Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791.heiten des Geliebten, und schmeichelt. Freund- Ver- *) Zu meiner nicht geringen Freude finde ich, daß der
mit vieler Menschenkenntniß geschilderte Eduard meines sehr werthgeschätzten Freundes, über Liebe und Freundschaft eben so denkt, wie ich mich itzt ge- äußert habe. "Wie lach' ich jetzt Eurer, sagt er, mit euren Lobpreisungen der Liebe! -- Liebe töd- tet heiten des Geliebten, und ſchmeichelt. Freund- Ver- *) Zu meiner nicht geringen Freude finde ich, daß der
mit vieler Menſchenkenntniß geſchilderte Eduard meines ſehr werthgeſchaͤtzten Freundes, uͤber Liebe und Freundſchaft eben ſo denkt, wie ich mich itzt ge- aͤußert habe. „Wie lach' ich jetzt Eurer, ſagt er, mit euren Lobpreiſungen der Liebe! — Liebe toͤd- tet <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0266" n="550"/> heiten des Geliebten, und ſchmeichelt. Freund-<lb/> ſchaft gruͤndet ſich auf Hochachtung, und will<lb/> Hochachtung: Liebe buhlt um Gunſt. Dieſe<lb/> folgt in ihrem Thun und Laſſen, den Launen des<lb/> Geliebten: Jene den ewigen Geſetzen der Tugend.<lb/> Freundſchaft erniedrigt ſich nicht vor dem Freun-<lb/> de, ſondern haͤlt ſich, voll edles Selbſtgefuͤhls,<lb/> werth, von dem Freunde geachtet zu werden.<lb/> Die Liebe demuͤthigt ſich, ſchmiegt ſich unter die<lb/> eigenſinnigſten Feſſeln des Geliebten, um nur ei-<lb/> nes freundlichen Blicks gewuͤrdigt zu werden. Die<lb/> Freundſchaft verlangt Herz fuͤr Herz; weß Freund<lb/> ich ſeyn ſoll, der muß auch der meinige ſeyn.<lb/> Aber die Liebe winſelt und bettelt vor der Thuͤre<lb/> des Geliebten, der nicht hoͤren will, und fordert<lb/> ungeſtuͤm und unbeſcheiden eine Gabe, die nur<lb/> freywillig gegeben werden kann, indeß die Freund-<lb/> ſchaft beſcheiden von ferne ſteht, und nur mit<lb/> langſamen und ehrfurchtsvollem Schritte ſich dem<lb/> naͤhert, der ihr naͤher koͤmmt<note xml:id="seg2pn_23_1" next="#seg2pn_23_2" place="foot" n="*)">Zu meiner nicht geringen Freude finde ich, daß der<lb/> mit vieler Menſchenkenntniß geſchilderte Eduard<lb/> meines ſehr werthgeſchaͤtzten Freundes, uͤber Liebe<lb/> und Freundſchaft eben ſo denkt, wie ich mich itzt ge-<lb/> aͤußert habe. „Wie lach' ich jetzt Eurer, ſagt er,<lb/> mit euren Lobpreiſungen der Liebe! — Liebe toͤd-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">tet</fw></note>.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Ver-</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [550/0266]
heiten des Geliebten, und ſchmeichelt. Freund-
ſchaft gruͤndet ſich auf Hochachtung, und will
Hochachtung: Liebe buhlt um Gunſt. Dieſe
folgt in ihrem Thun und Laſſen, den Launen des
Geliebten: Jene den ewigen Geſetzen der Tugend.
Freundſchaft erniedrigt ſich nicht vor dem Freun-
de, ſondern haͤlt ſich, voll edles Selbſtgefuͤhls,
werth, von dem Freunde geachtet zu werden.
Die Liebe demuͤthigt ſich, ſchmiegt ſich unter die
eigenſinnigſten Feſſeln des Geliebten, um nur ei-
nes freundlichen Blicks gewuͤrdigt zu werden. Die
Freundſchaft verlangt Herz fuͤr Herz; weß Freund
ich ſeyn ſoll, der muß auch der meinige ſeyn.
Aber die Liebe winſelt und bettelt vor der Thuͤre
des Geliebten, der nicht hoͤren will, und fordert
ungeſtuͤm und unbeſcheiden eine Gabe, die nur
freywillig gegeben werden kann, indeß die Freund-
ſchaft beſcheiden von ferne ſteht, und nur mit
langſamen und ehrfurchtsvollem Schritte ſich dem
naͤhert, der ihr naͤher koͤmmt *).
Ver-
*) Zu meiner nicht geringen Freude finde ich, daß der
mit vieler Menſchenkenntniß geſchilderte Eduard
meines ſehr werthgeſchaͤtzten Freundes, uͤber Liebe
und Freundſchaft eben ſo denkt, wie ich mich itzt ge-
aͤußert habe. „Wie lach' ich jetzt Eurer, ſagt er,
mit euren Lobpreiſungen der Liebe! — Liebe toͤd-
tet
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