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Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855.

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266) "... In nomine Domini mei Jesu Christi, recede ab
hac valle. Sint tibi montes et colles communes, nec tamen
hic pecus laedas aut homines." Vita S. Galli
bei Pertz Monum.
II. 9.
Die Bären waren in jener Zeit häufige Besucher der Appen-
zeller Alpen und einige Plätze tragen noch jetzt den Namen zur Er-
innerung an sie, z. B. Bärenbach, Bärenthal, Bärenalp. Seit die
Touristen in jenen Revieren zahlreicher geworden, haben sie sich indeß
gänzlich zurückgezogen. -- Die Geschichtsquellen liefern, Bären be-
treffend, eine so reiche Ausbeute, daß es einem fleißigen Mann nicht
schwer fallen würde, sie in einer Abhandlung "über die Bedeutung
und sociale Stellung der Bären im Mittelalter" zu verwerthen. Wir
erinnern an den Bären des heiligen Gallus, der ihm wie ein ge-
treuer Diener Scheiterholz beitrug und Brod aus der Hand fraß, --
an die kunstreichen Tanzbären, die im Ruodlieb Fr. III. 85 u. ff.
besungen sind und mit ihrem aufrechten Eimertragen und Reihentanz
im Verein mit singenden Spielweibern den Zuschauern ein Vergnügen
geboten haben mögen, von dem man begreift, daß die Geistlichkeit in
besondern Synodalbeschlüssen dawider eiferte. (Regino de eccles.
disciplin. II. 213.)
Die lex Alamannor. tit. 99, 12 schlägt das
Wergeld eines zahmen Hausbären auf 6 solidi an -- Alles Be-
weise, daß man die Bären in Deutschland zu schätzen wußte, auch
ehe ihr Stammverwandter aus den Pyrenäen zum Helden epischer
Dichtung erhoben ward.
267) Flutterschnee, ein "lockerer, leichter, nicht compacter Schnee."
s. Tobler appenzell. Sprachschatz 196.
268) "tubas alio quam ceteri villani clanctu inflare didice-
rant. Ekkeh. IV. casus S. Galli c. 3
bei Pertz Mon. II. 103.
Ein ächter canonischer Kuhreigen ist übrigens trotz der Untersuchun-
gen der Gelehrten nicht festgestellt und im Gebirge schwanken die
Ansichten derer, die als geborene Sachverständige ein festes Urtheil
haben sollten, so, daß die Einen behaupten, der Kuhreigen werde gar
nie mit Worten begleitet, während Andere einen -- jedenfalls alten
und eigenthümlichen Text mit dem Refrain "Loba! loba!" zu ge-
ben wissen. Dem Verfasser wurde am Säntis auf die Frage nach
266) „... In nomine Domini mei Jesu Christi, recede ab
hac valle. Sint tibi monteſ et colleſ communeſ, nec tamen
hic pecus laedas aut homines.“ Vita S. Galli
bei Pertz Monum.
II. 9.
Die Bären waren in jener Zeit häufige Beſucher der Appen-
zeller Alpen und einige Plätze tragen noch jetzt den Namen zur Er-
innerung an ſie, z. B. Bärenbach, Bärenthal, Bärenalp. Seit die
Touriſten in jenen Revieren zahlreicher geworden, haben ſie ſich indeß
gänzlich zurückgezogen. — Die Geſchichtsquellen liefern, Bären be-
treffend, eine ſo reiche Ausbeute, daß es einem fleißigen Mann nicht
ſchwer fallen würde, ſie in einer Abhandlung „über die Bedeutung
und ſociale Stellung der Bären im Mittelalter“ zu verwerthen. Wir
erinnern an den Bären des heiligen Gallus, der ihm wie ein ge-
treuer Diener Scheiterholz beitrug und Brod aus der Hand fraß, —
an die kunſtreichen Tanzbären, die im Ruodlieb Fr. III. 85 u. ff.
beſungen ſind und mit ihrem aufrechten Eimertragen und Reihentanz
im Verein mit ſingenden Spielweibern den Zuſchauern ein Vergnügen
geboten haben mögen, von dem man begreift, daß die Geiſtlichkeit in
beſondern Synodalbeſchlüſſen dawider eiferte. (Regino de eccles.
disciplin. II. 213.)
Die lex Alamannor. tit. 99, 12 ſchlägt das
Wergeld eines zahmen Hausbären auf 6 solidi an — Alles Be-
weiſe, daß man die Bären in Deutſchland zu ſchätzen wußte, auch
ehe ihr Stammverwandter aus den Pyrenäen zum Helden epiſcher
Dichtung erhoben ward.
267) Flutterſchnee, ein „lockerer, leichter, nicht compacter Schnee.“
ſ. Tobler appenzell. Sprachſchatz 196.
268) „tubas alio quam ceteri villani clanctu inflare didice-
rant. Ekkeh. IV. casus S. Galli c. 3
bei Pertz Mon. II. 103.
Ein ächter canoniſcher Kuhreigen iſt übrigens trotz der Unterſuchun-
gen der Gelehrten nicht feſtgeſtellt und im Gebirge ſchwanken die
Anſichten derer, die als geborene Sachverſtändige ein feſtes Urtheil
haben ſollten, ſo, daß die Einen behaupten, der Kuhreigen werde gar
nie mit Worten begleitet, während Andere einen — jedenfalls alten
und eigenthümlichen Text mit dem Refrain „Loba! loba!“ zu ge-
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[460/0482] ²⁶⁶⁾ „... In nomine Domini mei Jesu Christi, recede ab hac valle. Sint tibi monteſ et colleſ communeſ, nec tamen hic pecus laedas aut homines.“ Vita S. Galli bei Pertz Monum. II. 9. Die Bären waren in jener Zeit häufige Beſucher der Appen- zeller Alpen und einige Plätze tragen noch jetzt den Namen zur Er- innerung an ſie, z. B. Bärenbach, Bärenthal, Bärenalp. Seit die Touriſten in jenen Revieren zahlreicher geworden, haben ſie ſich indeß gänzlich zurückgezogen. — Die Geſchichtsquellen liefern, Bären be- treffend, eine ſo reiche Ausbeute, daß es einem fleißigen Mann nicht ſchwer fallen würde, ſie in einer Abhandlung „über die Bedeutung und ſociale Stellung der Bären im Mittelalter“ zu verwerthen. Wir erinnern an den Bären des heiligen Gallus, der ihm wie ein ge- treuer Diener Scheiterholz beitrug und Brod aus der Hand fraß, — an die kunſtreichen Tanzbären, die im Ruodlieb Fr. III. 85 u. ff. beſungen ſind und mit ihrem aufrechten Eimertragen und Reihentanz im Verein mit ſingenden Spielweibern den Zuſchauern ein Vergnügen geboten haben mögen, von dem man begreift, daß die Geiſtlichkeit in beſondern Synodalbeſchlüſſen dawider eiferte. (Regino de eccles. disciplin. II. 213.) Die lex Alamannor. tit. 99, 12 ſchlägt das Wergeld eines zahmen Hausbären auf 6 solidi an — Alles Be- weiſe, daß man die Bären in Deutſchland zu ſchätzen wußte, auch ehe ihr Stammverwandter aus den Pyrenäen zum Helden epiſcher Dichtung erhoben ward. ²⁶⁷⁾ Flutterſchnee, ein „lockerer, leichter, nicht compacter Schnee.“ ſ. Tobler appenzell. Sprachſchatz 196. ²⁶⁸⁾ „tubas alio quam ceteri villani clanctu inflare didice- rant. Ekkeh. IV. casus S. Galli c. 3 bei Pertz Mon. II. 103. Ein ächter canoniſcher Kuhreigen iſt übrigens trotz der Unterſuchun- gen der Gelehrten nicht feſtgeſtellt und im Gebirge ſchwanken die Anſichten derer, die als geborene Sachverſtändige ein feſtes Urtheil haben ſollten, ſo, daß die Einen behaupten, der Kuhreigen werde gar nie mit Worten begleitet, während Andere einen — jedenfalls alten und eigenthümlichen Text mit dem Refrain „Loba! loba!“ zu ge- ben wiſſen. Dem Verfaſſer wurde am Säntis auf die Frage nach

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Zitationshilfe: Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/482>, abgerufen am 05.12.2024.