Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

machten dänischen Käse verehrte, wurde in den Adelstand erhoben, und der Käse zerstückt an die vornehmsten besten Landwirthe als Ehrengeschenk vertheilt -- zur Nacheiferung. Ihr Hauptgedanke aber war die Vereinigung der drei Königreiche, schon Eins in der alten Fabelzeit der Götter und, ihrer Meinung nach, nur in der Meinung durch Gewalt trennbar, nie in der Sache, der Wahrheit und dem Volke. Im Bunde mit dem Bischof Erik von Walkendorp, der wieder von Rom aus geleitet ward, suchte sie Großes auszuführen und legte es an. Und ihr Schwiegersohn Christian, wie sie ihn nannte, und wie er es der Natur nach war, übertraf alle Erwartungen von einem heldenmüthigen König. Denn er nannte sie Mutter und war ganz der Mann, ein unbeschränktes Königthum einzuführen, wie nur Thor oder irgend ein anderer alter Gott in dem Reiche geherrscht. Sein durchdringender Geist, sein unbezwinglicher Muth, sein Feuer, seine Erfahrung und Kenntniß des Krieges, selbst sein Stolz und Hochmuth, der ihm aus seiner Gemüthsart sowohl, als aus dem Bewußtsein der eigenen Kraft und Einsicht kam, schienen ihr Bürgen für ihr Unternehmen, das Volk von den Reichen und Reichsständen frei, reich, durch seine Thaten berühmt und groß zu machen. Der König fühlte die Macht, die für ihn bereit in dem armen gedrückten Volke lag; er fühlte so glühend und stark das Rechte, was er mit diesem Wirken thue, daß er eine unauslöschliche Zuneigung auf Sigbritte warf, die ihr um so leichter zu

machten dänischen Käse verehrte, wurde in den Adelstand erhoben, und der Käse zerstückt an die vornehmsten besten Landwirthe als Ehrengeschenk vertheilt — zur Nacheiferung. Ihr Hauptgedanke aber war die Vereinigung der drei Königreiche, schon Eins in der alten Fabelzeit der Götter und, ihrer Meinung nach, nur in der Meinung durch Gewalt trennbar, nie in der Sache, der Wahrheit und dem Volke. Im Bunde mit dem Bischof Erik von Walkendorp, der wieder von Rom aus geleitet ward, suchte sie Großes auszuführen und legte es an. Und ihr Schwiegersohn Christian, wie sie ihn nannte, und wie er es der Natur nach war, übertraf alle Erwartungen von einem heldenmüthigen König. Denn er nannte sie Mutter und war ganz der Mann, ein unbeschränktes Königthum einzuführen, wie nur Thor oder irgend ein anderer alter Gott in dem Reiche geherrscht. Sein durchdringender Geist, sein unbezwinglicher Muth, sein Feuer, seine Erfahrung und Kenntniß des Krieges, selbst sein Stolz und Hochmuth, der ihm aus seiner Gemüthsart sowohl, als aus dem Bewußtsein der eigenen Kraft und Einsicht kam, schienen ihr Bürgen für ihr Unternehmen, das Volk von den Reichen und Reichsständen frei, reich, durch seine Thaten berühmt und groß zu machen. Der König fühlte die Macht, die für ihn bereit in dem armen gedrückten Volke lag; er fühlte so glühend und stark das Rechte, was er mit diesem Wirken thue, daß er eine unauslöschliche Zuneigung auf Sigbritte warf, die ihr um so leichter zu

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="5">
        <p><pb facs="#f0058"/>
machten dänischen Käse                verehrte, wurde in den Adelstand erhoben, und der Käse zerstückt an die vornehmsten                besten Landwirthe als Ehrengeschenk vertheilt &#x2014; zur Nacheiferung. Ihr Hauptgedanke                aber war die Vereinigung der drei Königreiche, schon Eins in der alten Fabelzeit der                Götter und, ihrer Meinung nach, nur in der Meinung durch Gewalt trennbar, nie in der                Sache, der Wahrheit und dem Volke. Im Bunde mit dem Bischof Erik von Walkendorp, der                wieder von Rom aus geleitet ward, suchte sie Großes auszuführen und legte es an. Und                ihr Schwiegersohn Christian, wie sie ihn nannte, und wie er es der Natur nach war,                übertraf alle Erwartungen von einem heldenmüthigen König. Denn er nannte sie Mutter                und war ganz der Mann, ein unbeschränktes Königthum einzuführen, wie nur Thor oder                irgend ein anderer alter Gott in dem Reiche geherrscht. Sein durchdringender Geist,                sein unbezwinglicher Muth, sein Feuer, seine Erfahrung und Kenntniß des Krieges,                selbst sein Stolz und Hochmuth, der ihm aus seiner Gemüthsart sowohl, als aus dem                Bewußtsein der eigenen Kraft und Einsicht kam, schienen ihr Bürgen für ihr                Unternehmen, das Volk von den Reichen und Reichsständen frei, reich, durch seine                Thaten berühmt und groß zu machen. Der König fühlte die Macht, die für ihn bereit in                dem armen gedrückten Volke lag; er fühlte so glühend und stark das Rechte, was er mit                diesem Wirken thue, daß er eine unauslöschliche Zuneigung auf Sigbritte warf, die ihr                um so leichter zu<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0058] machten dänischen Käse verehrte, wurde in den Adelstand erhoben, und der Käse zerstückt an die vornehmsten besten Landwirthe als Ehrengeschenk vertheilt — zur Nacheiferung. Ihr Hauptgedanke aber war die Vereinigung der drei Königreiche, schon Eins in der alten Fabelzeit der Götter und, ihrer Meinung nach, nur in der Meinung durch Gewalt trennbar, nie in der Sache, der Wahrheit und dem Volke. Im Bunde mit dem Bischof Erik von Walkendorp, der wieder von Rom aus geleitet ward, suchte sie Großes auszuführen und legte es an. Und ihr Schwiegersohn Christian, wie sie ihn nannte, und wie er es der Natur nach war, übertraf alle Erwartungen von einem heldenmüthigen König. Denn er nannte sie Mutter und war ganz der Mann, ein unbeschränktes Königthum einzuführen, wie nur Thor oder irgend ein anderer alter Gott in dem Reiche geherrscht. Sein durchdringender Geist, sein unbezwinglicher Muth, sein Feuer, seine Erfahrung und Kenntniß des Krieges, selbst sein Stolz und Hochmuth, der ihm aus seiner Gemüthsart sowohl, als aus dem Bewußtsein der eigenen Kraft und Einsicht kam, schienen ihr Bürgen für ihr Unternehmen, das Volk von den Reichen und Reichsständen frei, reich, durch seine Thaten berühmt und groß zu machen. Der König fühlte die Macht, die für ihn bereit in dem armen gedrückten Volke lag; er fühlte so glühend und stark das Rechte, was er mit diesem Wirken thue, daß er eine unauslöschliche Zuneigung auf Sigbritte warf, die ihr um so leichter zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:50:59Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:50:59Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schefer_duevecke_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schefer_duevecke_1910/58
Zitationshilfe: Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schefer_duevecke_1910/58>, abgerufen am 09.05.2024.