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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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tonssoldaten sich selten von andern Dingen
unterhielten, als von den guten Mahlzeiten,
die sie hie und da genossen, wogegen die
vielen Jtaliener und Franzosen sich mit ganz
andern Dingen die Zeit kürzten, theils mit
Comödienspielen, Tanzen und Singen, theils
mit Gesprächen von Wein, Mädchen und
Kriegsbegebenheiten, auch erhob keiner von
letztern Lerm oder Klage, wenn ein Zelt-
camerad etwas von der Mundportion ge-
kürzt hatte. Während dieses Stillstehens
fand ich Gelegenheit meinen lieben Wil-
helm
zum erstenmal bey Strehla wieder
an mein Herz zu drücken.

Meine Cameraden machten mit und an
mir mancherley Versuche, da ich mich aber
jedesmal mit unerschütterlicher Unbefangen-
heit dabey nahm, so ward ich bald von den
ältesten, ja selbst von den bizarresten unter
ihnen, so wenig ich auch ihrer schonte, ge-
sucht. Fast alle liebten das Spiel, ich spielte
gar nicht; beynah keiner nahm ein Buch in
die Hand, ich behalf mich ohne Bett, um
ein Bücherküstchen bey mir zu führen.

Da der in die Verschwundenheit gera-
thene Jenisch in seinem Universalhi-
storischen Ueberblick der Entwicke-

tonsſoldaten ſich ſelten von andern Dingen
unterhielten, als von den guten Mahlzeiten,
die ſie hie und da genoſſen, wogegen die
vielen Jtaliener und Franzoſen ſich mit ganz
andern Dingen die Zeit kuͤrzten, theils mit
Comoͤdienſpielen, Tanzen und Singen, theils
mit Geſpraͤchen von Wein, Maͤdchen und
Kriegsbegebenheiten, auch erhob keiner von
letztern Lerm oder Klage, wenn ein Zelt-
camerad etwas von der Mundportion ge-
kuͤrzt hatte. Waͤhrend dieſes Stillſtehens
fand ich Gelegenheit meinen lieben Wil-
helm
zum erſtenmal bey Strehla wieder
an mein Herz zu druͤcken.

Meine Cameraden machten mit und an
mir mancherley Verſuche, da ich mich aber
jedesmal mit unerſchuͤtterlicher Unbefangen-
heit dabey nahm, ſo ward ich bald von den
aͤlteſten, ja ſelbſt von den bizarreſten unter
ihnen, ſo wenig ich auch ihrer ſchonte, ge-
ſucht. Faſt alle liebten das Spiel, ich ſpielte
gar nicht; beynah keiner nahm ein Buch in
die Hand, ich behalf mich ohne Bett, um
ein Buͤcherkuͤſtchen bey mir zu fuͤhren.

Da der in die Verſchwundenheit gera-
thene Jeniſch in ſeinem Univerſalhi-
ſtoriſchen Ueberblick der Entwicke-

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[89/0106] tonsſoldaten ſich ſelten von andern Dingen unterhielten, als von den guten Mahlzeiten, die ſie hie und da genoſſen, wogegen die vielen Jtaliener und Franzoſen ſich mit ganz andern Dingen die Zeit kuͤrzten, theils mit Comoͤdienſpielen, Tanzen und Singen, theils mit Geſpraͤchen von Wein, Maͤdchen und Kriegsbegebenheiten, auch erhob keiner von letztern Lerm oder Klage, wenn ein Zelt- camerad etwas von der Mundportion ge- kuͤrzt hatte. Waͤhrend dieſes Stillſtehens fand ich Gelegenheit meinen lieben Wil- helm zum erſtenmal bey Strehla wieder an mein Herz zu druͤcken. Meine Cameraden machten mit und an mir mancherley Verſuche, da ich mich aber jedesmal mit unerſchuͤtterlicher Unbefangen- heit dabey nahm, ſo ward ich bald von den aͤlteſten, ja ſelbſt von den bizarreſten unter ihnen, ſo wenig ich auch ihrer ſchonte, ge- ſucht. Faſt alle liebten das Spiel, ich ſpielte gar nicht; beynah keiner nahm ein Buch in die Hand, ich behalf mich ohne Bett, um ein Buͤcherkuͤſtchen bey mir zu fuͤhren. Da der in die Verſchwundenheit gera- thene Jeniſch in ſeinem Univerſalhi- ſtoriſchen Ueberblick der Entwicke-

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/106>, abgerufen am 23.11.2024.