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Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855.

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Es fand so großen Anklang im Gemüth frommer Streiter, daß
eine Synode zu Cöln sich gemüssigt sah anzuordnen, Niemand solle
ohne seines Bischofs Erlaubniß gegen irgend einen Menschen das
media vita singen. In das evangelische Kirchenlied ging es über
durch Luther's Uebersetzung: "Mitten wir im Leben sind von dem
Tod umfangen etc."
187) .. haud mora, bellum incipitur atque ex Christiano-
rum parte, sancta mirabilisque vox "kyrie," ex eorum turpis
et diabolica "hui, hui!" frequenter auditur." Luitprand v. Cre-
mona de reb. imp. et regum lib. II. cap. 9.
188) Folchardi codex aureus (Bibliothek zu St. Gallen) p. 39.
189) s. Bernhard Bader, Volkssagen aus dem Lande Baden. p. 34.
190) Den merkwürdigen Landhag, mit dem die Ungarn zu Karl
des Großen Zeit ihre Grenzen gesperrt hatten, beschreibt nach Erzäh-
lung eines Augenzeugen der Mönch von Sanct Gallen, gesta Caroli
lib. VI, cap. 1.
bei Pertz Mon. II. 748.
191) ... iam mitius agendum inter Teutones!
192) nam et villani quidam praedocti ollas, prunas in proximo
monte paratas habentes, tumultu audito faces accensas levabant,
et, ut discretionem sociorum et hostium nossent, quasi perlus-
trium fecerunt.
Die anschauliche Darstellung dieses Ueberfalls des
ungarischen Lagers im Frickthal durch Irminger den Alten mit seinen
sechs Söhnen und ihrer Mannschaft gibt Ekkeh. IV. casus S.Galli
cap. 3.
bei Pertz Mon. II. 110. Im Schein der rings auf den
Bergen flammenden Feuerzeichen stürmten ihre drei Heerhaufen in den
sorglosen Feind. Wer nicht in keckem Schwimmen über den Rhein
setzte, wurde erschlagen; die Beutestücke der Schlacht weihte Irminger
dem Münster des heiligen Fridolin zu Seckingen. Eine auf dem rech-
ten Rheinufer gelagerte ungrische Schaar zog sich auf die Nachricht
dieser Niederlage in's Elsaß hinüber.
Es fand ſo großen Anklang im Gemüth frommer Streiter, daß
eine Synode zu Cöln ſich gemüſſigt ſah anzuordnen, Niemand ſolle
ohne ſeines Biſchofs Erlaubniß gegen irgend einen Menſchen das
media vita ſingen. In das evangeliſche Kirchenlied ging es über
durch Luther's Ueberſetzung: „Mitten wir im Leben ſind von dem
Tod umfangen etc.“
187) .. haud mora, bellum incipitur atque ex Christiano-
rum parte, ſancta mirabiliſque vox „kyrie,“ ex eorum turpiſ
et diabolica „hui, hui!“ frequenter auditur.“ Luitprand v. Cre-
mona de reb. imp. et regum lib. II. cap. 9.
188) Folchardi codex aureus (Bibliothek zu St. Gallen) p. 39.
189) ſ. Bernhard Bader, Volksſagen aus dem Lande Baden. p. 34.
190) Den merkwürdigen Landhag, mit dem die Ungarn zu Karl
des Großen Zeit ihre Grenzen geſperrt hatten, beſchreibt nach Erzäh-
lung eines Augenzeugen der Mönch von Sanct Gallen, gesta Caroli
lib. VI, cap. 1.
bei Pertz Mon. II. 748.
191) ... iam mitius agendum inter Teutones!
192) nam et villani quidam praedocti ollas, prunas in proximo
monte parataſ habenteſ, tumultu audito faceſ accenſaſ levabant,
et, ut diſcretionem ſociorum et hoſtium noſſent, quaſi perluſ-
trium fecerunt.
Die anſchauliche Darſtellung dieſes Ueberfalls des
ungariſchen Lagers im Frickthal durch Irminger den Alten mit ſeinen
ſechs Söhnen und ihrer Mannſchaft gibt Ekkeh. IV. casus S.Galli
cap. 3.
bei Pertz Mon. II. 110. Im Schein der rings auf den
Bergen flammenden Feuerzeichen ſtürmten ihre drei Heerhaufen in den
ſorgloſen Feind. Wer nicht in keckem Schwimmen über den Rhein
ſetzte, wurde erſchlagen; die Beuteſtücke der Schlacht weihte Irminger
dem Münſter des heiligen Fridolin zu Seckingen. Eine auf dem rech-
ten Rheinufer gelagerte ungriſche Schaar zog ſich auf die Nachricht
dieſer Niederlage in's Elſaß hinüber.
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[448/0470] ¹⁸⁶⁾ Es fand ſo großen Anklang im Gemüth frommer Streiter, daß eine Synode zu Cöln ſich gemüſſigt ſah anzuordnen, Niemand ſolle ohne ſeines Biſchofs Erlaubniß gegen irgend einen Menſchen das media vita ſingen. In das evangeliſche Kirchenlied ging es über durch Luther's Ueberſetzung: „Mitten wir im Leben ſind von dem Tod umfangen etc.“ ¹⁸⁷⁾ .. haud mora, bellum incipitur atque ex Christiano- rum parte, ſancta mirabiliſque vox „kyrie,“ ex eorum turpiſ et diabolica „hui, hui!“ frequenter auditur.“ Luitprand v. Cre- mona de reb. imp. et regum lib. II. cap. 9. ¹⁸⁸⁾ Folchardi codex aureus (Bibliothek zu St. Gallen) p. 39. ¹⁸⁹⁾ ſ. Bernhard Bader, Volksſagen aus dem Lande Baden. p. 34. ¹⁹⁰⁾ Den merkwürdigen Landhag, mit dem die Ungarn zu Karl des Großen Zeit ihre Grenzen geſperrt hatten, beſchreibt nach Erzäh- lung eines Augenzeugen der Mönch von Sanct Gallen, gesta Caroli lib. VI, cap. 1. bei Pertz Mon. II. 748. ¹⁹¹⁾ ... iam mitius agendum inter Teutones! ¹⁹²⁾ nam et villani quidam praedocti ollas, prunas in proximo monte parataſ habenteſ, tumultu audito faceſ accenſaſ levabant, et, ut diſcretionem ſociorum et hoſtium noſſent, quaſi perluſ- trium fecerunt. Die anſchauliche Darſtellung dieſes Ueberfalls des ungariſchen Lagers im Frickthal durch Irminger den Alten mit ſeinen ſechs Söhnen und ihrer Mannſchaft gibt Ekkeh. IV. casus S.Galli cap. 3. bei Pertz Mon. II. 110. Im Schein der rings auf den Bergen flammenden Feuerzeichen ſtürmten ihre drei Heerhaufen in den ſorgloſen Feind. Wer nicht in keckem Schwimmen über den Rhein ſetzte, wurde erſchlagen; die Beuteſtücke der Schlacht weihte Irminger dem Münſter des heiligen Fridolin zu Seckingen. Eine auf dem rech- ten Rheinufer gelagerte ungriſche Schaar zog ſich auf die Nachricht dieſer Niederlage in's Elſaß hinüber.

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Zitationshilfe: Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/470>, abgerufen am 06.05.2024.