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Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855.

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Haupt, mit auf den Rücken gebundenen Händen vermochte er nicht ihr
zu wehren: Heribald hat sich würdig betragen, dachte er, wie ein alter
Römer ist er da gesessen, den Feind zu empfangen, jetzt liegt er
geknebelt auf dem Pflaster und die Fliege sitzt ungescheut auf seiner
Nase: das ist der Lohn für das Würdige! Heribald wird zeitlebens
nimmer würdig sein! Unter Stachelschweinen ist Würde ein gar über-
flüssig Ding!

Wie ein Waldbach bei gehobener Schleuße wälzte sich jetzt der
Hunnenzug in den Klosterhof.

Da ward's dem guten Heribald nimmer ganz geheuer: O Came-
rarius, fuhr er in seinen Betrachtungen fort -- und weigerst du mir
das nächstemal außer dem Schuhleder auch noch Hemd und Kutte, so
flieh' ich doch, ein nackter Mann, von dannen.

Die vom Vortrab traten zu Ellak und meldeten, wie sie den ein-
samen Mönch getroffen. Er winkte ihn beizubringen, da lösten sie
ihm den Strick, stellten ihn aufrecht in den Hof, und deuteten durch
Faustschläge die Richtung nach dem Anführer. Langsam schritt der
Unglückliche vorwärts, er stieß ein unwillig Murren aus.

Ein unsäglich spöttischer Zug flog über des Hunnenführers Lippen,
wie er vor ihm stand; lässig ließ er die Zügel über des Rosses Hals
hangen und wandte sich rückwärts:

Schau' doch wie ein Vertreter deutscher Kunst und Wissenschaft
aussieht! rief er zu Erica hinüber. -- Auf mehrfachen Raubzügen
hatte Ellak nothdürftig des deutschen Landes Sprache erlernt. Wo
sind die Bewohner der Insel? fragte er gebieterisch.

Heribald deutete nach dem fernen Hegau.

Gewaffnet? fragte Ellak weiter.

Die Diener Gottes sind stets gewaffnet, der Herr ist ihnen Schild
und Schwert.

Gut gesagt! lachte der Hunne: Warum bist du zurückgeblieben?

Heribald ward verlegen. Den wahren Grund von wegen seiner
zerrissenen Schuhe anzugeben, gestattete ihm sein Ehrgefühl nicht.
Heribald ist fürwitzig, sprach er, Heribald wollte schauen, wie die
Söhne der Teufel aussehen ..

Ellak theilte seinen Gefährten des Mönchs höfliche Worte mit.
Ein wiehernd Gelächter erscholl.

Haupt, mit auf den Rücken gebundenen Händen vermochte er nicht ihr
zu wehren: Heribald hat ſich würdig betragen, dachte er, wie ein alter
Römer iſt er da geſeſſen, den Feind zu empfangen, jetzt liegt er
geknebelt auf dem Pflaſter und die Fliege ſitzt ungeſcheut auf ſeiner
Naſe: das iſt der Lohn für das Würdige! Heribald wird zeitlebens
nimmer würdig ſein! Unter Stachelſchweinen iſt Würde ein gar über-
flüſſig Ding!

Wie ein Waldbach bei gehobener Schleuße wälzte ſich jetzt der
Hunnenzug in den Kloſterhof.

Da ward's dem guten Heribald nimmer ganz geheuer: O Came-
rarius, fuhr er in ſeinen Betrachtungen fort — und weigerſt du mir
das nächſtemal außer dem Schuhleder auch noch Hemd und Kutte, ſo
flieh' ich doch, ein nackter Mann, von dannen.

Die vom Vortrab traten zu Ellak und meldeten, wie ſie den ein-
ſamen Mönch getroffen. Er winkte ihn beizubringen, da lösten ſie
ihm den Strick, ſtellten ihn aufrecht in den Hof, und deuteten durch
Fauſtſchläge die Richtung nach dem Anführer. Langſam ſchritt der
Unglückliche vorwärts, er ſtieß ein unwillig Murren aus.

Ein unſäglich ſpöttiſcher Zug flog über des Hunnenführers Lippen,
wie er vor ihm ſtand; läſſig ließ er die Zügel über des Roſſes Hals
hangen und wandte ſich rückwärts:

Schau' doch wie ein Vertreter deutſcher Kunſt und Wiſſenſchaft
ausſieht! rief er zu Erica hinüber. — Auf mehrfachen Raubzügen
hatte Ellak nothdürftig des deutſchen Landes Sprache erlernt. Wo
ſind die Bewohner der Inſel? fragte er gebieteriſch.

Heribald deutete nach dem fernen Hegau.

Gewaffnet? fragte Ellak weiter.

Die Diener Gottes ſind ſtets gewaffnet, der Herr iſt ihnen Schild
und Schwert.

Gut geſagt! lachte der Hunne: Warum biſt du zurückgeblieben?

Heribald ward verlegen. Den wahren Grund von wegen ſeiner
zerriſſenen Schuhe anzugeben, geſtattete ihm ſein Ehrgefühl nicht.
Heribald iſt fürwitzig, ſprach er, Heribald wollte ſchauen, wie die
Söhne der Teufel ausſehen ..

Ellak theilte ſeinen Gefährten des Mönchs höfliche Worte mit.
Ein wiehernd Gelächter erſcholl.

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[169/0191] Haupt, mit auf den Rücken gebundenen Händen vermochte er nicht ihr zu wehren: Heribald hat ſich würdig betragen, dachte er, wie ein alter Römer iſt er da geſeſſen, den Feind zu empfangen, jetzt liegt er geknebelt auf dem Pflaſter und die Fliege ſitzt ungeſcheut auf ſeiner Naſe: das iſt der Lohn für das Würdige! Heribald wird zeitlebens nimmer würdig ſein! Unter Stachelſchweinen iſt Würde ein gar über- flüſſig Ding! Wie ein Waldbach bei gehobener Schleuße wälzte ſich jetzt der Hunnenzug in den Kloſterhof. Da ward's dem guten Heribald nimmer ganz geheuer: O Came- rarius, fuhr er in ſeinen Betrachtungen fort — und weigerſt du mir das nächſtemal außer dem Schuhleder auch noch Hemd und Kutte, ſo flieh' ich doch, ein nackter Mann, von dannen. Die vom Vortrab traten zu Ellak und meldeten, wie ſie den ein- ſamen Mönch getroffen. Er winkte ihn beizubringen, da lösten ſie ihm den Strick, ſtellten ihn aufrecht in den Hof, und deuteten durch Fauſtſchläge die Richtung nach dem Anführer. Langſam ſchritt der Unglückliche vorwärts, er ſtieß ein unwillig Murren aus. Ein unſäglich ſpöttiſcher Zug flog über des Hunnenführers Lippen, wie er vor ihm ſtand; läſſig ließ er die Zügel über des Roſſes Hals hangen und wandte ſich rückwärts: Schau' doch wie ein Vertreter deutſcher Kunſt und Wiſſenſchaft ausſieht! rief er zu Erica hinüber. — Auf mehrfachen Raubzügen hatte Ellak nothdürftig des deutſchen Landes Sprache erlernt. Wo ſind die Bewohner der Inſel? fragte er gebieteriſch. Heribald deutete nach dem fernen Hegau. Gewaffnet? fragte Ellak weiter. Die Diener Gottes ſind ſtets gewaffnet, der Herr iſt ihnen Schild und Schwert. Gut geſagt! lachte der Hunne: Warum biſt du zurückgeblieben? Heribald ward verlegen. Den wahren Grund von wegen ſeiner zerriſſenen Schuhe anzugeben, geſtattete ihm ſein Ehrgefühl nicht. Heribald iſt fürwitzig, ſprach er, Heribald wollte ſchauen, wie die Söhne der Teufel ausſehen .. Ellak theilte ſeinen Gefährten des Mönchs höfliche Worte mit. Ein wiehernd Gelächter erſcholl.

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Zitationshilfe: Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/191>, abgerufen am 24.11.2024.