Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

des Volkes unschuldig hingerichtet worden, und nun war Torbern durch das über Faaburg gefällte Urtheil schuldig! Faaburg ward also feierlich abgenommen und fast königlich begraben; auf Torbern's Hügel aber warf das Volk einen großen Haufen Steine, zum Zeichen, darunter liege ein schwerer Verbrecher, nicht werth, daß ihn die Hunde ausscharren.

Auf dem Reichstage waren aber die Schatzungen und die von Frau Sigbritte gerathenen Einziehungen der Landkirchengüter durchgegangen -- das Geld zum Krieg, um Schweden zu unterjochen, war also besorgt. Der beleidigte päpstliche Legat Archembold ging aber nach Schweden. Der König gab ihm eine Liste der ihm dort ergebenen heimlichen Anhänger mit und ließ den Legaten Verschwiegenheit darüber mit heiligem Eide beschwören. Der Legat aber brach den Eid und übergab das Verzeichniß dem Feinde des Königs, dem Reichsverweser von Schweden, Sten Sture -- gegen die Ernennung zum Erzbischof und jährliche 700 Ducaten. Was der König also von nun an that, war untergraben und flog zu seinem Schaden auf. Er wollte Helsingör aus Rache zerstören und vernichten, weil er es nicht den holländischen Bauern einräumen dürfen; er verlegte also den Zoll aus seiner neugegründeten Stadt Engelholm nach Kopenhagen, und Frau Sigbritte ward Reichszolleinnehmerin; dadurch ward auch der Handel beschwert und vernichtet und die Einnahmen zu Wasser. Er bezahlte also keine Zinsen noch Gelder wieder, zog

des Volkes unschuldig hingerichtet worden, und nun war Torbern durch das über Faaburg gefällte Urtheil schuldig! Faaburg ward also feierlich abgenommen und fast königlich begraben; auf Torbern's Hügel aber warf das Volk einen großen Haufen Steine, zum Zeichen, darunter liege ein schwerer Verbrecher, nicht werth, daß ihn die Hunde ausscharren.

Auf dem Reichstage waren aber die Schatzungen und die von Frau Sigbritte gerathenen Einziehungen der Landkirchengüter durchgegangen — das Geld zum Krieg, um Schweden zu unterjochen, war also besorgt. Der beleidigte päpstliche Legat Archembold ging aber nach Schweden. Der König gab ihm eine Liste der ihm dort ergebenen heimlichen Anhänger mit und ließ den Legaten Verschwiegenheit darüber mit heiligem Eide beschwören. Der Legat aber brach den Eid und übergab das Verzeichniß dem Feinde des Königs, dem Reichsverweser von Schweden, Sten Sture — gegen die Ernennung zum Erzbischof und jährliche 700 Ducaten. Was der König also von nun an that, war untergraben und flog zu seinem Schaden auf. Er wollte Helsingör aus Rache zerstören und vernichten, weil er es nicht den holländischen Bauern einräumen dürfen; er verlegte also den Zoll aus seiner neugegründeten Stadt Engelholm nach Kopenhagen, und Frau Sigbritte ward Reichszolleinnehmerin; dadurch ward auch der Handel beschwert und vernichtet und die Einnahmen zu Wasser. Er bezahlte also keine Zinsen noch Gelder wieder, zog

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="8">
        <p><pb facs="#f0113"/>
des Volkes unschuldig hingerichtet worden, und nun war Torbern durch                das über Faaburg gefällte Urtheil schuldig! Faaburg ward also feierlich abgenommen                und fast königlich begraben; auf Torbern's Hügel aber warf das Volk einen großen                Haufen Steine, zum Zeichen, darunter liege ein schwerer Verbrecher, nicht werth, daß                ihn die Hunde ausscharren.</p><lb/>
        <p>Auf dem Reichstage waren aber die Schatzungen und die von Frau Sigbritte gerathenen                Einziehungen der Landkirchengüter durchgegangen &#x2014; das Geld zum Krieg, um Schweden zu                unterjochen, war also besorgt. Der beleidigte päpstliche Legat Archembold ging aber                nach Schweden. Der König gab ihm eine Liste der ihm dort ergebenen heimlichen                Anhänger mit und ließ den Legaten Verschwiegenheit darüber mit heiligem Eide                beschwören. Der Legat aber brach den Eid und übergab das Verzeichniß dem Feinde des                Königs, dem Reichsverweser von Schweden, Sten Sture &#x2014; gegen die Ernennung zum                Erzbischof und jährliche 700 Ducaten. Was der König also von nun an that, war                untergraben und flog zu seinem Schaden auf. Er wollte Helsingör aus Rache zerstören                und vernichten, weil er es nicht den holländischen Bauern einräumen dürfen; er                verlegte also den Zoll aus seiner neugegründeten Stadt Engelholm nach Kopenhagen, und                Frau Sigbritte ward Reichszolleinnehmerin; dadurch ward auch der Handel beschwert und                vernichtet und die Einnahmen zu Wasser. Er bezahlte also keine Zinsen noch Gelder                wieder, zog<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0113] des Volkes unschuldig hingerichtet worden, und nun war Torbern durch das über Faaburg gefällte Urtheil schuldig! Faaburg ward also feierlich abgenommen und fast königlich begraben; auf Torbern's Hügel aber warf das Volk einen großen Haufen Steine, zum Zeichen, darunter liege ein schwerer Verbrecher, nicht werth, daß ihn die Hunde ausscharren. Auf dem Reichstage waren aber die Schatzungen und die von Frau Sigbritte gerathenen Einziehungen der Landkirchengüter durchgegangen — das Geld zum Krieg, um Schweden zu unterjochen, war also besorgt. Der beleidigte päpstliche Legat Archembold ging aber nach Schweden. Der König gab ihm eine Liste der ihm dort ergebenen heimlichen Anhänger mit und ließ den Legaten Verschwiegenheit darüber mit heiligem Eide beschwören. Der Legat aber brach den Eid und übergab das Verzeichniß dem Feinde des Königs, dem Reichsverweser von Schweden, Sten Sture — gegen die Ernennung zum Erzbischof und jährliche 700 Ducaten. Was der König also von nun an that, war untergraben und flog zu seinem Schaden auf. Er wollte Helsingör aus Rache zerstören und vernichten, weil er es nicht den holländischen Bauern einräumen dürfen; er verlegte also den Zoll aus seiner neugegründeten Stadt Engelholm nach Kopenhagen, und Frau Sigbritte ward Reichszolleinnehmerin; dadurch ward auch der Handel beschwert und vernichtet und die Einnahmen zu Wasser. Er bezahlte also keine Zinsen noch Gelder wieder, zog

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:50:59Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:50:59Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schefer_duevecke_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schefer_duevecke_1910/113
Zitationshilfe: Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schefer_duevecke_1910/113>, abgerufen am 25.11.2024.