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Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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sonnen; es ist genug, es wird genug sein. Genug ist das Wort, was allein mit der Welt zu versöhnen vermag. Denn alle, alle Freuden, alle, alle Leiden finden endlich ihr genug! -- und die Welt ist schön! -- und ihr Erdenker und Meister sei hochgepriesen!

Düvecke hatte zu diesen wie ein Gebet von ihm feierlich gesprochenen Worten die Hände gefaltet, seufzte unwillkürlich und lächelte ihn dann unwillkürlich lange an. So vergingen ihre Seelen in einander, verbunden durch ein Großes, Ewigschönes und Liebevolles, voll einer Liebe, unahnbar höher, als was Menschen gemeinhin darunter meinen: -- ihre kleine Leidenschaft für einen kleinen Kreis gemessen, den noch nicht der Tausendste ganz damit ausfüllt und beglückt.

Darauf erging es ihm, wie es seiner Schwester ergangen, welche, angestiftet von seiner ganzen stolzen Familie, als die Waffe derselben gegen ihn erschienen war. Nämlich auch hier bei Düvecke langte ihr kleiner Knabe zuerst aus Kinderlust nach den Kirschen -- er sprang auf, er riß die kleine Frucht von dem kleinen Munde des Kindes, mit welcher es vor demselben spielte, indem es sie an dem Stiele davor rollte und wiegte. --

Um Gotteswillen nicht! -- Du nicht! hatte er, von sich selbst übereilt, dazu ausgerufen -- und Düvecke, noch ihr gestriges Gespräch mit Torbern im Sinn, und seine heutige Feierlichkeit und seinen düstern Ernst, sein inneres Glühen und seine Unsicherheit vor Augen

sonnen; es ist genug, es wird genug sein. Genug ist das Wort, was allein mit der Welt zu versöhnen vermag. Denn alle, alle Freuden, alle, alle Leiden finden endlich ihr genug! — und die Welt ist schön! — und ihr Erdenker und Meister sei hochgepriesen!

Düvecke hatte zu diesen wie ein Gebet von ihm feierlich gesprochenen Worten die Hände gefaltet, seufzte unwillkürlich und lächelte ihn dann unwillkürlich lange an. So vergingen ihre Seelen in einander, verbunden durch ein Großes, Ewigschönes und Liebevolles, voll einer Liebe, unahnbar höher, als was Menschen gemeinhin darunter meinen: — ihre kleine Leidenschaft für einen kleinen Kreis gemessen, den noch nicht der Tausendste ganz damit ausfüllt und beglückt.

Darauf erging es ihm, wie es seiner Schwester ergangen, welche, angestiftet von seiner ganzen stolzen Familie, als die Waffe derselben gegen ihn erschienen war. Nämlich auch hier bei Düvecke langte ihr kleiner Knabe zuerst aus Kinderlust nach den Kirschen — er sprang auf, er riß die kleine Frucht von dem kleinen Munde des Kindes, mit welcher es vor demselben spielte, indem es sie an dem Stiele davor rollte und wiegte. —

Um Gotteswillen nicht! — Du nicht! hatte er, von sich selbst übereilt, dazu ausgerufen — und Düvecke, noch ihr gestriges Gespräch mit Torbern im Sinn, und seine heutige Feierlichkeit und seinen düstern Ernst, sein inneres Glühen und seine Unsicherheit vor Augen

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[0100] sonnen; es ist genug, es wird genug sein. Genug ist das Wort, was allein mit der Welt zu versöhnen vermag. Denn alle, alle Freuden, alle, alle Leiden finden endlich ihr genug! — und die Welt ist schön! — und ihr Erdenker und Meister sei hochgepriesen! Düvecke hatte zu diesen wie ein Gebet von ihm feierlich gesprochenen Worten die Hände gefaltet, seufzte unwillkürlich und lächelte ihn dann unwillkürlich lange an. So vergingen ihre Seelen in einander, verbunden durch ein Großes, Ewigschönes und Liebevolles, voll einer Liebe, unahnbar höher, als was Menschen gemeinhin darunter meinen: — ihre kleine Leidenschaft für einen kleinen Kreis gemessen, den noch nicht der Tausendste ganz damit ausfüllt und beglückt. Darauf erging es ihm, wie es seiner Schwester ergangen, welche, angestiftet von seiner ganzen stolzen Familie, als die Waffe derselben gegen ihn erschienen war. Nämlich auch hier bei Düvecke langte ihr kleiner Knabe zuerst aus Kinderlust nach den Kirschen — er sprang auf, er riß die kleine Frucht von dem kleinen Munde des Kindes, mit welcher es vor demselben spielte, indem es sie an dem Stiele davor rollte und wiegte. — Um Gotteswillen nicht! — Du nicht! hatte er, von sich selbst übereilt, dazu ausgerufen — und Düvecke, noch ihr gestriges Gespräch mit Torbern im Sinn, und seine heutige Feierlichkeit und seinen düstern Ernst, sein inneres Glühen und seine Unsicherheit vor Augen

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:50:59Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:50:59Z)

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Zitationshilfe: Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schefer_duevecke_1910/100>, abgerufen am 25.11.2024.