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Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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-- erschrak jetzt vor dem Wort einen Augenblick, erröthete, erblaßte, stand auf, ging still im Zimmer umher, blickte das Bild des Königs starr an, setzte sich dann wieder zu Torbern und gab ihm die Hand.

Und so aß sie von den Kirschen.

Torbern empfand die tödtlichste Angst; denn auch er sollte und wollte von dem kräftigen, frischen, jungen schönen Leben scheiden; er stand auf, trat an das Fenster, legte die heiße Stirn an die kühlen Scheiben, vergaß sich aber in der tiefen, dunkeln Höhle des Jammers, worin er versunken war, und als er sich endlich rasch umwandte -- hatte Düvecke alle Kirschen gegessen.

Also für mich ist keine geblieben? fragte er tief betreten.

Keine! antwortete sie; du hast sie ja mir gebracht.

Dann setzte er sich zu ihr. Sie sprachen von gleichgültigen Dingen -- von des Königs Zukunft -- von der Königin -- von dem neuen Glauben, gegen welchen Frau Sigbritte hatte verbieten lassen zu schreiben und zu lehren -- von dem großen, einzigen Verdienst ihrer Mutter, welche Gott vielleicht bloß deßhalb an ihre hohe Stelle gestellt, um dem wahren Licht zum Leuchter zu dienen -- daß sie ihr Schicksal erfüllt -- von ihrem künftigen Geschick -- von ihrer wohl möglichen Heimkehr ins Vaterland -- von Düvecke's Vaterlande -- von ihrem Vater -- ihrer Kinderstube -- ihren Kinderspielen -- ihrer Wiege. Düvecke war erweicht und zerfloß in Thränen. Sie empfand eine eisige Kälte in den

— erschrak jetzt vor dem Wort einen Augenblick, erröthete, erblaßte, stand auf, ging still im Zimmer umher, blickte das Bild des Königs starr an, setzte sich dann wieder zu Torbern und gab ihm die Hand.

Und so aß sie von den Kirschen.

Torbern empfand die tödtlichste Angst; denn auch er sollte und wollte von dem kräftigen, frischen, jungen schönen Leben scheiden; er stand auf, trat an das Fenster, legte die heiße Stirn an die kühlen Scheiben, vergaß sich aber in der tiefen, dunkeln Höhle des Jammers, worin er versunken war, und als er sich endlich rasch umwandte — hatte Düvecke alle Kirschen gegessen.

Also für mich ist keine geblieben? fragte er tief betreten.

Keine! antwortete sie; du hast sie ja mir gebracht.

Dann setzte er sich zu ihr. Sie sprachen von gleichgültigen Dingen — von des Königs Zukunft — von der Königin — von dem neuen Glauben, gegen welchen Frau Sigbritte hatte verbieten lassen zu schreiben und zu lehren — von dem großen, einzigen Verdienst ihrer Mutter, welche Gott vielleicht bloß deßhalb an ihre hohe Stelle gestellt, um dem wahren Licht zum Leuchter zu dienen — daß sie ihr Schicksal erfüllt — von ihrem künftigen Geschick — von ihrer wohl möglichen Heimkehr ins Vaterland — von Düvecke's Vaterlande — von ihrem Vater — ihrer Kinderstube — ihren Kinderspielen — ihrer Wiege. Düvecke war erweicht und zerfloß in Thränen. Sie empfand eine eisige Kälte in den

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[0101] — erschrak jetzt vor dem Wort einen Augenblick, erröthete, erblaßte, stand auf, ging still im Zimmer umher, blickte das Bild des Königs starr an, setzte sich dann wieder zu Torbern und gab ihm die Hand. Und so aß sie von den Kirschen. Torbern empfand die tödtlichste Angst; denn auch er sollte und wollte von dem kräftigen, frischen, jungen schönen Leben scheiden; er stand auf, trat an das Fenster, legte die heiße Stirn an die kühlen Scheiben, vergaß sich aber in der tiefen, dunkeln Höhle des Jammers, worin er versunken war, und als er sich endlich rasch umwandte — hatte Düvecke alle Kirschen gegessen. Also für mich ist keine geblieben? fragte er tief betreten. Keine! antwortete sie; du hast sie ja mir gebracht. Dann setzte er sich zu ihr. Sie sprachen von gleichgültigen Dingen — von des Königs Zukunft — von der Königin — von dem neuen Glauben, gegen welchen Frau Sigbritte hatte verbieten lassen zu schreiben und zu lehren — von dem großen, einzigen Verdienst ihrer Mutter, welche Gott vielleicht bloß deßhalb an ihre hohe Stelle gestellt, um dem wahren Licht zum Leuchter zu dienen — daß sie ihr Schicksal erfüllt — von ihrem künftigen Geschick — von ihrer wohl möglichen Heimkehr ins Vaterland — von Düvecke's Vaterlande — von ihrem Vater — ihrer Kinderstube — ihren Kinderspielen — ihrer Wiege. Düvecke war erweicht und zerfloß in Thränen. Sie empfand eine eisige Kälte in den

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Zitationshilfe: Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schefer_duevecke_1910/101>, abgerufen am 25.11.2024.