Schickt einen Boten ihm, und friedlich sei's geschlichtet. Vielleicht daß Jener selber sich bittend an Euch richtet Und Euch den Schatz ausfolgt. Die Antwort zeige den Mann, Es ist noch immer Zeit, mit Waffen ihn zu fah'n.
Da hieß der König ausziehn Herrn Gamelo von Metz, Der dort als Frankenrichter verwaltet das Gesetz. Der flog als wie die Windsbraut zu jung Waltari hin: Wer bist du, fremder Degen, sag' an, woher, wohin?
Der Held ihm drauf erwiedert: Erst künde du die Mähr: Kommst du aus eignem Willen, schickt dich ein Andrer her?
Stolz sprach Herr Gamelo: Mich hat hieher entsandt Als Herold König Gunther, der Herr in Frankenland.
Waltari ihm entgegen: Fürwahr was ficht Euch an Zu späh'n und auszuforschen den fremden Wandersmann? Ich bin von Aquitanien Waltari hochgemuth, Als Geisel gab der Vater mich in der Hunnen Huth Dort mußt' ich seit verweilen. Itzt wandt' ich mich zu gehn, Ich will die süße Heimath, die Eltern wieder sehn.
Da sprach der Bote trocken: Wohlan, so sei bereit Den Goldschrein mir zu liefern, dein Roß auch und die Maid
Schickt einen Boten ihm, und friedlich ſei's geſchlichtet. Vielleicht daß Jener ſelber ſich bittend an Euch richtet Und Euch den Schatz ausfolgt. Die Antwort zeige den Mann, Es iſt noch immer Zeit, mit Waffen ihn zu fah'n.
Da hieß der König ausziehn Herrn Gamelo von Metz, Der dort als Frankenrichter verwaltet das Geſetz. Der flog als wie die Windsbraut zu jung Waltari hin: Wer biſt du, fremder Degen, ſag' an, woher, wohin?
Der Held ihm drauf erwiedert: Erſt künde du die Mähr: Kommſt du aus eignem Willen, ſchickt dich ein Andrer her?
Stolz ſprach Herr Gamelo: Mich hat hieher entſandt Als Herold König Gunther, der Herr in Frankenland.
Waltari ihm entgegen: Fürwahr was ficht Euch an Zu ſpäh'n und auszuforſchen den fremden Wandersmann? Ich bin von Aquitanien Waltari hochgemuth, Als Geiſel gab der Vater mich in der Hunnen Huth Dort mußt' ich ſeit verweilen. Itzt wandt' ich mich zu gehn, Ich will die ſüße Heimath, die Eltern wieder ſehn.
Da ſprach der Bote trocken: Wohlan, ſo ſei bereit Den Goldſchrein mir zu liefern, dein Roß auch und die Maid
<TEI><text><body><divn="1"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0390"n="368"/><lgn="4"><l>Schickt einen Boten ihm, und friedlich ſei's geſchlichtet.</l><lb/><l>Vielleicht daß Jener ſelber ſich bittend an Euch richtet</l><lb/><l>Und Euch den Schatz ausfolgt. Die Antwort zeige den Mann,</l><lb/><l>Es iſt noch immer Zeit, mit Waffen ihn zu fah'n.</l></lg><lb/><lgn="5"><l>Da hieß der König ausziehn Herrn Gamelo von Metz,</l><lb/><l>Der dort als Frankenrichter verwaltet das Geſetz.</l><lb/><l>Der flog als wie die Windsbraut zu jung Waltari hin:</l><lb/><l>Wer biſt du, fremder Degen, ſag' an, woher, wohin?</l></lg><lb/><lgn="6"><l>Der Held ihm drauf erwiedert: Erſt künde du die Mähr:</l><lb/><l>Kommſt du aus eignem Willen, ſchickt dich ein Andrer her?</l></lg><lb/><lgn="7"><l>Stolz ſprach Herr Gamelo: Mich hat hieher entſandt</l><lb/><l>Als Herold König Gunther, der Herr in Frankenland.</l></lg><lb/><lgn="8"><l>Waltari ihm entgegen: Fürwahr was ficht Euch an</l><lb/><l>Zu ſpäh'n und auszuforſchen den fremden Wandersmann?</l><lb/><l>Ich bin von Aquitanien Waltari hochgemuth,</l><lb/><l>Als Geiſel gab der Vater mich in der Hunnen Huth</l><lb/><l>Dort mußt' ich ſeit verweilen. Itzt wandt' ich mich zu gehn,</l><lb/><l>Ich will die ſüße Heimath, die Eltern wieder ſehn.</l></lg><lb/><lgn="9"><l>Da ſprach der Bote trocken: Wohlan, ſo ſei bereit</l><lb/><l>Den Goldſchrein mir zu liefern, dein Roß auch und die Maid</l></lg><lb/></lg></div></body></text></TEI>
[368/0390]
Schickt einen Boten ihm, und friedlich ſei's geſchlichtet.
Vielleicht daß Jener ſelber ſich bittend an Euch richtet
Und Euch den Schatz ausfolgt. Die Antwort zeige den Mann,
Es iſt noch immer Zeit, mit Waffen ihn zu fah'n.
Da hieß der König ausziehn Herrn Gamelo von Metz,
Der dort als Frankenrichter verwaltet das Geſetz.
Der flog als wie die Windsbraut zu jung Waltari hin:
Wer biſt du, fremder Degen, ſag' an, woher, wohin?
Der Held ihm drauf erwiedert: Erſt künde du die Mähr:
Kommſt du aus eignem Willen, ſchickt dich ein Andrer her?
Stolz ſprach Herr Gamelo: Mich hat hieher entſandt
Als Herold König Gunther, der Herr in Frankenland.
Waltari ihm entgegen: Fürwahr was ficht Euch an
Zu ſpäh'n und auszuforſchen den fremden Wandersmann?
Ich bin von Aquitanien Waltari hochgemuth,
Als Geiſel gab der Vater mich in der Hunnen Huth
Dort mußt' ich ſeit verweilen. Itzt wandt' ich mich zu gehn,
Ich will die ſüße Heimath, die Eltern wieder ſehn.
Da ſprach der Bote trocken: Wohlan, ſo ſei bereit
Den Goldſchrein mir zu liefern, dein Roß auch und die Maid
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/390>, abgerufen am 24.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.