Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855.

Bild:
<< vorherige Seite
So mußt' in's grüne Gras Herr Camelo dort beißen,
Ihn sah sein Neffe Kimo, auch Scaramund geheißen.
Ha! das traf mich! so rief er, zurück ihr Andern all',
Jetzt sterb ich oder sühne des theuern Blutsfreunds Fall.
Weinend sprang er hinauf, der Weg war hohl und enge,
Daß ihm kein Andrer konnt' beistehn im Handgemenge.
Er knirschte mit den Zähnen: Nicht will ich Schatz und Gut,
Ich komme als ein Rächer für meines Oheims Blut.
Zwei Speere schwang er hoch, am Helm die Mähne zittert;
Doch fest stand dort Waltari und sagte unerschüttert:
War ich des Kampfs Beginner, geb' ich mich gern verloren,
Es soll mich noch zur Stunde dein Lanzenwurf durchbohren!
Da warf in rascher Folge die Lanzen Scaramund,
Die eine traf den Schild nur, die andre flog in Grund.
Dann mit gezucktem Schwerte ritt er Waltari an,
Doch bracht' er's nicht zuwege, die Stirn ihm durchzuschla'n.
Der Hieb saß auf dem Helme, das dröhnte und das klang
Und Feuerfunken sprühten den dunkeln Wald entlang.
Jetzt fuhr ihm wie ein Blitz Waltari's Speer in Hals
Und hob ihn aus dem Sattel, da fiel er dumpfen Falls.
Nichts half ihm mehr die Bitte, sein Haupt hieb Jener ab,
So sank bei seinem Ohme der Neffe früh in's Grab.
So mußt' in's grüne Gras Herr Camelo dort beißen,
Ihn ſah ſein Neffe Kimo, auch Scaramund geheißen.
Ha! das traf mich! ſo rief er, zurück ihr Andern all',
Jetzt ſterb ich oder ſühne des theuern Blutsfreunds Fall.
Weinend ſprang er hinauf, der Weg war hohl und enge,
Daß ihm kein Andrer konnt' beiſtehn im Handgemenge.
Er knirſchte mit den Zähnen: Nicht will ich Schatz und Gut,
Ich komme als ein Rächer für meines Oheims Blut.
Zwei Speere ſchwang er hoch, am Helm die Mähne zittert;
Doch feſt ſtand dort Waltari und ſagte unerſchüttert:
War ich des Kampfs Beginner, geb' ich mich gern verloren,
Es ſoll mich noch zur Stunde dein Lanzenwurf durchbohren!
Da warf in raſcher Folge die Lanzen Scaramund,
Die eine traf den Schild nur, die andre flog in Grund.
Dann mit gezucktem Schwerte ritt er Waltari an,
Doch bracht' er's nicht zuwege, die Stirn ihm durchzuſchla'n.
Der Hieb ſaß auf dem Helme, das dröhnte und das klang
Und Feuerfunken ſprühten den dunkeln Wald entlang.
Jetzt fuhr ihm wie ein Blitz Waltari's Speer in Hals
Und hob ihn aus dem Sattel, da fiel er dumpfen Falls.
Nichts half ihm mehr die Bitte, ſein Haupt hieb Jener ab,
So ſank bei ſeinem Ohme der Neffe früh in's Grab.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0394" n="372"/>
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">S</hi>o mußt' in's grüne Gras Herr Camelo dort beißen,</l><lb/>
            <l>Ihn &#x017F;ah &#x017F;ein Neffe Kimo, auch Scaramund geheißen.</l><lb/>
            <l>Ha! das traf mich! &#x017F;o rief er, zurück ihr Andern all',</l><lb/>
            <l>Jetzt &#x017F;terb ich oder &#x017F;ühne des theuern Blutsfreunds Fall.</l><lb/>
            <l>Weinend &#x017F;prang er hinauf, der Weg war hohl und enge,</l><lb/>
            <l>Daß ihm kein Andrer konnt' bei&#x017F;tehn im Handgemenge.</l><lb/>
            <l>Er knir&#x017F;chte mit den Zähnen: Nicht will ich Schatz und Gut,</l><lb/>
            <l>Ich komme als ein Rächer für meines Oheims Blut.</l><lb/>
            <l>Zwei Speere &#x017F;chwang er hoch, am Helm die Mähne zittert;</l><lb/>
            <l>Doch fe&#x017F;t &#x017F;tand dort Waltari und &#x017F;agte uner&#x017F;chüttert:</l><lb/>
            <l>War ich des Kampfs Beginner, geb' ich mich gern verloren,</l><lb/>
            <l>Es &#x017F;oll mich noch zur Stunde dein Lanzenwurf durchbohren!</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <l>Da warf in ra&#x017F;cher Folge die Lanzen Scaramund,</l><lb/>
            <l>Die eine traf den Schild nur, die andre flog in Grund.</l><lb/>
            <l>Dann mit gezucktem Schwerte ritt er Waltari an,</l><lb/>
            <l>Doch bracht' er's nicht zuwege, die Stirn ihm durchzu&#x017F;chla'n.</l><lb/>
            <l>Der Hieb &#x017F;aß auf dem Helme, das dröhnte und das klang</l><lb/>
            <l>Und Feuerfunken &#x017F;prühten den dunkeln Wald entlang.</l><lb/>
            <l>Jetzt fuhr ihm wie ein Blitz Waltari's Speer in Hals</l><lb/>
            <l>Und hob ihn aus dem Sattel, da fiel er dumpfen Falls.</l><lb/>
            <l>Nichts half ihm mehr die Bitte, &#x017F;ein Haupt hieb Jener ab,</l><lb/>
            <l>So &#x017F;ank bei &#x017F;einem Ohme der Neffe früh in's Grab.</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[372/0394] So mußt' in's grüne Gras Herr Camelo dort beißen, Ihn ſah ſein Neffe Kimo, auch Scaramund geheißen. Ha! das traf mich! ſo rief er, zurück ihr Andern all', Jetzt ſterb ich oder ſühne des theuern Blutsfreunds Fall. Weinend ſprang er hinauf, der Weg war hohl und enge, Daß ihm kein Andrer konnt' beiſtehn im Handgemenge. Er knirſchte mit den Zähnen: Nicht will ich Schatz und Gut, Ich komme als ein Rächer für meines Oheims Blut. Zwei Speere ſchwang er hoch, am Helm die Mähne zittert; Doch feſt ſtand dort Waltari und ſagte unerſchüttert: War ich des Kampfs Beginner, geb' ich mich gern verloren, Es ſoll mich noch zur Stunde dein Lanzenwurf durchbohren! Da warf in raſcher Folge die Lanzen Scaramund, Die eine traf den Schild nur, die andre flog in Grund. Dann mit gezucktem Schwerte ritt er Waltari an, Doch bracht' er's nicht zuwege, die Stirn ihm durchzuſchla'n. Der Hieb ſaß auf dem Helme, das dröhnte und das klang Und Feuerfunken ſprühten den dunkeln Wald entlang. Jetzt fuhr ihm wie ein Blitz Waltari's Speer in Hals Und hob ihn aus dem Sattel, da fiel er dumpfen Falls. Nichts half ihm mehr die Bitte, ſein Haupt hieb Jener ab, So ſank bei ſeinem Ohme der Neffe früh in's Grab.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/394
Zitationshilfe: Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/394>, abgerufen am 23.11.2024.