Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855.

Bild:
<< vorherige Seite
Schwabenspiegel verleiht Karl der Große: swa man umbe des riches
not striten sollte, da sulen die swabe vor allen sprachen striten.

Landrecht §. 32. -- Eine Reihe anderer Stellen aus Geschichtschrei-
bern und Dichtern desselben Inhalts s. bei Stälin, wirtemberg. Ge-
schichte I. 393.
183) Waffen, Feindio! der alte clamor ad arma, Allarm, Waffen-
schrei. s. Grimm Rechtsalterthümer p. 876. Gleiche Sprachbildung --
Verstärkung des Substantivs durch einen angehängten Ausruf -- liegt
den Hilferufen Mordio! Feurio! u. s. w. zu Grund.
184) "Ich selbst, sprach Attila vor Beginn der Schlacht in den
catalaunischen Feldern zu seinen Kriegern, werde den ersten Wurfspieß
schleudern und der Elende, der sich weigert, das Beispiel seines Fürsten
nachzuahmen, ist unvermeidlichem Tode verfallen!" s. Gibbon a. a. O.
Kap. 35. (7).
185) Noch im sechzehnten Jahrhundert bewahrten die deutschen Lands-
knechte die Sitte, sich rücklings Erde über's Haupt zu streuen, ehe sie
in's Wogen des Treffens rückten. So der tapfere Georg von Frunds-
berg vor der Schlacht von Pavia.
186) Wir können uns nicht enthalten, den einfach großartigen Text
des Notkerischen Liedes media vita mitzutheilen, so wie ihn I. v. Arx
seinen Geschichten des Kantons St. Gallen I. p. 95 einverleibt hat.
"Media vita in morte sumus, quem quaerimus adjutorem,
nisi te domine, qui pro peccatis nostris juste irasceris.

V. In te speraverunt patres nostri, speraverunt et libe-
rasti eos.

R. Sancte deus.
V. Ad te clamaverunt patres nostri, clamaverunt et non
sunt confusi.

R. Sancte fortis.
V. Ne despicias nos in tempore senectutis, cum defecerit
virtus nostra, ne derelinquas nos.

R. Sancte et misericors Salvator, amarae morti ne
tradas nos."

Schwabenſpiegel verleiht Karl der Große: swa man umbe des riches
not striten sollte, da sulen die swabe vor allen sprachen striten.

Landrecht §. 32. — Eine Reihe anderer Stellen aus Geſchichtſchrei-
bern und Dichtern deſſelben Inhalts ſ. bei Stälin, wirtemberg. Ge-
ſchichte I. 393.
183) Waffen, Feindio! der alte clamor ad arma, Allarm, Waffen-
ſchrei. ſ. Grimm Rechtsalterthümer p. 876. Gleiche Sprachbildung —
Verſtärkung des Subſtantivs durch einen angehängten Ausruf — liegt
den Hilferufen Mordio! Feurio! u. ſ. w. zu Grund.
184) „Ich ſelbſt, ſprach Attila vor Beginn der Schlacht in den
catalauniſchen Feldern zu ſeinen Kriegern, werde den erſten Wurfſpieß
ſchleudern und der Elende, der ſich weigert, das Beiſpiel ſeines Fürſten
nachzuahmen, iſt unvermeidlichem Tode verfallen!“ ſ. Gibbon a. a. O.
Kap. 35. (7).
185) Noch im ſechzehnten Jahrhundert bewahrten die deutſchen Lands-
knechte die Sitte, ſich rücklings Erde über's Haupt zu ſtreuen, ehe ſie
in's Wogen des Treffens rückten. So der tapfere Georg von Frunds-
berg vor der Schlacht von Pavia.
186) Wir können uns nicht enthalten, den einfach großartigen Text
des Notkeriſchen Liedes media vita mitzutheilen, ſo wie ihn I. v. Arx
ſeinen Geſchichten des Kantons St. Gallen I. p. 95 einverleibt hat.
„Media vita in morte sumus, quem quaerimus adjutorem,
nisi te domine, qui pro peccatis nostris juste irasceris.

V. In te speraverunt patres nostri, speraverunt et libe-
rasti eos.

R. Sancte deus.
V. Ad te clamaverunt patres nostri, clamaverunt et non
sunt confusi.

R. Sancte fortis.
V. Ne despicias nos in tempore senectutis, cum defecerit
virtus nostra, ne derelinquas nos.

R. Sancte et misericors Salvator, amarae morti ne
tradas nos.“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <note xml:id="edt182" prev="#ed182" place="end" n="182)"><pb facs="#f0469" n="447"/>
Schwaben&#x017F;piegel verleiht Karl der Große: <hi rendition="#aq">swa man umbe des riches<lb/>
not striten sollte, da sulen die swabe vor allen sprachen striten.</hi><lb/>
Landrecht §. 32. &#x2014; Eine Reihe anderer Stellen aus Ge&#x017F;chicht&#x017F;chrei-<lb/>
bern und Dichtern de&#x017F;&#x017F;elben Inhalts &#x017F;. bei Stälin, wirtemberg. Ge-<lb/>
&#x017F;chichte <hi rendition="#aq">I. 393.</hi></note><lb/>
        <note xml:id="edt183" prev="#ed183" place="end" n="183)">Waffen, Feindio! der alte <hi rendition="#aq">clamor ad arma,</hi> Allarm, Waffen-<lb/>
&#x017F;chrei. &#x017F;. Grimm Rechtsalterthümer <hi rendition="#aq">p. 876.</hi> Gleiche Sprachbildung &#x2014;<lb/>
Ver&#x017F;tärkung des Sub&#x017F;tantivs durch einen angehängten Ausruf &#x2014; liegt<lb/>
den Hilferufen Mordio! Feurio! u. &#x017F;. w. zu Grund.</note><lb/>
        <note xml:id="edt184" prev="#ed184" place="end" n="184)">&#x201E;Ich &#x017F;elb&#x017F;t, &#x017F;prach Attila vor Beginn der Schlacht in den<lb/>
catalauni&#x017F;chen Feldern zu &#x017F;einen Kriegern, werde den er&#x017F;ten Wurf&#x017F;pieß<lb/>
&#x017F;chleudern und der Elende, der &#x017F;ich weigert, das Bei&#x017F;piel &#x017F;eines Für&#x017F;ten<lb/>
nachzuahmen, i&#x017F;t unvermeidlichem Tode verfallen!&#x201C; &#x017F;. Gibbon a. a. O.<lb/>
Kap. 35. (7).</note><lb/>
        <note xml:id="edt185" prev="#ed185" place="end" n="185)">Noch im &#x017F;echzehnten Jahrhundert bewahrten die deut&#x017F;chen Lands-<lb/>
knechte die Sitte, &#x017F;ich rücklings Erde über's Haupt zu &#x017F;treuen, ehe &#x017F;ie<lb/>
in's Wogen des Treffens rückten. So der tapfere Georg von Frunds-<lb/>
berg vor der Schlacht von Pavia.</note><lb/>
        <note xml:id="edt186" prev="#ed186" place="end" n="186)">
          <p>Wir können uns nicht enthalten, den einfach großartigen Text<lb/>
des Notkeri&#x017F;chen Liedes <hi rendition="#aq">media vita</hi> mitzutheilen, &#x017F;o wie ihn I. v. Arx<lb/>
&#x017F;einen Ge&#x017F;chichten des Kantons St. Gallen <hi rendition="#aq">I. p. 95</hi> einverleibt hat.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#aq">&#x201E;Media vita in morte sumus, quem quaerimus adjutorem,<lb/>
nisi te domine, qui pro peccatis nostris juste irasceris.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#aq">V. In te speraverunt patres nostri, speraverunt et libe-<lb/>
rasti eos.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq">R. Sancte deus.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#aq">V. Ad te clamaverunt patres nostri, clamaverunt et non<lb/>
sunt confusi.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq">R. Sancte fortis.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#aq">V. Ne despicias nos in tempore senectutis, cum defecerit<lb/>
virtus nostra, ne derelinquas nos.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq">R. Sancte et misericors Salvator, amarae morti ne<lb/>
tradas nos.&#x201C;</hi> </hi> </p><lb/>
        </note>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[447/0469] ¹⁸²⁾ Schwabenſpiegel verleiht Karl der Große: swa man umbe des riches not striten sollte, da sulen die swabe vor allen sprachen striten. Landrecht §. 32. — Eine Reihe anderer Stellen aus Geſchichtſchrei- bern und Dichtern deſſelben Inhalts ſ. bei Stälin, wirtemberg. Ge- ſchichte I. 393. ¹⁸³⁾ Waffen, Feindio! der alte clamor ad arma, Allarm, Waffen- ſchrei. ſ. Grimm Rechtsalterthümer p. 876. Gleiche Sprachbildung — Verſtärkung des Subſtantivs durch einen angehängten Ausruf — liegt den Hilferufen Mordio! Feurio! u. ſ. w. zu Grund. ¹⁸⁴⁾ „Ich ſelbſt, ſprach Attila vor Beginn der Schlacht in den catalauniſchen Feldern zu ſeinen Kriegern, werde den erſten Wurfſpieß ſchleudern und der Elende, der ſich weigert, das Beiſpiel ſeines Fürſten nachzuahmen, iſt unvermeidlichem Tode verfallen!“ ſ. Gibbon a. a. O. Kap. 35. (7). ¹⁸⁵⁾ Noch im ſechzehnten Jahrhundert bewahrten die deutſchen Lands- knechte die Sitte, ſich rücklings Erde über's Haupt zu ſtreuen, ehe ſie in's Wogen des Treffens rückten. So der tapfere Georg von Frunds- berg vor der Schlacht von Pavia. ¹⁸⁶⁾ Wir können uns nicht enthalten, den einfach großartigen Text des Notkeriſchen Liedes media vita mitzutheilen, ſo wie ihn I. v. Arx ſeinen Geſchichten des Kantons St. Gallen I. p. 95 einverleibt hat. „Media vita in morte sumus, quem quaerimus adjutorem, nisi te domine, qui pro peccatis nostris juste irasceris. V. In te speraverunt patres nostri, speraverunt et libe- rasti eos. R. Sancte deus. V. Ad te clamaverunt patres nostri, clamaverunt et non sunt confusi. R. Sancte fortis. V. Ne despicias nos in tempore senectutis, cum defecerit virtus nostra, ne derelinquas nos. R. Sancte et misericors Salvator, amarae morti ne tradas nos.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/469
Zitationshilfe: Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/469>, abgerufen am 06.05.2024.