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Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855.

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Spazzo klopfte ihm auf die Schulter: Der Nachtfalter war ein dum-
mer Teufel, Herr Caplan! sprach er mitleidig. Ein Windstoß kam
und blies die Lichter aus. Er war ein Mönch! sprach Ekkehard
gleichgiltig, schlafet wohl! --



Einundzwanzigstes Kapitel.
Verstoßung und Flucht.


Ekkehard war noch lang in der Gartenlaube gesessen, dann war
er hinausgerannt in die Nacht. Er wußte nicht wohin der Gang
gehen sollte. Des Morgens fand er sich auf dem Fels Hohenkrähen,
der ragte in stiller Einsamkeit seit der Waldfrau Abzug. Die Trüm-
mer des ausgebrannten Hauses lagen verwirrt über einander; wo
einst die Wohnstube, stand noch der Römerstein mit dem Mithras,
Farrenkraut und Riedgras war darüber gerankt, eine Blindschleiche
lief züngelnd an dem wettergedunkelten Götterbild hinauf.

Ekkehard fuhr in hellem Hohn zusammen: Die Capelle der heili-
gen Hadwig! rief er und schlug sich mit der Faust an die Brust, so
muß sie sein! Er stieß den Römerstein um und stieg auf die Fels-
kuppe; dort warf er sich nieder und preßte die Stirn in's kühle Erd-
reich, das einst Frau Hadwig's Fuß berührt. Lange blieb er dort;
als die Sonne in der Mittagshöhe herunterbrannte, lag er noch oben
und -- schlief.

Vor Abend kam er auf den hohen Twiel zurück, heiß, verstört,
unsicheren Ganges. Grashalme hafteten wirr in dem härenen Geweb
seiner Kutte. Die Leute der Burg wichen scheu vor ihm zurück, wie
vor Einem dem des Unglücks Finger ein Zeichen auf die Stirn ge-
schrieben. Sonst pflegten sie ihm entgegen zu gehen und baten um
seinen Segen.

Spazzo klopfte ihm auf die Schulter: Der Nachtfalter war ein dum-
mer Teufel, Herr Caplan! ſprach er mitleidig. Ein Windſtoß kam
und blies die Lichter aus. Er war ein Mönch! ſprach Ekkehard
gleichgiltig, ſchlafet wohl! —



Einundzwanzigſtes Kapitel.
Verſtoßung und Flucht.


Ekkehard war noch lang in der Gartenlaube geſeſſen, dann war
er hinausgerannt in die Nacht. Er wußte nicht wohin der Gang
gehen ſollte. Des Morgens fand er ſich auf dem Fels Hohenkrähen,
der ragte in ſtiller Einſamkeit ſeit der Waldfrau Abzug. Die Trüm-
mer des ausgebrannten Hauſes lagen verwirrt über einander; wo
einſt die Wohnſtube, ſtand noch der Römerſtein mit dem Mithras,
Farrenkraut und Riedgras war darüber gerankt, eine Blindſchleiche
lief züngelnd an dem wettergedunkelten Götterbild hinauf.

Ekkehard fuhr in hellem Hohn zuſammen: Die Capelle der heili-
gen Hadwig! rief er und ſchlug ſich mit der Fauſt an die Bruſt, ſo
muß ſie ſein! Er ſtieß den Römerſtein um und ſtieg auf die Fels-
kuppe; dort warf er ſich nieder und preßte die Stirn in's kühle Erd-
reich, das einſt Frau Hadwig's Fuß berührt. Lange blieb er dort;
als die Sonne in der Mittagshöhe herunterbrannte, lag er noch oben
und — ſchlief.

Vor Abend kam er auf den hohen Twiel zurück, heiß, verſtört,
unſicheren Ganges. Grashalme hafteten wirr in dem härenen Geweb
ſeiner Kutte. Die Leute der Burg wichen ſcheu vor ihm zurück, wie
vor Einem dem des Unglücks Finger ein Zeichen auf die Stirn ge-
ſchrieben. Sonſt pflegten ſie ihm entgegen zu gehen und baten um
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[302/0324] Spazzo klopfte ihm auf die Schulter: Der Nachtfalter war ein dum- mer Teufel, Herr Caplan! ſprach er mitleidig. Ein Windſtoß kam und blies die Lichter aus. Er war ein Mönch! ſprach Ekkehard gleichgiltig, ſchlafet wohl! — Einundzwanzigſtes Kapitel. Verſtoßung und Flucht. Ekkehard war noch lang in der Gartenlaube geſeſſen, dann war er hinausgerannt in die Nacht. Er wußte nicht wohin der Gang gehen ſollte. Des Morgens fand er ſich auf dem Fels Hohenkrähen, der ragte in ſtiller Einſamkeit ſeit der Waldfrau Abzug. Die Trüm- mer des ausgebrannten Hauſes lagen verwirrt über einander; wo einſt die Wohnſtube, ſtand noch der Römerſtein mit dem Mithras, Farrenkraut und Riedgras war darüber gerankt, eine Blindſchleiche lief züngelnd an dem wettergedunkelten Götterbild hinauf. Ekkehard fuhr in hellem Hohn zuſammen: Die Capelle der heili- gen Hadwig! rief er und ſchlug ſich mit der Fauſt an die Bruſt, ſo muß ſie ſein! Er ſtieß den Römerſtein um und ſtieg auf die Fels- kuppe; dort warf er ſich nieder und preßte die Stirn in's kühle Erd- reich, das einſt Frau Hadwig's Fuß berührt. Lange blieb er dort; als die Sonne in der Mittagshöhe herunterbrannte, lag er noch oben und — ſchlief. Vor Abend kam er auf den hohen Twiel zurück, heiß, verſtört, unſicheren Ganges. Grashalme hafteten wirr in dem härenen Geweb ſeiner Kutte. Die Leute der Burg wichen ſcheu vor ihm zurück, wie vor Einem dem des Unglücks Finger ein Zeichen auf die Stirn ge- ſchrieben. Sonſt pflegten ſie ihm entgegen zu gehen und baten um ſeinen Segen.

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Zitationshilfe: Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/324>, abgerufen am 25.11.2024.