Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855.Drob zog in Hagens Herzen ein bitter Zürnen ein: Wohlan, sprach er, so mögt Ihr des Kampfes denn Euch freu'n. Dort steht vor Euren Augen, deß Euch gelustet, der Mann, Ich will des Ausgangs harren und keine Beute ha'n. Sprach's und zum nahen Hügel lenkt er sein Roß in Ruh, Sprang ab, und sah gelassen, im Grase sitzend, zu. Der König Gunther winkte den Gamelo nun her: Zeuch aus und künde Jenem: den ganzen Schatz ich gehr, Und so er noch sich weigert, so bist du Manns genug, Daß du ihn kampflich angehst und niederwirfst mit Fug. Von Metz der Bischofstadt Herr Camelo zog ab, Fahl nickt' vom blauen Helme sein gelber Busch herab. Von fern schon rief er laut: Heda! mein Freund -- heraus! Dem Frankenkönig liefre den ganzen Goldschatz aus! Waltari hört's und schwieg. Da ritt er näher bei: Den ganzen Goldschatz liefre! so rief er ihm auf's Neu. Dem riß jetzt die Geduld: Laß ab dein Schrei'n und Johlen, Hab ich dem König Gunther den Schatz etwann gestohlen, Hat er ein Darlehn mir gelieh'n habgier'gen Sinns, Daß er mir jetzo heischet so schnöden Wucherzins? Hab ich das Land geschädigt und Häuser weggebrannt, Daß ihr mir Buße fordert mit übermüth'ger Hand? Drob zog in Hagens Herzen ein bitter Zürnen ein: Wohlan, ſprach er, ſo mögt Ihr des Kampfes denn Euch freu'n. Dort ſteht vor Euren Augen, deß Euch geluſtet, der Mann, Ich will des Ausgangs harren und keine Beute ha'n. Sprach's und zum nahen Hügel lenkt er ſein Roß in Ruh, Sprang ab, und ſah gelaſſen, im Graſe ſitzend, zu. Der König Gunther winkte den Gamelo nun her: Zeuch aus und künde Jenem: den ganzen Schatz ich gehr, Und ſo er noch ſich weigert, ſo biſt du Manns genug, Daß du ihn kampflich angehſt und niederwirfſt mit Fug. Von Metz der Biſchofſtadt Herr Camelo zog ab, Fahl nickt' vom blauen Helme ſein gelber Buſch herab. Von fern ſchon rief er laut: Heda! mein Freund — heraus! Dem Frankenkönig liefre den ganzen Goldſchatz aus! Waltari hört's und ſchwieg. Da ritt er näher bei: Den ganzen Goldſchatz liefre! ſo rief er ihm auf's Neu. Dem riß jetzt die Geduld: Laß ab dein Schrei'n und Johlen, Hab ich dem König Gunther den Schatz etwann geſtohlen, Hat er ein Darlehn mir gelieh'n habgier'gen Sinns, Daß er mir jetzo heiſchet ſo ſchnöden Wucherzins? Hab ich das Land geſchädigt und Häuſer weggebrannt, Daß ihr mir Buße fordert mit übermüth'ger Hand? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0392" n="370"/> <lg n="14"> <l>Drob zog in Hagens Herzen ein bitter Zürnen ein:</l><lb/> <l>Wohlan, ſprach er, ſo mögt Ihr des Kampfes denn Euch freu'n.</l><lb/> <l>Dort ſteht vor Euren Augen, deß Euch geluſtet, der Mann,</l><lb/> <l>Ich will des Ausgangs harren und keine Beute ha'n.</l><lb/> <l>Sprach's und zum nahen Hügel lenkt er ſein Roß in Ruh,</l><lb/> <l>Sprang ab, und ſah gelaſſen, im Graſe ſitzend, zu.</l> </lg> </lg><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">D</hi>er König Gunther winkte den Gamelo nun her:</l><lb/> <l>Zeuch aus und künde Jenem: den ganzen Schatz ich gehr,</l><lb/> <l>Und ſo er noch ſich weigert, ſo biſt du Manns genug,</l><lb/> <l>Daß du ihn kampflich angehſt und niederwirfſt mit Fug.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Von Metz der Biſchofſtadt Herr Camelo zog ab,</l><lb/> <l>Fahl nickt' vom blauen Helme ſein gelber Buſch herab.</l><lb/> <l>Von fern ſchon rief er laut: Heda! mein Freund — heraus!</l><lb/> <l>Dem Frankenkönig liefre den ganzen Goldſchatz aus!</l><lb/> <l>Waltari hört's und ſchwieg. Da ritt er näher bei:</l><lb/> <l>Den ganzen Goldſchatz liefre! ſo rief er ihm auf's Neu.</l><lb/> <l>Dem riß jetzt die Geduld: Laß ab dein Schrei'n und Johlen,</l><lb/> <l>Hab ich dem König Gunther den Schatz etwann geſtohlen,</l><lb/> <l>Hat er ein Darlehn mir gelieh'n habgier'gen Sinns,</l><lb/> <l>Daß er mir jetzo heiſchet ſo ſchnöden Wucherzins?</l><lb/> <l>Hab ich das Land geſchädigt und Häuſer weggebrannt,</l><lb/> <l>Daß ihr mir Buße fordert mit übermüth'ger Hand?</l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [370/0392]
Drob zog in Hagens Herzen ein bitter Zürnen ein:
Wohlan, ſprach er, ſo mögt Ihr des Kampfes denn Euch freu'n.
Dort ſteht vor Euren Augen, deß Euch geluſtet, der Mann,
Ich will des Ausgangs harren und keine Beute ha'n.
Sprach's und zum nahen Hügel lenkt er ſein Roß in Ruh,
Sprang ab, und ſah gelaſſen, im Graſe ſitzend, zu.
Der König Gunther winkte den Gamelo nun her:
Zeuch aus und künde Jenem: den ganzen Schatz ich gehr,
Und ſo er noch ſich weigert, ſo biſt du Manns genug,
Daß du ihn kampflich angehſt und niederwirfſt mit Fug.
Von Metz der Biſchofſtadt Herr Camelo zog ab,
Fahl nickt' vom blauen Helme ſein gelber Buſch herab.
Von fern ſchon rief er laut: Heda! mein Freund — heraus!
Dem Frankenkönig liefre den ganzen Goldſchatz aus!
Waltari hört's und ſchwieg. Da ritt er näher bei:
Den ganzen Goldſchatz liefre! ſo rief er ihm auf's Neu.
Dem riß jetzt die Geduld: Laß ab dein Schrei'n und Johlen,
Hab ich dem König Gunther den Schatz etwann geſtohlen,
Hat er ein Darlehn mir gelieh'n habgier'gen Sinns,
Daß er mir jetzo heiſchet ſo ſchnöden Wucherzins?
Hab ich das Land geſchädigt und Häuſer weggebrannt,
Daß ihr mir Buße fordert mit übermüth'ger Hand?
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |