durch dieselben vollführte, hält der preußische Krieger seine Kraft für unüberwindlich. Das Bewußtseyn der Gerechtigkeit seiner Sache und seiner Unschuld, hebt Herz und Arm zum muthi- gen Widerstande gegen den ungerechten Angriff. Denn tief in das Herz des Menschen ist der Ge- danke geschrieben: daß Tugend und Rechtschaffen- heit auf Lohn und Sieg hoffen können, das Laster aber Strafe und Verfolgung zu fürchten habe; daß jene sich des Schutzes einer unsichtbaren Allmacht erfreuen können, indeß dieses vor der Rache derselben zittern muß.
Jn keinem Kampfe waren die Römer, Grie- chen und Jsraeliten muthiger, als in dem Kampf für ihre Altäre. Jeder fühlte dann das Feuer der Gottheit in seinen Adern, und hielt sich für unüberwindlich, weil die Allmacht ihn schützte. Weise Heerführer bemühten sich daher immer das Vertrauen auf Gott in den Herzen ihrer Krieger zu beleben, um den Muth derselben anzufeuern. Derar, ein Feldherr der Saracenen, war von den Römern gefangen worden. Die Saracenen flohen. "Habt ihr denn vergessen, schrie einer ihrer Anführer, daß euren Feinden den Rücken zukehren, heiße Gott und seinen Propheten belei- digen? -- Was liegt daran, daß Derar ge- fangen ist? Gott lebt und siehet Euch." Das saracenische Heer wandte sich um, drang
mit
durch dieſelben vollfuͤhrte, haͤlt der preußiſche Krieger ſeine Kraft fuͤr unuͤberwindlich. Das Bewußtſeyn der Gerechtigkeit ſeiner Sache und ſeiner Unſchuld, hebt Herz und Arm zum muthi- gen Widerſtande gegen den ungerechten Angriff. Denn tief in das Herz des Menſchen iſt der Ge- danke geſchrieben: daß Tugend und Rechtſchaffen- heit auf Lohn und Sieg hoffen koͤnnen, das Laſter aber Strafe und Verfolgung zu fuͤrchten habe; daß jene ſich des Schutzes einer unſichtbaren Allmacht erfreuen koͤnnen, indeß dieſes vor der Rache derſelben zittern muß.
Jn keinem Kampfe waren die Roͤmer, Grie- chen und Jſraeliten muthiger, als in dem Kampf fuͤr ihre Altaͤre. Jeder fuͤhlte dann das Feuer der Gottheit in ſeinen Adern, und hielt ſich fuͤr unuͤberwindlich, weil die Allmacht ihn ſchuͤtzte. Weiſe Heerfuͤhrer bemuͤhten ſich daher immer das Vertrauen auf Gott in den Herzen ihrer Krieger zu beleben, um den Muth derſelben anzufeuern. Derar, ein Feldherr der Saracenen, war von den Roͤmern gefangen worden. Die Saracenen flohen. „Habt ihr denn vergeſſen, ſchrie einer ihrer Anfuͤhrer, daß euren Feinden den Ruͤcken zukehren, heiße Gott und ſeinen Propheten belei- digen? — Was liegt daran, daß Derar ge- fangen iſt? Gott lebt und ſiehet Euch.„ Das ſaraceniſche Heer wandte ſich um, drang
mit
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0298"n="582"/>
durch dieſelben vollfuͤhrte, haͤlt der preußiſche<lb/>
Krieger ſeine Kraft fuͤr unuͤberwindlich. Das<lb/>
Bewußtſeyn der Gerechtigkeit ſeiner Sache und<lb/>ſeiner Unſchuld, hebt Herz und Arm zum muthi-<lb/>
gen Widerſtande gegen den ungerechten Angriff.<lb/>
Denn tief in das Herz des Menſchen iſt der Ge-<lb/>
danke geſchrieben: daß Tugend und Rechtſchaffen-<lb/>
heit auf Lohn und Sieg hoffen koͤnnen, das Laſter<lb/>
aber Strafe und Verfolgung zu fuͤrchten habe;<lb/>
daß jene ſich des Schutzes einer unſichtbaren<lb/>
Allmacht erfreuen koͤnnen, indeß dieſes vor der<lb/>
Rache derſelben zittern muß.</p><lb/><p>Jn keinem Kampfe waren die Roͤmer, Grie-<lb/>
chen und Jſraeliten muthiger, als in dem Kampf<lb/>
fuͤr ihre Altaͤre. Jeder fuͤhlte dann das Feuer<lb/>
der Gottheit in ſeinen Adern, und hielt ſich fuͤr<lb/>
unuͤberwindlich, weil die Allmacht ihn ſchuͤtzte.<lb/>
Weiſe Heerfuͤhrer bemuͤhten ſich daher immer das<lb/>
Vertrauen auf Gott in den Herzen ihrer Krieger<lb/>
zu beleben, um den Muth derſelben anzufeuern.<lb/><hirendition="#b">Derar</hi>, ein Feldherr der Saracenen, war von<lb/>
den Roͤmern gefangen worden. Die Saracenen<lb/>
flohen. „Habt ihr denn vergeſſen, ſchrie einer<lb/>
ihrer Anfuͤhrer, daß euren Feinden den Ruͤcken<lb/>
zukehren, heiße Gott und ſeinen Propheten belei-<lb/>
digen? — Was liegt daran, daß <hirendition="#b">Derar</hi> ge-<lb/>
fangen iſt? <hirendition="#b">Gott lebt und ſiehet Euch.</hi>„<lb/>
Das ſaraceniſche Heer wandte ſich um, drang<lb/><fwplace="bottom"type="catch">mit</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[582/0298]
durch dieſelben vollfuͤhrte, haͤlt der preußiſche
Krieger ſeine Kraft fuͤr unuͤberwindlich. Das
Bewußtſeyn der Gerechtigkeit ſeiner Sache und
ſeiner Unſchuld, hebt Herz und Arm zum muthi-
gen Widerſtande gegen den ungerechten Angriff.
Denn tief in das Herz des Menſchen iſt der Ge-
danke geſchrieben: daß Tugend und Rechtſchaffen-
heit auf Lohn und Sieg hoffen koͤnnen, das Laſter
aber Strafe und Verfolgung zu fuͤrchten habe;
daß jene ſich des Schutzes einer unſichtbaren
Allmacht erfreuen koͤnnen, indeß dieſes vor der
Rache derſelben zittern muß.
Jn keinem Kampfe waren die Roͤmer, Grie-
chen und Jſraeliten muthiger, als in dem Kampf
fuͤr ihre Altaͤre. Jeder fuͤhlte dann das Feuer
der Gottheit in ſeinen Adern, und hielt ſich fuͤr
unuͤberwindlich, weil die Allmacht ihn ſchuͤtzte.
Weiſe Heerfuͤhrer bemuͤhten ſich daher immer das
Vertrauen auf Gott in den Herzen ihrer Krieger
zu beleben, um den Muth derſelben anzufeuern.
Derar, ein Feldherr der Saracenen, war von
den Roͤmern gefangen worden. Die Saracenen
flohen. „Habt ihr denn vergeſſen, ſchrie einer
ihrer Anfuͤhrer, daß euren Feinden den Ruͤcken
zukehren, heiße Gott und ſeinen Propheten belei-
digen? — Was liegt daran, daß Derar ge-
fangen iſt? Gott lebt und ſiehet Euch.„
Das ſaraceniſche Heer wandte ſich um, drang
mit
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791, S. 582. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/298>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.