de Höflichkeit; unnatürlicher, pedantischer Ton im Vergnügen und Scherz, und allenthalben ein Schein von merkwürdiger Herablassung zum Leben und Charakter des Menschen; priesterlicher Despotismus in der Lehre und Kirchenzucht; rich- terliche Anmaßungen über öffentliche und häusli- che Handlungen."
Die abscheulichsten Beyspiele des geistlichen Stolzes, und alle damit zusammenhängenden schwarzen und niedrigen Eigenschaften findet man in der Geschichte des Mittelalters, und vornehm- lich in der Geschichte der Päbste.
Gregor der Siebende macht Ansprüche auf Spanien, als einem ehemaligen Eigenthum des heiligen Petrus: empört Frankreich wider sei- nen König, setzt einen Legaten über dies König- reich, und verlangt einen Tribut. Er setzt den unglücklichen Kaiser Heinrich den Vierten auf einer öffentlichen Kirchenversammlung ab, und macht zu seiner Rechtfertigung folgende sophisti- sche Deduction: "Hat der heilige Stuhl, so "schreibt er an den Bischof von Metz, von "Gott das Recht empfangen, über geistliche "Sachen zu richten, wie sollte ihm denn dies "Recht über weltliche Sachen versagt werden "können? Werden die Geistlichen verurtheilt, "wenn es nöthig ist, warum sollten dann nicht "die Laien, ihrer Verbrechen wegen, bestraft
"wer-
de Hoͤflichkeit; unnatuͤrlicher, pedantiſcher Ton im Vergnuͤgen und Scherz, und allenthalben ein Schein von merkwuͤrdiger Herablaſſung zum Leben und Charakter des Menſchen; prieſterlicher Deſpotiſmus in der Lehre und Kirchenzucht; rich- terliche Anmaßungen uͤber oͤffentliche und haͤusli- che Handlungen.„
Die abſcheulichſten Beyſpiele des geiſtlichen Stolzes, und alle damit zuſammenhaͤngenden ſchwarzen und niedrigen Eigenſchaften findet man in der Geſchichte des Mittelalters, und vornehm- lich in der Geſchichte der Paͤbſte.
Gregor der Siebende macht Anſpruͤche auf Spanien, als einem ehemaligen Eigenthum des heiligen Petrus: empoͤrt Frankreich wider ſei- nen Koͤnig, ſetzt einen Legaten uͤber dies Koͤnig- reich, und verlangt einen Tribut. Er ſetzt den ungluͤcklichen Kaiſer Heinrich den Vierten auf einer oͤffentlichen Kirchenverſammlung ab, und macht zu ſeiner Rechtfertigung folgende ſophiſti- ſche Deduction: „Hat der heilige Stuhl, ſo „ſchreibt er an den Biſchof von Metz, von „Gott das Recht empfangen, uͤber geiſtliche „Sachen zu richten, wie ſollte ihm denn dies „Recht uͤber weltliche Sachen verſagt werden „koͤnnen? Werden die Geiſtlichen verurtheilt, „wenn es noͤthig iſt, warum ſollten dann nicht „die Laien, ihrer Verbrechen wegen, beſtraft
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de Hoͤflichkeit; unnatuͤrlicher, pedantiſcher Ton
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Deſpotiſmus in der Lehre und Kirchenzucht; rich-
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che Handlungen.„
Die abſcheulichſten Beyſpiele des geiſtlichen
Stolzes, und alle damit zuſammenhaͤngenden
ſchwarzen und niedrigen Eigenſchaften findet man
in der Geſchichte des Mittelalters, und vornehm-
lich in der Geſchichte der Paͤbſte.
Gregor der Siebende macht Anſpruͤche auf
Spanien, als einem ehemaligen Eigenthum des
heiligen Petrus: empoͤrt Frankreich wider ſei-
nen Koͤnig, ſetzt einen Legaten uͤber dies Koͤnig-
reich, und verlangt einen Tribut. Er ſetzt den
ungluͤcklichen Kaiſer Heinrich den Vierten auf
einer oͤffentlichen Kirchenverſammlung ab, und
macht zu ſeiner Rechtfertigung folgende ſophiſti-
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„ſchreibt er an den Biſchof von Metz, von
„Gott das Recht empfangen, uͤber geiſtliche
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„Recht uͤber weltliche Sachen verſagt werden
„koͤnnen? Werden die Geiſtlichen verurtheilt,
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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/160>, abgerufen am 23.11.2024.
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