de Wellen spielen am Felsen ferne; das Gesum- me der Abendfliegen schwärmt übers Feld. Wor- nach siehst du schönes Licht? Aber du lächelst und gehst; freudig umgeben dich die Wellen, und baden dein liebliches Haar. Lebe wohl, ruhiger Strahl."
Kalt und ungerührt bleibt bey dem Gedanken an die Gottheit der, welcher sie sich ohne Bezie- hung auf seine Handlungen und Schicksale, nur als ein Wesen, das für den Verstand gehört, ge- denkt. Aber wer ihn als den Schöpfer der Wel- ten, den Regierer der Begebenheiten, den Rich- ter seiner Handlungen und seinen Vater erkennt, der wird gerührt, wie der Dichter, der ihm einen Lobgesang weiht:
"Singe Jhn, den Herrn der Welten, Singe Jhn, den Gott der Zeit. Hoch sieht er von Sternenzelten, Alles Edle zu vergelten, Auch auf mich, der, Jhm geweiht, Tief anbetend hingesunken Jetzt der Ehrfurcht Opfer bringt, Und von Seinem Anblick trunken Kühn des Geistes Fackel schwingt."
*)
Je sinnlich klarer eine Vorstellung des Ge- müths ist, desto leichter bewegt sie mein Herz:
ab-
*) Lob des einzigen Gottes von Kleist. D. Merkur. 1789.
de Wellen ſpielen am Felſen ferne; das Geſum- me der Abendfliegen ſchwaͤrmt uͤbers Feld. Wor- nach ſiehſt du ſchoͤnes Licht? Aber du laͤchelſt und gehſt; freudig umgeben dich die Wellen, und baden dein liebliches Haar. Lebe wohl, ruhiger Strahl.„
Kalt und ungeruͤhrt bleibt bey dem Gedanken an die Gottheit der, welcher ſie ſich ohne Bezie- hung auf ſeine Handlungen und Schickſale, nur als ein Weſen, das fuͤr den Verſtand gehoͤrt, ge- denkt. Aber wer ihn als den Schoͤpfer der Wel- ten, den Regierer der Begebenheiten, den Rich- ter ſeiner Handlungen und ſeinen Vater erkennt, der wird geruͤhrt, wie der Dichter, der ihm einen Lobgeſang weiht:
„Singe Jhn, den Herrn der Welten, Singe Jhn, den Gott der Zeit. Hoch ſieht er von Sternenzelten, Alles Edle zu vergelten, Auch auf mich, der, Jhm geweiht, Tief anbetend hingeſunken Jetzt der Ehrfurcht Opfer bringt, Und von Seinem Anblick trunken Kuͤhn des Geiſtes Fackel ſchwingt.„
*)
Je ſinnlich klarer eine Vorſtellung des Ge- muͤths iſt, deſto leichter bewegt ſie mein Herz:
ab-
*) Lob des einzigen Gottes von Kleiſt. D. Merkur. 1789.
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de Wellen ſpielen am Felſen ferne; das Geſum-
me der Abendfliegen ſchwaͤrmt uͤbers Feld. Wor-
nach ſiehſt du ſchoͤnes Licht? Aber du laͤchelſt
und gehſt; freudig umgeben dich die Wellen, und
baden dein liebliches Haar. Lebe wohl, ruhiger
Strahl.„
Kalt und ungeruͤhrt bleibt bey dem Gedanken
an die Gottheit der, welcher ſie ſich ohne Bezie-
hung auf ſeine Handlungen und Schickſale, nur
als ein Weſen, das fuͤr den Verſtand gehoͤrt, ge-
denkt. Aber wer ihn als den Schoͤpfer der Wel-
ten, den Regierer der Begebenheiten, den Rich-
ter ſeiner Handlungen und ſeinen Vater erkennt,
der wird geruͤhrt, wie der Dichter, der ihm einen
Lobgeſang weiht:
„Singe Jhn, den Herrn der Welten,
Singe Jhn, den Gott der Zeit.
Hoch ſieht er von Sternenzelten,
Alles Edle zu vergelten,
Auch auf mich, der, Jhm geweiht,
Tief anbetend hingeſunken
Jetzt der Ehrfurcht Opfer bringt,
Und von Seinem Anblick trunken
Kuͤhn des Geiſtes Fackel ſchwingt.„
*)
Je ſinnlich klarer eine Vorſtellung des Ge-
muͤths iſt, deſto leichter bewegt ſie mein Herz:
ab-
*) Lob des einzigen Gottes von Kleiſt. D. Merkur.
1789.
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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/16>, abgerufen am 23.07.2024.
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