Gewandung noch stolz genug, um vor euch schwarze Kutten als Herold zu treten.
Er setzte seinen Helm auf. Die Federn nickten: Zahlet, damit ich weiters kann. Es ist schlechte Luft hier, schlecht, sehr schlecht ...
Erlaubet, sagte der Abt, im Zorn lassen wir keinen Gast von der Insel reiten. Ihr seid scharf, weil Ihr noch nichts gegessen habt. Lasset Euch ein Klostermahl nicht gereuen. Nachher von Geschäften.
Daß Einer für seine Grobheit freundlich zum Mittagsmahl einge- laden wird, machte dem Kämmerer einigen Eindruck. Er nahm seinen Helm wieder ab. Den landesherrlichen Rechten soll durch klösterliche Anmaßung kein Eintrag geschehen! sprach er noch einmal, aber der Abt deutete hinüber: da sah man die offene Klosterküche, der blonde Küchenjunge drehte den Spieß am Feuer und schnalzte mit der Zunge, denn ein lieblicher Bratenduft war in seiner Nase aufgestiegen -- ahnungsvoll standen etliche verdeckte Schüsseln im Hintergrund, -- ein Mönch wandelte mit riesigem Steinkrug vom Keller her durch den Hof. Das Bild war allzu lockend.
Da vergaß Herr Spazzo die amtlichen Stirnfalten und nahm die Einladung an.
Bei der dritten Schüssel strömten seine Grobheiten spärlicher. Wie der rothe Meersburger im Pocal glänzte, versiegten sie ganz. Der rothe Meersburger war gut. --
Unterdeß ritt Rudimann der Kellermeister aus dem Kloster. Der Fischer von Ermatingen hatte einen riesigen Lachs gefangen, frisch und prächtig lag er im kühlen Keller verwahrt, den hatte Rudimann erlesen als Geschenk zur Beschwichtigung der Herzogin. Auf dem Schreibzimmer des Klosters hatte er auch noch zu schaffen, bevor er ausritt. Ein Laienbruder mußte ihn begleiten, das in Stroh ver- packte Seeungethüm quer über sein Maulthier gelegt. Herr Spazzo war hochmüthig herübergeritten, demüthig ritt Rudimann hinüber. Er sprach leise und schüchtern, wie er nach der Herzogin fragte. Sie ist im Garten, hieß es.
Und mein frommer Mitbruder Ekkehard? frug der Kellermeister.
Der hat den wunden Cappan in seine Hütte am Hohenstoffeln ge- leitet und pflegt ihn, er kommt vor Nacht nicht heim.
Gewandung noch ſtolz genug, um vor euch ſchwarze Kutten als Herold zu treten.
Er ſetzte ſeinen Helm auf. Die Federn nickten: Zahlet, damit ich weiters kann. Es iſt ſchlechte Luft hier, ſchlecht, ſehr ſchlecht ...
Erlaubet, ſagte der Abt, im Zorn laſſen wir keinen Gaſt von der Inſel reiten. Ihr ſeid ſcharf, weil Ihr noch nichts gegeſſen habt. Laſſet Euch ein Kloſtermahl nicht gereuen. Nachher von Geſchäften.
Daß Einer für ſeine Grobheit freundlich zum Mittagsmahl einge- laden wird, machte dem Kämmerer einigen Eindruck. Er nahm ſeinen Helm wieder ab. Den landesherrlichen Rechten ſoll durch klöſterliche Anmaßung kein Eintrag geſchehen! ſprach er noch einmal, aber der Abt deutete hinüber: da ſah man die offene Kloſterküche, der blonde Küchenjunge drehte den Spieß am Feuer und ſchnalzte mit der Zunge, denn ein lieblicher Bratenduft war in ſeiner Naſe aufgeſtiegen — ahnungsvoll ſtanden etliche verdeckte Schüſſeln im Hintergrund, — ein Mönch wandelte mit rieſigem Steinkrug vom Keller her durch den Hof. Das Bild war allzu lockend.
Da vergaß Herr Spazzo die amtlichen Stirnfalten und nahm die Einladung an.
Bei der dritten Schüſſel ſtrömten ſeine Grobheiten ſpärlicher. Wie der rothe Meersburger im Pocal glänzte, verſiegten ſie ganz. Der rothe Meersburger war gut. —
Unterdeß ritt Rudimann der Kellermeiſter aus dem Kloſter. Der Fiſcher von Ermatingen hatte einen rieſigen Lachs gefangen, friſch und prächtig lag er im kühlen Keller verwahrt, den hatte Rudimann erleſen als Geſchenk zur Beſchwichtigung der Herzogin. Auf dem Schreibzimmer des Kloſters hatte er auch noch zu ſchaffen, bevor er ausritt. Ein Laienbruder mußte ihn begleiten, das in Stroh ver- packte Seeungethüm quer über ſein Maulthier gelegt. Herr Spazzo war hochmüthig herübergeritten, demüthig ritt Rudimann hinüber. Er ſprach leiſe und ſchüchtern, wie er nach der Herzogin fragte. Sie iſt im Garten, hieß es.
Und mein frommer Mitbruder Ekkehard? frug der Kellermeiſter.
Der hat den wunden Cappan in ſeine Hütte am Hohenſtoffeln ge- leitet und pflegt ihn, er kommt vor Nacht nicht heim.
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Gewandung noch ſtolz genug, um vor euch ſchwarze Kutten als Herold
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Er ſetzte ſeinen Helm auf. Die Federn nickten: Zahlet, damit
ich weiters kann. Es iſt ſchlechte Luft hier, ſchlecht, ſehr ſchlecht ...
Erlaubet, ſagte der Abt, im Zorn laſſen wir keinen Gaſt von der
Inſel reiten. Ihr ſeid ſcharf, weil Ihr noch nichts gegeſſen habt.
Laſſet Euch ein Kloſtermahl nicht gereuen. Nachher von Geſchäften.
Daß Einer für ſeine Grobheit freundlich zum Mittagsmahl einge-
laden wird, machte dem Kämmerer einigen Eindruck. Er nahm ſeinen
Helm wieder ab. Den landesherrlichen Rechten ſoll durch klöſterliche
Anmaßung kein Eintrag geſchehen! ſprach er noch einmal, aber der
Abt deutete hinüber: da ſah man die offene Kloſterküche, der blonde
Küchenjunge drehte den Spieß am Feuer und ſchnalzte mit der Zunge,
denn ein lieblicher Bratenduft war in ſeiner Naſe aufgeſtiegen —
ahnungsvoll ſtanden etliche verdeckte Schüſſeln im Hintergrund, — ein
Mönch wandelte mit rieſigem Steinkrug vom Keller her durch den
Hof. Das Bild war allzu lockend.
Da vergaß Herr Spazzo die amtlichen Stirnfalten und nahm die
Einladung an.
Bei der dritten Schüſſel ſtrömten ſeine Grobheiten ſpärlicher. Wie
der rothe Meersburger im Pocal glänzte, verſiegten ſie ganz. Der
rothe Meersburger war gut. —
Unterdeß ritt Rudimann der Kellermeiſter aus dem Kloſter. Der
Fiſcher von Ermatingen hatte einen rieſigen Lachs gefangen, friſch
und prächtig lag er im kühlen Keller verwahrt, den hatte Rudimann
erleſen als Geſchenk zur Beſchwichtigung der Herzogin. Auf dem
Schreibzimmer des Kloſters hatte er auch noch zu ſchaffen, bevor er
ausritt. Ein Laienbruder mußte ihn begleiten, das in Stroh ver-
packte Seeungethüm quer über ſein Maulthier gelegt. Herr Spazzo
war hochmüthig herübergeritten, demüthig ritt Rudimann hinüber. Er
ſprach leiſe und ſchüchtern, wie er nach der Herzogin fragte. Sie iſt
im Garten, hieß es.
Und mein frommer Mitbruder Ekkehard? frug der Kellermeiſter.
Der hat den wunden Cappan in ſeine Hütte am Hohenſtoffeln ge-
leitet und pflegt ihn, er kommt vor Nacht nicht heim.
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Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/282>, abgerufen am 24.11.2024.
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