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Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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erhielt Faaburg von unbekannter Hand eine schwere Rolle Gold, mit den Worten im Umschlage: Thue das, so wirst du leben. Es sind noch viele Stücke mit demselben Stempel geprägt. --

Also noch mehr sollte er erhalten! Er war also nicht ohne heimliche Freunde und Unterstützer. Aber näher besehen, schien ihm die Weisung von Torbern's verstellter Hand. Das Gold war der Farbe und dem Gepräge nach --schwedisch. Er bedurfte es, und meinte, es sei vom Reichsverweser Sten-Sture, der dem Könige das Reich vorzuenthalten angeklagt und von den Bischöfen, welche diese Angelegenheit untersucht hatten, mit dem Banne belegt worden war. Und der König wollte in den schwedischen Krieg! --

Lange Zeit wagte Faaburg kein Wort. Endlich sahe er eines Tages den König, der eben von Düvecke höchst aufgebracht in sein Cabinet gekommen, sehr mitleidig an, und je länger er ihn ansah, je mitleidiger erschien sein Blick, bis er gefragt wurde, warum er so erbarmungswürdig und jämmerlich aussähe?

Ach! seufzte er, ich kann nicht länger schweigen! es drückt mir mein redliches Herz ab.

Nun so rede!

Und sollte es mein Leben kosten . . . .

Du weißt, ich verspreche nichts vorher, und halte nachher, was ich will; denn wenn Jemand frei sein soll, so muß es der König sein. Also -- je nachdem die Sache sein wird!

erhielt Faaburg von unbekannter Hand eine schwere Rolle Gold, mit den Worten im Umschlage: Thue das, so wirst du leben. Es sind noch viele Stücke mit demselben Stempel geprägt. —

Also noch mehr sollte er erhalten! Er war also nicht ohne heimliche Freunde und Unterstützer. Aber näher besehen, schien ihm die Weisung von Torbern's verstellter Hand. Das Gold war der Farbe und dem Gepräge nach —schwedisch. Er bedurfte es, und meinte, es sei vom Reichsverweser Sten-Sture, der dem Könige das Reich vorzuenthalten angeklagt und von den Bischöfen, welche diese Angelegenheit untersucht hatten, mit dem Banne belegt worden war. Und der König wollte in den schwedischen Krieg! —

Lange Zeit wagte Faaburg kein Wort. Endlich sahe er eines Tages den König, der eben von Düvecke höchst aufgebracht in sein Cabinet gekommen, sehr mitleidig an, und je länger er ihn ansah, je mitleidiger erschien sein Blick, bis er gefragt wurde, warum er so erbarmungswürdig und jämmerlich aussähe?

Ach! seufzte er, ich kann nicht länger schweigen! es drückt mir mein redliches Herz ab.

Nun so rede!

Und sollte es mein Leben kosten . . . .

Du weißt, ich verspreche nichts vorher, und halte nachher, was ich will; denn wenn Jemand frei sein soll, so muß es der König sein. Also — je nachdem die Sache sein wird!

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[0074] erhielt Faaburg von unbekannter Hand eine schwere Rolle Gold, mit den Worten im Umschlage: Thue das, so wirst du leben. Es sind noch viele Stücke mit demselben Stempel geprägt. — Also noch mehr sollte er erhalten! Er war also nicht ohne heimliche Freunde und Unterstützer. Aber näher besehen, schien ihm die Weisung von Torbern's verstellter Hand. Das Gold war der Farbe und dem Gepräge nach —schwedisch. Er bedurfte es, und meinte, es sei vom Reichsverweser Sten-Sture, der dem Könige das Reich vorzuenthalten angeklagt und von den Bischöfen, welche diese Angelegenheit untersucht hatten, mit dem Banne belegt worden war. Und der König wollte in den schwedischen Krieg! — Lange Zeit wagte Faaburg kein Wort. Endlich sahe er eines Tages den König, der eben von Düvecke höchst aufgebracht in sein Cabinet gekommen, sehr mitleidig an, und je länger er ihn ansah, je mitleidiger erschien sein Blick, bis er gefragt wurde, warum er so erbarmungswürdig und jämmerlich aussähe? Ach! seufzte er, ich kann nicht länger schweigen! es drückt mir mein redliches Herz ab. Nun so rede! Und sollte es mein Leben kosten . . . . Du weißt, ich verspreche nichts vorher, und halte nachher, was ich will; denn wenn Jemand frei sein soll, so muß es der König sein. Also — je nachdem die Sache sein wird!

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:50:59Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schefer_duevecke_1910/74>, abgerufen am 10.05.2024.