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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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wegzulegeu, oder mir zu verzeihen, daß
ich, um die Kenntlichkeit des Bildes zu be-
fördern, vielleicht zu viel Pinselstriche *)
angebracht und, auf Anrathen eines hoch-
verständigen Freundes, hin und wieder Ge-
danken und Meinungen über Man-
ches im Leben
mit einprotokollirt habe.

Meine Urtheile über Nebenmenschen und
Umgebungen sind reine Ausflüsse meiner
Ueberzeugung und Einsicht, und was meine
eigne Person betrifft, so kann ich auf Ehre
und Gewissen versichern, daß alles buch-
stäblich wahr ist, denn

*) Franz Horn sagt im 2. Theil seiner Latona
S. 231: "fast jeder Schriftsteller, der zu
"denken und zu empfinden im Stande ist,
"würde uns ein erträgliches oder gar ein gutes
"Buch geben können, wenn er sich entschlösse,
"seine eigne Biographie zu verfassen; nur
"wolle er dabey nichts weiter seyn als Er
"selbst. Er sey dabey hübsch ehrlich von
"dem Scheitel bis zur Ferse und fasse sich
"nicht etwa so zart an, wie einen Colibri,
"sondern stark, wie einen Menschen, der we-
"nigstens stark werden will."

wegzulegeu, oder mir zu verzeihen, daß
ich, um die Kenntlichkeit des Bildes zu be-
foͤrdern, vielleicht zu viel Pinſelſtriche *)
angebracht und, auf Anrathen eines hoch-
verſtaͤndigen Freundes, hin und wieder Ge-
danken und Meinungen uͤber Man-
ches im Leben
mit einprotokollirt habe.

Meine Urtheile uͤber Nebenmenſchen und
Umgebungen ſind reine Ausfluͤſſe meiner
Ueberzeugung und Einſicht, und was meine
eigne Perſon betrifft, ſo kann ich auf Ehre
und Gewiſſen verſichern, daß alles buch-
ſtaͤblich wahr iſt, denn

*) Franz Horn ſagt im 2. Theil ſeiner Latona
S. 231: „faſt jeder Schriftſteller, der zu
„denken und zu empfinden im Stande iſt,
„wuͤrde uns ein ertraͤgliches oder gar ein gutes
„Buch geben koͤnnen, wenn er ſich entſchloͤſſe,
„ſeine eigne Biographie zu verfaſſen; nur
„wolle er dabey nichts weiter ſeyn als Er
ſelbſt. Er ſey dabey huͤbſch ehrlich von
„dem Scheitel bis zur Ferſe und faſſe ſich
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[VI/0011] wegzulegeu, oder mir zu verzeihen, daß ich, um die Kenntlichkeit des Bildes zu be- foͤrdern, vielleicht zu viel Pinſelſtriche *) angebracht und, auf Anrathen eines hoch- verſtaͤndigen Freundes, hin und wieder Ge- danken und Meinungen uͤber Man- ches im Leben mit einprotokollirt habe. Meine Urtheile uͤber Nebenmenſchen und Umgebungen ſind reine Ausfluͤſſe meiner Ueberzeugung und Einſicht, und was meine eigne Perſon betrifft, ſo kann ich auf Ehre und Gewiſſen verſichern, daß alles buch- ſtaͤblich wahr iſt, denn *) Franz Horn ſagt im 2. Theil ſeiner Latona S. 231: „faſt jeder Schriftſteller, der zu „denken und zu empfinden im Stande iſt, „wuͤrde uns ein ertraͤgliches oder gar ein gutes „Buch geben koͤnnen, wenn er ſich entſchloͤſſe, „ſeine eigne Biographie zu verfaſſen; nur „wolle er dabey nichts weiter ſeyn als Er „ſelbſt. Er ſey dabey huͤbſch ehrlich von „dem Scheitel bis zur Ferſe und faſſe ſich „nicht etwa ſo zart an, wie einen Colibri, „ſondern ſtark, wie einen Menſchen, der we- „nigſtens ſtark werden will.“

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. VI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/11>, abgerufen am 19.04.2024.