Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855.derung des Dienstes wünschenswerth. Uebung im Thordienst, Einlaß Fröhlich Lachen schloß die Vorlesung. Praxedis aber war roth Haltet ein, sprach er, warum soll der Brief nicht ächt sein? Es wär' nicht der erste, den ein Mönch gefälscht, war Praxedis' Praxedis, sei vernünftig, sprach die Herzogin. Schau dir den Das verbitt' ich mir, rief Praxedis eifrig. Es soll Niemand Gut, sprach Frau Hadwig mit Schweigen gebietendem Ton. Sie Die Herzogin war höchlich erfreut. Ekkehard hatte seither über Frau Hadwig winkte, daß Ekkehard sein Geschriebenes vorlese und Verdeutscht lautet's also: In nächt'ger Stille saß ich jüngst allein Und ziffert' an den Schriften alter Zeit, Da flammte hell ein geisterhafter Schein In mein Gemach. 'S war nicht des Mondes Licht, -- derung des Dienſtes wünſchenswerth. Uebung im Thordienſt, Einlaß Fröhlich Lachen ſchloß die Vorleſung. Praxedis aber war roth Haltet ein, ſprach er, warum ſoll der Brief nicht ächt ſein? Es wär' nicht der erſte, den ein Mönch gefälſcht, war Praxedis' Praxedis, ſei vernünftig, ſprach die Herzogin. Schau dir den Das verbitt' ich mir, rief Praxedis eifrig. Es ſoll Niemand Gut, ſprach Frau Hadwig mit Schweigen gebietendem Ton. Sie Die Herzogin war höchlich erfreut. Ekkehard hatte ſeither über Frau Hadwig winkte, daß Ekkehard ſein Geſchriebenes vorleſe und Verdeutſcht lautet's alſo: In nächt'ger Stille ſaß ich jüngſt allein Und ziffert' an den Schriften alter Zeit, Da flammte hell ein geiſterhafter Schein In mein Gemach. 'S war nicht des Mondes Licht, — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0148" n="126"/> derung des Dienſtes wünſchenswerth. Uebung im Thordienſt, Einlaß<lb/> und Hinauswerfung fremden Beſuchs betreffend, kann bezeugt werden.<lb/> Ebenſo was Jagd angeht. Und er ſchaut jetzt ſchon nach dem hohen<lb/> Twiel als zöge ihn ein Seil dorthin. — Langes Leben Euch und<lb/> der Frau Herzogin. Lebet wohl.“</p><lb/> <p>Fröhlich Lachen ſchloß die Vorleſung. Praxedis aber war roth<lb/> geworden. Das iſt ein ſchlechter Dank von Euch, ſprach ſie biſſig zu<lb/> Ekkehard, daß Ihr Briefe in anderer Leute Namen ſchreibt und mich<lb/> beleidiget.</p><lb/> <p>Haltet ein, ſprach er, warum ſoll der Brief nicht ächt ſein?</p><lb/> <p>Es wär' nicht der erſte, den ein Mönch gefälſcht, war Praxedis'<lb/> gereizte Antwort. Was braucht Ihr Euch über den groben Jägers-<lb/> mann luſtig zu machen? Er war gar nicht ſo übel.</p><lb/> <p>Praxedis, ſei vernünftig, ſprach die Herzogin. Schau dir den<lb/> Auerhahn an, der iſt nicht im Hegau geſchoſſen, und Ekkehard führt<lb/> eine andere Feder. Wollen wir den Bittſteller auf unſer Schloß<lb/> verſetzen?</p><lb/> <p>Das verbitt' ich mir, rief Praxedis eifrig. Es ſoll Niemand<lb/> meinen, daß ...</p><lb/> <p>Gut, ſprach Frau Hadwig mit Schweigen gebietendem Ton. Sie<lb/> rollte Ekkehard's Pergament auf. Die Malerei am Anfang war leid-<lb/> lich gelungen, Zweifel über deren Bedeutung beſeitigte die Darüber-<lb/> ſchreibung der Namen Hadwigis, Virgilius, Ekkehard. Eine kühne<lb/> Initiale mit verſchlungenem goldenem Geäſte eröffnete die Schrift.</p><lb/> <p>Die Herzogin war höchlich erfreut. Ekkehard hatte ſeither über<lb/> den Beſitz ſolcher Kunſt Nichts verlauten laſſen. Praxedis ſchaute nach<lb/> dem purpurnen Mantel, den die gemalte Herzogin trug, und lächelte,<lb/> als wüßte ſie was Beſonderes.</p><lb/> <p>Frau Hadwig winkte, daß Ekkehard ſein Geſchriebenes vorleſe und<lb/> erkläre. Er las.</p><lb/> <p>Verdeutſcht lautet's alſo:</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>In nächt'ger Stille ſaß ich jüngſt allein</l><lb/> <l>Und ziffert' an den Schriften alter Zeit,</l><lb/> <l>Da flammte hell ein geiſterhafter Schein</l><lb/> <l>In mein Gemach. 'S war nicht des Mondes Licht, —</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [126/0148]
derung des Dienſtes wünſchenswerth. Uebung im Thordienſt, Einlaß
und Hinauswerfung fremden Beſuchs betreffend, kann bezeugt werden.
Ebenſo was Jagd angeht. Und er ſchaut jetzt ſchon nach dem hohen
Twiel als zöge ihn ein Seil dorthin. — Langes Leben Euch und
der Frau Herzogin. Lebet wohl.“
Fröhlich Lachen ſchloß die Vorleſung. Praxedis aber war roth
geworden. Das iſt ein ſchlechter Dank von Euch, ſprach ſie biſſig zu
Ekkehard, daß Ihr Briefe in anderer Leute Namen ſchreibt und mich
beleidiget.
Haltet ein, ſprach er, warum ſoll der Brief nicht ächt ſein?
Es wär' nicht der erſte, den ein Mönch gefälſcht, war Praxedis'
gereizte Antwort. Was braucht Ihr Euch über den groben Jägers-
mann luſtig zu machen? Er war gar nicht ſo übel.
Praxedis, ſei vernünftig, ſprach die Herzogin. Schau dir den
Auerhahn an, der iſt nicht im Hegau geſchoſſen, und Ekkehard führt
eine andere Feder. Wollen wir den Bittſteller auf unſer Schloß
verſetzen?
Das verbitt' ich mir, rief Praxedis eifrig. Es ſoll Niemand
meinen, daß ...
Gut, ſprach Frau Hadwig mit Schweigen gebietendem Ton. Sie
rollte Ekkehard's Pergament auf. Die Malerei am Anfang war leid-
lich gelungen, Zweifel über deren Bedeutung beſeitigte die Darüber-
ſchreibung der Namen Hadwigis, Virgilius, Ekkehard. Eine kühne
Initiale mit verſchlungenem goldenem Geäſte eröffnete die Schrift.
Die Herzogin war höchlich erfreut. Ekkehard hatte ſeither über
den Beſitz ſolcher Kunſt Nichts verlauten laſſen. Praxedis ſchaute nach
dem purpurnen Mantel, den die gemalte Herzogin trug, und lächelte,
als wüßte ſie was Beſonderes.
Frau Hadwig winkte, daß Ekkehard ſein Geſchriebenes vorleſe und
erkläre. Er las.
Verdeutſcht lautet's alſo:
In nächt'ger Stille ſaß ich jüngſt allein
Und ziffert' an den Schriften alter Zeit,
Da flammte hell ein geiſterhafter Schein
In mein Gemach. 'S war nicht des Mondes Licht, —
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