Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855.Erst brach den Frieden Hagen und warf mit Macht den Speer Der flog in hohem Bogen mit Zisch und Zasch daher. Waltari mochte nicht ausbeugen, doch er hielt In schräger Richtung ihm entgegen seinen Schild; Rückprallte das Geschoß als wie von Marmelstein Und wühlte bis an Nagel sich in den nahen Rain. Dann warf auch König Gunther den schweren Eschenschaft Er warf ihn kecken Muthes, doch nur mit schwacher Kraft Den Schildrand traf er nur, und konnt' ihn nicht zerreißen Waltari schüttelte. Da fiel das matte Eisen. Das war ein schlimmes Zeichen. Itzt griffen sie zum Schwerte, Doch grimmen Blicks Waltari sich mit der Lanze wehrte. Die Klingen waren kurz, sie reichten nicht an ihn Da fuhr ein schlimmer Plan dem König durch den Sinn. Sein abgeschossner Speer lag vor Waltaris Füßen, Den hätt' er heimlich gern zu sich zurückgerissen -- Er winkte mit dem Aug', daß Hagen vorwärts dringe, Und stieß zurück zur Scheide die goldgeschmückte Klinge, Da ward die Rechte frei zum Diebsgriff -- und den Schaft Hielt er schon festgepackt -- und hätt' ihn auch errafft. Doch auf den Hagen stürmte Waltari plötzlich her Und trat mit starkem Fuß auf den gegriffnen Speer. Der Ueberraschung ward der König sehr erschrocken, Die Kniee wankten ihm, sein Athem wollte stocken, Erſt brach den Frieden Hagen und warf mit Macht den Speer Der flog in hohem Bogen mit Ziſch und Zaſch daher. Waltari mochte nicht ausbeugen, doch er hielt In ſchräger Richtung ihm entgegen ſeinen Schild; Rückprallte das Geſchoß als wie von Marmelſtein Und wühlte bis an Nagel ſich in den nahen Rain. Dann warf auch König Gunther den ſchweren Eſchenſchaft Er warf ihn kecken Muthes, doch nur mit ſchwacher Kraft Den Schildrand traf er nur, und konnt' ihn nicht zerreißen Waltari ſchüttelte. Da fiel das matte Eiſen. Das war ein ſchlimmes Zeichen. Itzt griffen ſie zum Schwerte, Doch grimmen Blicks Waltari ſich mit der Lanze wehrte. Die Klingen waren kurz, ſie reichten nicht an ihn Da fuhr ein ſchlimmer Plan dem König durch den Sinn. Sein abgeſchoſſner Speer lag vor Waltaris Füßen, Den hätt' er heimlich gern zu ſich zurückgeriſſen — Er winkte mit dem Aug', daß Hagen vorwärts dringe, Und ſtieß zurück zur Scheide die goldgeſchmückte Klinge, Da ward die Rechte frei zum Diebsgriff — und den Schaft Hielt er ſchon feſtgepackt — und hätt' ihn auch errafft. Doch auf den Hagen ſtürmte Waltari plötzlich her Und trat mit ſtarkem Fuß auf den gegriffnen Speer. Der Ueberraſchung ward der König ſehr erſchrocken, Die Kniee wankten ihm, ſein Athem wollte ſtocken, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0414" n="392"/> <lg n="2"> <l>Erſt brach den Frieden Hagen und warf mit Macht den Speer</l><lb/> <l>Der flog in hohem Bogen mit Ziſch und Zaſch daher.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Waltari mochte nicht ausbeugen, doch er hielt</l><lb/> <l>In ſchräger Richtung ihm entgegen ſeinen Schild;</l><lb/> <l>Rückprallte das Geſchoß als wie von Marmelſtein</l><lb/> <l>Und wühlte bis an Nagel ſich in den nahen Rain.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Dann warf auch König Gunther den ſchweren Eſchenſchaft</l><lb/> <l>Er warf ihn kecken Muthes, doch nur mit ſchwacher Kraft</l><lb/> <l>Den Schildrand traf er nur, und konnt' ihn nicht zerreißen</l><lb/> <l>Waltari ſchüttelte. Da fiel das matte Eiſen.</l><lb/> <l>Das war ein ſchlimmes Zeichen. Itzt griffen ſie zum Schwerte,</l><lb/> <l>Doch grimmen Blicks Waltari ſich mit der Lanze wehrte.</l><lb/> <l>Die Klingen waren kurz, ſie reichten nicht an ihn</l><lb/> <l>Da fuhr ein ſchlimmer Plan dem König durch den Sinn.</l><lb/> <l>Sein abgeſchoſſner Speer lag vor Waltaris Füßen,</l><lb/> <l>Den hätt' er heimlich gern zu ſich zurückgeriſſen —</l><lb/> <l>Er winkte mit dem Aug', daß Hagen vorwärts dringe,</l><lb/> <l>Und ſtieß zurück zur Scheide die goldgeſchmückte Klinge,</l><lb/> <l>Da ward die Rechte frei zum Diebsgriff — und den Schaft</l><lb/> <l>Hielt er ſchon feſtgepackt — und hätt' ihn auch errafft.</l><lb/> <l>Doch auf den Hagen ſtürmte Waltari plötzlich her</l><lb/> <l>Und trat mit ſtarkem Fuß auf den gegriffnen Speer.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Der Ueberraſchung ward der König ſehr erſchrocken,</l><lb/> <l>Die Kniee wankten ihm, ſein Athem wollte ſtocken,</l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [392/0414]
Erſt brach den Frieden Hagen und warf mit Macht den Speer
Der flog in hohem Bogen mit Ziſch und Zaſch daher.
Waltari mochte nicht ausbeugen, doch er hielt
In ſchräger Richtung ihm entgegen ſeinen Schild;
Rückprallte das Geſchoß als wie von Marmelſtein
Und wühlte bis an Nagel ſich in den nahen Rain.
Dann warf auch König Gunther den ſchweren Eſchenſchaft
Er warf ihn kecken Muthes, doch nur mit ſchwacher Kraft
Den Schildrand traf er nur, und konnt' ihn nicht zerreißen
Waltari ſchüttelte. Da fiel das matte Eiſen.
Das war ein ſchlimmes Zeichen. Itzt griffen ſie zum Schwerte,
Doch grimmen Blicks Waltari ſich mit der Lanze wehrte.
Die Klingen waren kurz, ſie reichten nicht an ihn
Da fuhr ein ſchlimmer Plan dem König durch den Sinn.
Sein abgeſchoſſner Speer lag vor Waltaris Füßen,
Den hätt' er heimlich gern zu ſich zurückgeriſſen —
Er winkte mit dem Aug', daß Hagen vorwärts dringe,
Und ſtieß zurück zur Scheide die goldgeſchmückte Klinge,
Da ward die Rechte frei zum Diebsgriff — und den Schaft
Hielt er ſchon feſtgepackt — und hätt' ihn auch errafft.
Doch auf den Hagen ſtürmte Waltari plötzlich her
Und trat mit ſtarkem Fuß auf den gegriffnen Speer.
Der Ueberraſchung ward der König ſehr erſchrocken,
Die Kniee wankten ihm, ſein Athem wollte ſtocken,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/414 |
Zitationshilfe: | Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/414>, abgerufen am 24.07.2024. |