Frau Hadwig war noch nicht zur Heiterkeit gestimmt. Gnädig entließ sie den Boten. Sie gab ihm das geringelte Panzerhemd und den Schild des erschlagenen Hunnenführers mit, auf daß es in der Klosterkirche aufgehängt werde als ewiges Wahrzeichen. Das Schieds- richteramt bei Vertheilung der Beute war ihr zugewiesen.
Herr Spazzo, dessen Zunge seither nicht müßig war, seine Kriegs- thaten zu rühmen -- und die Zahl der von ihm Erschlagenen wuchs mit jeder neuen Erzählung gleich einer Lawine -- sprach würdig: Ich habe auch noch ein Beutestück einzuliefern, es ist meiner gnädigen Herrin bestimmt.
Er schritt hinab zu den untern Kammern, dort lag Cappan sein Gefangener auf dem Stroh, seine Wunde war verbunden und nicht gefährlich. Steh' auf, Sohn des Teufels! rief Herr Spazzo und gab ihm einen unsanften Stoß. Der Hunn' erhob sich und schnitt ein zweifelhaft Gesicht, er schätzte seine Lebensdauer auf keine allzulange Zeit mehr; an einem Krückenstock hinkte er durch die Stube. Vor- wärts! deutete ihm Herr Spazzo und führte ihn hinauf. Er mar- schirte in Saal ein. Halt! rief Herr Spazzo. Da stand der Unglück- liche still und ließ verwundert seine Augen Umschau halten.
Theilnehmend besah Frau Hadwig das fremde Menschenkind. Auch Praxedis war herbei gekommen: Schön ist Euer Beutestück nicht, hatte sie zu Herrn Spazzo gesagt, aber merkwürdig. Die Herzogin faltete ihre Hände: -- und vor dieser Nation hat das deutsche Land gezit- tert! sprach sie.
Die Menge schuf den Schreck und ihr Zusammenhalten, sagte der von Randegg, sie werden nimmer wieder kommen.
Seid Ihr deß so gewiß? sagte sie spitzig.
Der Hunn' verstand nicht viel vom Gespräch. Sein wunder Fuß schmerzte, er wagte nicht sich nieder zu lassen. Praxedis sprach ihn griechisch an, er schwieg scheu und schüttelte sein Haupt. Sie begann durch Zeichen und Winke ein Verständniß anzuknüpfen -- er ließ sich nicht drauf ein. Erlaubet, sprach sie zur Herzogin, ich weiß doch ein Mittel ihm ein Lebenszeichen abzugewinnen, in Constantinopel hab' ich davon erzählen gehört. Sie huschte aus dem Saal und erschien wieder einen Becher tragend, spöttisch kredenzte sie den dem stummen Gefangenen.
Frau Hadwig war noch nicht zur Heiterkeit geſtimmt. Gnädig entließ ſie den Boten. Sie gab ihm das geringelte Panzerhemd und den Schild des erſchlagenen Hunnenführers mit, auf daß es in der Kloſterkirche aufgehängt werde als ewiges Wahrzeichen. Das Schieds- richteramt bei Vertheilung der Beute war ihr zugewieſen.
Herr Spazzo, deſſen Zunge ſeither nicht müßig war, ſeine Kriegs- thaten zu rühmen — und die Zahl der von ihm Erſchlagenen wuchs mit jeder neuen Erzählung gleich einer Lawine — ſprach würdig: Ich habe auch noch ein Beuteſtück einzuliefern, es iſt meiner gnädigen Herrin beſtimmt.
Er ſchritt hinab zu den untern Kammern, dort lag Cappan ſein Gefangener auf dem Stroh, ſeine Wunde war verbunden und nicht gefährlich. Steh' auf, Sohn des Teufels! rief Herr Spazzo und gab ihm einen unſanften Stoß. Der Hunn' erhob ſich und ſchnitt ein zweifelhaft Geſicht, er ſchätzte ſeine Lebensdauer auf keine allzulange Zeit mehr; an einem Krückenſtock hinkte er durch die Stube. Vor- wärts! deutete ihm Herr Spazzo und führte ihn hinauf. Er mar- ſchirte in Saal ein. Halt! rief Herr Spazzo. Da ſtand der Unglück- liche ſtill und ließ verwundert ſeine Augen Umſchau halten.
Theilnehmend beſah Frau Hadwig das fremde Menſchenkind. Auch Praxedis war herbei gekommen: Schön iſt Euer Beuteſtück nicht, hatte ſie zu Herrn Spazzo geſagt, aber merkwürdig. Die Herzogin faltete ihre Hände: — und vor dieſer Nation hat das deutſche Land gezit- tert! ſprach ſie.
Die Menge ſchuf den Schreck und ihr Zuſammenhalten, ſagte der von Randegg, ſie werden nimmer wieder kommen.
Seid Ihr deß ſo gewiß? ſagte ſie ſpitzig.
Der Hunn' verſtand nicht viel vom Geſpräch. Sein wunder Fuß ſchmerzte, er wagte nicht ſich nieder zu laſſen. Praxedis ſprach ihn griechiſch an, er ſchwieg ſcheu und ſchüttelte ſein Haupt. Sie begann durch Zeichen und Winke ein Verſtändniß anzuknüpfen — er ließ ſich nicht drauf ein. Erlaubet, ſprach ſie zur Herzogin, ich weiß doch ein Mittel ihm ein Lebenszeichen abzugewinnen, in Conſtantinopel hab' ich davon erzählen gehört. Sie huſchte aus dem Saal und erſchien wieder einen Becher tragend, ſpöttiſch kredenzte ſie den dem ſtummen Gefangenen.
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Frau Hadwig war noch nicht zur Heiterkeit geſtimmt. Gnädig
entließ ſie den Boten. Sie gab ihm das geringelte Panzerhemd und
den Schild des erſchlagenen Hunnenführers mit, auf daß es in der
Kloſterkirche aufgehängt werde als ewiges Wahrzeichen. Das Schieds-
richteramt bei Vertheilung der Beute war ihr zugewieſen.
Herr Spazzo, deſſen Zunge ſeither nicht müßig war, ſeine Kriegs-
thaten zu rühmen — und die Zahl der von ihm Erſchlagenen wuchs
mit jeder neuen Erzählung gleich einer Lawine — ſprach würdig:
Ich habe auch noch ein Beuteſtück einzuliefern, es iſt meiner gnädigen
Herrin beſtimmt.
Er ſchritt hinab zu den untern Kammern, dort lag Cappan ſein
Gefangener auf dem Stroh, ſeine Wunde war verbunden und nicht
gefährlich. Steh' auf, Sohn des Teufels! rief Herr Spazzo und gab
ihm einen unſanften Stoß. Der Hunn' erhob ſich und ſchnitt ein
zweifelhaft Geſicht, er ſchätzte ſeine Lebensdauer auf keine allzulange
Zeit mehr; an einem Krückenſtock hinkte er durch die Stube. Vor-
wärts! deutete ihm Herr Spazzo und führte ihn hinauf. Er mar-
ſchirte in Saal ein. Halt! rief Herr Spazzo. Da ſtand der Unglück-
liche ſtill und ließ verwundert ſeine Augen Umſchau halten.
Theilnehmend beſah Frau Hadwig das fremde Menſchenkind. Auch
Praxedis war herbei gekommen: Schön iſt Euer Beuteſtück nicht, hatte
ſie zu Herrn Spazzo geſagt, aber merkwürdig. Die Herzogin faltete
ihre Hände: — und vor dieſer Nation hat das deutſche Land gezit-
tert! ſprach ſie.
Die Menge ſchuf den Schreck und ihr Zuſammenhalten, ſagte der
von Randegg, ſie werden nimmer wieder kommen.
Seid Ihr deß ſo gewiß? ſagte ſie ſpitzig.
Der Hunn' verſtand nicht viel vom Geſpräch. Sein wunder Fuß
ſchmerzte, er wagte nicht ſich nieder zu laſſen. Praxedis ſprach ihn
griechiſch an, er ſchwieg ſcheu und ſchüttelte ſein Haupt. Sie begann
durch Zeichen und Winke ein Verſtändniß anzuknüpfen — er ließ ſich
nicht drauf ein. Erlaubet, ſprach ſie zur Herzogin, ich weiß doch ein
Mittel ihm ein Lebenszeichen abzugewinnen, in Conſtantinopel hab'
ich davon erzählen gehört. Sie huſchte aus dem Saal und erſchien
wieder einen Becher tragend, ſpöttiſch kredenzte ſie den dem ſtummen
Gefangenen.
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Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/221>, abgerufen am 05.12.2024.
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