dagegen ſtimmten. Vielleicht waͤr ich auch bey der Aktenhechſellade ge- geblieben, allein zur Steuer der Wahrheit muß ich bekennen, daß es mich heimlich ver- droß, den Departementsminiſter und Praͤſi- denten meinen Wunſch, in die damalige Pepiniere des Generaldirektorii zu kommen, auf die lange Bank ſchieben zu ſehen. Auf dieſem Wege hatten andere, mit denen ich mich wohl meſſen konnte, gluͤckliche Dienſt- fortſchritte gemacht. Jch hoffte aber durch dieſe Anſtellung vielleicht ſogar Gelegenheit zu bekommen, Kabinetsrath zu werden. Das, was ich die Kabinetsraͤthe unter dem eigen- willigen, hoͤchſtklugen Friedrich ausrichten geſehen, hatte mir die Wichtigkeit und das Jntereſſante dieſer Funktion ſo anſchaulich gemacht, daß ich immer der Meinung ge- blieben bin, ein Kabinetsrath ſey eine ſehr bedeutende Perſon und koͤnne durch uner- ſchuͤtterliche Wahrheitsliebe und Uneigennuͤtzig- keit viel Herrliches ausrichten, durch Cabale, Ehr- und Vermoͤgensſucht aber auch des Elendes ſehr viel ſtiften. Es befremdete mich daher nicht im mindeſten, als ich die Miniſter unter dem jetzigen Koͤnige ſo eifrig

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/170>, abgerufen am 25.11.2024.