reinen und unbefleckten Tapferkeit, diesen Sir John Coleville vom Thal, einen ganz wü- thenden Ritter und tapfern Feind, gefangen. Doch, was sag' ich? -- Er sah mich, und ergab sich; so, daß ich wohl recht habe, mit je- nem krummnasigten Kerl aus Rom zu sagen: ich kam, ich sah, ich siegte. Lancaster: Das war mehr Höflichkeit von ihm, als Verdienst für Euch? Fallstaff. Jch weiß nicht: hier ist er und hier überliefr' ich ihn, und bitte Eure Gnaden, es mit den übrigen Thaten dieses Tages zu Buch bringen zu lassen; sonst laß ich, bey Gott, eine eigne Ballade darauf machen, und oben drüber mein Bildniß, wie Coleville mir die Füße küßt. Wenn ich dazu genöthigt werde, und ihr alle dann nicht, wie übergüldete Doppelpfennige ge- gen mich ausseht, und ich, am hellen Himmel des Ruhms, euch nicht eben so aussteche, wie der Vollmond die kleinen Funken des Elements, die wie Nadelknöpfe gegen ihn aussehen, so glaubt weiter keinem Edelmann auf sein Wort. Laßt mir also mein Recht widerfahren; laßt das Ver- dienst steigen u. s. w.
Zielt der Prahler vorzüglich darauf, Andern glauben zu machen, daß sein Verdienst von Hohen Beyfall erhalten, und weit und breit bekannt sey, so wird er ruhmredig genannt.
Ruhm-
reinen und unbefleckten Tapferkeit, dieſen Sir John Coleville vom Thal, einen ganz wuͤ- thenden Ritter und tapfern Feind, gefangen. Doch, was ſag' ich? — Er ſah mich, und ergab ſich; ſo, daß ich wohl recht habe, mit je- nem krummnaſigten Kerl aus Rom zu ſagen: ich kam, ich ſah, ich ſiegte. Lancaſter: Das war mehr Hoͤflichkeit von ihm, als Verdienſt fuͤr Euch? Fallſtaff. Jch weiß nicht: hier iſt er und hier uͤberliefr' ich ihn, und bitte Eure Gnaden, es mit den uͤbrigen Thaten dieſes Tages zu Buch bringen zu laſſen; ſonſt laß ich, bey Gott, eine eigne Ballade darauf machen, und oben druͤber mein Bildniß, wie Coleville mir die Fuͤße kuͤßt. Wenn ich dazu genoͤthigt werde, und ihr alle dann nicht, wie uͤberguͤldete Doppelpfennige ge- gen mich ausſeht, und ich, am hellen Himmel des Ruhms, euch nicht eben ſo ausſteche, wie der Vollmond die kleinen Funken des Elements, die wie Nadelknoͤpfe gegen ihn ausſehen, ſo glaubt weiter keinem Edelmann auf ſein Wort. Laßt mir alſo mein Recht widerfahren; laßt das Ver- dienſt ſteigen u. ſ. w.
Zielt der Prahler vorzuͤglich darauf, Andern glauben zu machen, daß ſein Verdienſt von Hohen Beyfall erhalten, und weit und breit bekannt ſey, ſo wird er ruhmredig genannt.
Ruhm-
<TEI><text><body><divn="1"><cit><quote><pbfacs="#f0175"n="459"/>
reinen und unbefleckten Tapferkeit, dieſen <hirendition="#b">Sir<lb/>
John Coleville vom Thal</hi>, einen ganz wuͤ-<lb/>
thenden Ritter und tapfern Feind, gefangen.<lb/>
Doch, was ſag' ich? — Er ſah mich, und<lb/>
ergab ſich; ſo, daß ich wohl recht habe, mit je-<lb/>
nem krummnaſigten Kerl aus Rom zu ſagen:<lb/>
ich kam, ich ſah, ich ſiegte.<lb/><hirendition="#b">Lancaſter</hi>: Das war mehr Hoͤflichkeit von<lb/>
ihm, als Verdienſt fuͤr Euch?<lb/><hirendition="#b">Fallſtaff</hi>. Jch weiß nicht: hier iſt er und<lb/>
hier uͤberliefr' ich ihn, und bitte Eure Gnaden,<lb/>
es mit den uͤbrigen Thaten dieſes Tages zu Buch<lb/>
bringen zu laſſen; ſonſt laß ich, bey Gott, eine<lb/>
eigne Ballade darauf machen, und oben druͤber<lb/>
mein Bildniß, wie <hirendition="#b">Coleville</hi> mir die Fuͤße kuͤßt.<lb/>
Wenn ich dazu genoͤthigt werde, und ihr alle<lb/>
dann nicht, wie uͤberguͤldete Doppelpfennige ge-<lb/>
gen mich ausſeht, und ich, am hellen Himmel<lb/>
des Ruhms, euch nicht eben ſo ausſteche, wie<lb/>
der Vollmond die kleinen Funken des Elements,<lb/>
die wie Nadelknoͤpfe gegen ihn ausſehen, ſo glaubt<lb/>
weiter keinem Edelmann auf ſein Wort. Laßt<lb/>
mir alſo mein Recht widerfahren; laßt das Ver-<lb/>
dienſt ſteigen u. ſ. w.</quote></cit><lb/><p>Zielt der Prahler vorzuͤglich darauf, Andern<lb/>
glauben zu machen, daß ſein Verdienſt von Hohen<lb/>
Beyfall erhalten, und weit und breit bekannt ſey,<lb/>ſo wird er <hirendition="#b">ruhmredig</hi> genannt.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Ruhm-</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[459/0175]
reinen und unbefleckten Tapferkeit, dieſen Sir
John Coleville vom Thal, einen ganz wuͤ-
thenden Ritter und tapfern Feind, gefangen.
Doch, was ſag' ich? — Er ſah mich, und
ergab ſich; ſo, daß ich wohl recht habe, mit je-
nem krummnaſigten Kerl aus Rom zu ſagen:
ich kam, ich ſah, ich ſiegte.
Lancaſter: Das war mehr Hoͤflichkeit von
ihm, als Verdienſt fuͤr Euch?
Fallſtaff. Jch weiß nicht: hier iſt er und
hier uͤberliefr' ich ihn, und bitte Eure Gnaden,
es mit den uͤbrigen Thaten dieſes Tages zu Buch
bringen zu laſſen; ſonſt laß ich, bey Gott, eine
eigne Ballade darauf machen, und oben druͤber
mein Bildniß, wie Coleville mir die Fuͤße kuͤßt.
Wenn ich dazu genoͤthigt werde, und ihr alle
dann nicht, wie uͤberguͤldete Doppelpfennige ge-
gen mich ausſeht, und ich, am hellen Himmel
des Ruhms, euch nicht eben ſo ausſteche, wie
der Vollmond die kleinen Funken des Elements,
die wie Nadelknoͤpfe gegen ihn ausſehen, ſo glaubt
weiter keinem Edelmann auf ſein Wort. Laßt
mir alſo mein Recht widerfahren; laßt das Ver-
dienſt ſteigen u. ſ. w.
Zielt der Prahler vorzuͤglich darauf, Andern
glauben zu machen, daß ſein Verdienſt von Hohen
Beyfall erhalten, und weit und breit bekannt ſey,
ſo wird er ruhmredig genannt.
Ruhm-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/175>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.