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Scheffner, Johann George: Gedichte im Geschmack des Grecourt. Frankfurt (Main) u. a., 1771.

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II.
Brauner Augen schwarze Bogen
Sind Tyrannen, die ich flieh:
Blauer Augen braune Bogen
Röschen o wie lieb ich Die!
Heil mir, Röschens blaue Augen
Sehn auf mich, und Freude bebt
Durch mein Herz, das blos vom Lächeln
Dieser braunen Bogen lebt.
Wenn wie heut den Abendhimmel
Blaue Wolken überziehn;
Wenn im Schooß' halbreifer Aehren
Blaue Sternchen reitzend blühn;
Wenn im blauen Fluthenspiegel
Sich ein Rosenstrauch besieht;
Wenn Vergismeinnicht in Thälern,
Schön dem Auge, einsam blüht:
Dann fühlt meine ganze Seele
Röschens blauer Augen Macht,
Aber keine Lust an Schönheit
Da, wo dieses Aug' nicht lacht.
Milde Abendwolken träufeln
Kühlungsthau jetzt sanft herab --
Ach wo ist der Thau des Lebens
Den mir Röschens Kuß sonst gab!
Jedes
II.
Brauner Augen ſchwarze Bogen
Sind Tyrannen, die ich flieh:
Blauer Augen braune Bogen
Roͤschen o wie lieb ich Die!
Heil mir, Roͤschens blaue Augen
Sehn auf mich, und Freude bebt
Durch mein Herz, das blos vom Laͤcheln
Dieſer braunen Bogen lebt.
Wenn wie heut den Abendhimmel
Blaue Wolken uͤberziehn;
Wenn im Schooß’ halbreifer Aehren
Blaue Sternchen reitzend bluͤhn;
Wenn im blauen Fluthenſpiegel
Sich ein Roſenſtrauch beſieht;
Wenn Vergismeinnicht in Thaͤlern,
Schoͤn dem Auge, einſam bluͤht:
Dann fuͤhlt meine ganze Seele
Roͤschens blauer Augen Macht,
Aber keine Luſt an Schoͤnheit
Da, wo dieſes Aug’ nicht lacht.
Milde Abendwolken traͤufeln
Kuͤhlungsthau jetzt ſanft herab —
Ach wo iſt der Thau des Lebens
Den mir Roͤschens Kuß ſonſt gab!
Jedes
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[159/0163] II. Brauner Augen ſchwarze Bogen Sind Tyrannen, die ich flieh: Blauer Augen braune Bogen Roͤschen o wie lieb ich Die! Heil mir, Roͤschens blaue Augen Sehn auf mich, und Freude bebt Durch mein Herz, das blos vom Laͤcheln Dieſer braunen Bogen lebt. Wenn wie heut den Abendhimmel Blaue Wolken uͤberziehn; Wenn im Schooß’ halbreifer Aehren Blaue Sternchen reitzend bluͤhn; Wenn im blauen Fluthenſpiegel Sich ein Roſenſtrauch beſieht; Wenn Vergismeinnicht in Thaͤlern, Schoͤn dem Auge, einſam bluͤht: Dann fuͤhlt meine ganze Seele Roͤschens blauer Augen Macht, Aber keine Luſt an Schoͤnheit Da, wo dieſes Aug’ nicht lacht. Milde Abendwolken traͤufeln Kuͤhlungsthau jetzt ſanft herab — Ach wo iſt der Thau des Lebens Den mir Roͤschens Kuß ſonſt gab! Jedes

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Gedichte im Geschmack des Grecourt. Frankfurt (Main) u. a., 1771, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_gedichte_1771/163>, abgerufen am 24.04.2024.