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Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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regiert werde oder regiert werden müsse. So stimmte denn diese Reichsverweserin von Dänemark -- wie Sten-Sture Reichsverweser in Schweden war, ohne Nebenkönig -- den König Christian immer gefährlicher, und seine vom Vater geerbte Schwermuth vollendete die Stimmung. So war er denn unbewegt, stolz und feindselig gegen Alles, was ihm widerstand. Er brach die beschworenen Handfestningen; denn er legte einen hohen Zoll auf alle eingeführten ausländischen Waaren, was alle Hansestädte erbitterte, und verbot den deutschen Kaufleuten den Ankauf von Ochsen und die Einfuhr derselben in ihr Land, was die dadurch um ihre jährlichen Einnahmen gebrachten Gutsbesitzer der Sigbritte zuschrieben, welche überdies eine große Schaar niederländischer Bauern von Waterland kommen lassen und ihnen unter Ertheilung großer Freiheiten das Dorf Magleby auf Amager eingegeben, wo sie außer Acker- und Gartenbau den Gänsefang und Gänsehandel einführen und betreiben sollten. Ja, es wurden Seeleute ins Eismeer geschickt, um den Weg nach den unschätzbaren ostindischen Inseln zu entdecken. Und nie ward Rechnung von einem Pfennig abgelegt, was Faaburg selbst am liebsten war, da sehr vieles Geld durch seine Hände floß -- und Torbern hatte Rechnung von ihm verlangen wollen! Frau Sigbritte mußte also gestürzt werden, wenn Torbern fallen sollte. Und unregelmäßige Liebe ist eifersüchtig, denn sie weiß, daß sie selbst nicht ehrlich ist. Vielleicht also reichte ein zugeflüstertes Wort hin! Auch

regiert werde oder regiert werden müsse. So stimmte denn diese Reichsverweserin von Dänemark — wie Sten-Sture Reichsverweser in Schweden war, ohne Nebenkönig — den König Christian immer gefährlicher, und seine vom Vater geerbte Schwermuth vollendete die Stimmung. So war er denn unbewegt, stolz und feindselig gegen Alles, was ihm widerstand. Er brach die beschworenen Handfestningen; denn er legte einen hohen Zoll auf alle eingeführten ausländischen Waaren, was alle Hansestädte erbitterte, und verbot den deutschen Kaufleuten den Ankauf von Ochsen und die Einfuhr derselben in ihr Land, was die dadurch um ihre jährlichen Einnahmen gebrachten Gutsbesitzer der Sigbritte zuschrieben, welche überdies eine große Schaar niederländischer Bauern von Waterland kommen lassen und ihnen unter Ertheilung großer Freiheiten das Dorf Magleby auf Amager eingegeben, wo sie außer Acker- und Gartenbau den Gänsefang und Gänsehandel einführen und betreiben sollten. Ja, es wurden Seeleute ins Eismeer geschickt, um den Weg nach den unschätzbaren ostindischen Inseln zu entdecken. Und nie ward Rechnung von einem Pfennig abgelegt, was Faaburg selbst am liebsten war, da sehr vieles Geld durch seine Hände floß — und Torbern hatte Rechnung von ihm verlangen wollen! Frau Sigbritte mußte also gestürzt werden, wenn Torbern fallen sollte. Und unregelmäßige Liebe ist eifersüchtig, denn sie weiß, daß sie selbst nicht ehrlich ist. Vielleicht also reichte ein zugeflüstertes Wort hin! Auch

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Thomas Weitin: Herausgeber
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Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:50:59Z)

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Zitationshilfe: Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schefer_duevecke_1910/73>, abgerufen am 10.05.2024.