Kaufmann die Messen; wie wird sich da der Trieb nach Freyheit empören? weil er in dem an- gegriffen wird, worin er vorzüglich sein Leben und sich fühlt.
Auch kann wohl das Verbot einer an sich nur gleichgültigen Sache, die Liebe zur Unabhängigkeit herausfordern, so bald es als Verbot auffallend ist. Die Sache selbst würde uns nicht beunruhi- gen, weil wir kein Jnteresse an derselben haben; aber das sich auf dieselbe beziehende Verbot macht sie uns interessant, und sie reizt unsre Be- strebungen, weil wir durch sie einen Beweis unse- res freyen Willens, der sich nicht einschränken läßt, erhalten. Nitimur in vetitum. Das Verbotne reizt uns. Was ist es denn aber für ein Reiz, mit welchem ein Verbot eine gleichgül- tige, ungeachtete Sache anstreichen kann? Die Frage hat ihre Antwort zum Theil schon in dem Vorhergehenden erhalten. Es gewährt ein großes Vergnügen, zu zeigen, daß man sich nicht ein- schränken lasse, und das Verlangen, dies Ver- gnügen zu genießen, ist dann um so stärker, wenn man fühlt, daß Andre es uns rauben wollen. Die Widersetzung gegen ein Verbot, oder die Nichtachtung, oder die Uebertretung desselben zeigt Kraft, und wer läßt diese nicht gern an sich gewahr nehmen? -- Ueberdem aber flößt das Verbot auch leicht die Vermuthung ein, daß das,
an
Kaufmann die Meſſen; wie wird ſich da der Trieb nach Freyheit empoͤren? weil er in dem an- gegriffen wird, worin er vorzuͤglich ſein Leben und ſich fuͤhlt.
Auch kann wohl das Verbot einer an ſich nur gleichguͤltigen Sache, die Liebe zur Unabhaͤngigkeit herausfordern, ſo bald es als Verbot auffallend iſt. Die Sache ſelbſt wuͤrde uns nicht beunruhi- gen, weil wir kein Jntereſſe an derſelben haben; aber das ſich auf dieſelbe beziehende Verbot macht ſie uns intereſſant, und ſie reizt unſre Be- ſtrebungen, weil wir durch ſie einen Beweis unſe- res freyen Willens, der ſich nicht einſchraͤnken laͤßt, erhalten. Nitimur in vetitum. Das Verbotne reizt uns. Was iſt es denn aber fuͤr ein Reiz, mit welchem ein Verbot eine gleichguͤl- tige, ungeachtete Sache anſtreichen kann? Die Frage hat ihre Antwort zum Theil ſchon in dem Vorhergehenden erhalten. Es gewaͤhrt ein großes Vergnuͤgen, zu zeigen, daß man ſich nicht ein- ſchraͤnken laſſe, und das Verlangen, dies Ver- gnuͤgen zu genießen, iſt dann um ſo ſtaͤrker, wenn man fuͤhlt, daß Andre es uns rauben wollen. Die Widerſetzung gegen ein Verbot, oder die Nichtachtung, oder die Uebertretung deſſelben zeigt Kraft, und wer laͤßt dieſe nicht gern an ſich gewahr nehmen? — Ueberdem aber floͤßt das Verbot auch leicht die Vermuthung ein, daß das,
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Kaufmann die Meſſen; wie wird ſich da der
Trieb nach Freyheit empoͤren? weil er in dem an-
gegriffen wird, worin er vorzuͤglich ſein Leben und
ſich fuͤhlt.
Auch kann wohl das Verbot einer an ſich nur
gleichguͤltigen Sache, die Liebe zur Unabhaͤngigkeit
herausfordern, ſo bald es als Verbot auffallend
iſt. Die Sache ſelbſt wuͤrde uns nicht beunruhi-
gen, weil wir kein Jntereſſe an derſelben haben;
aber das ſich auf dieſelbe beziehende Verbot
macht ſie uns intereſſant, und ſie reizt unſre Be-
ſtrebungen, weil wir durch ſie einen Beweis unſe-
res freyen Willens, der ſich nicht einſchraͤnken
laͤßt, erhalten. Nitimur in vetitum. Das
Verbotne reizt uns. Was iſt es denn aber fuͤr
ein Reiz, mit welchem ein Verbot eine gleichguͤl-
tige, ungeachtete Sache anſtreichen kann? Die
Frage hat ihre Antwort zum Theil ſchon in dem
Vorhergehenden erhalten. Es gewaͤhrt ein großes
Vergnuͤgen, zu zeigen, daß man ſich nicht ein-
ſchraͤnken laſſe, und das Verlangen, dies Ver-
gnuͤgen zu genießen, iſt dann um ſo ſtaͤrker, wenn
man fuͤhlt, daß Andre es uns rauben wollen.
Die Widerſetzung gegen ein Verbot, oder die
Nichtachtung, oder die Uebertretung deſſelben
zeigt Kraft, und wer laͤßt dieſe nicht gern an ſich
gewahr nehmen? — Ueberdem aber floͤßt das
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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/95>, abgerufen am 23.11.2024.
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