Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791.Und mit Asch' auf dem Haupte, gewandlos, ent- Wie wahr, wie natürlich ist die Schilderung Kaiphas aber lag noch nach Satans dunklem Drauf
Und mit Aſch' auf dem Haupte, gewandlos, ent- Wie wahr, wie natuͤrlich iſt die Schilderung Kaiphas aber lag noch nach Satans dunklem Drauf
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <cit> <quote><pb facs="#f0099" n="75"/> Und mit Aſch' auf dem Haupte, gewandlos, ent-<lb/><hi rendition="#et">ſtellt und verwildert</hi><lb/> Unter das Volk. Da ſtuͤrmte das Volk und wollte<lb/><hi rendition="#et">mich toͤdten.</hi><lb/> Drauf erwacht' ich. — — —</quote> </cit><lb/> <p>Wie wahr, wie natuͤrlich iſt die Schilderung<lb/> des Zuſtandes, in welchen dieſer ſchreckende Traum<lb/> den Hohenprieſter verſetzt hatte — welches Gleich-<lb/> niß macht denſelben anſchaulicher, als das, deſſen<lb/> ſich der Dichter bedient?</p><lb/> <cit> <quote>Kaiphas aber lag noch nach Satans dunklem<lb/><hi rendition="#et">Geſichte</hi><lb/> Voller Angſt auf dem Lager, von dem die Ruhe<lb/><hi rendition="#et">geflohn war;</hi><lb/> Schlief bald Augenblicke, dann wacht' er wieder<lb/><hi rendition="#et">und warf ſich</hi><lb/> Ungeſtuͤm, und voll Gedanken herum. Wie tief<lb/><hi rendition="#et">in der Feldſchlacht</hi><lb/> Sterbend ein Gottesleugner ſich waͤlzt; der kom-<lb/><hi rendition="#et">mende Sieger</hi><lb/> Und das baͤumende Roß, der rauſchenden Panzer<lb/><hi rendition="#et">Getoͤſe</hi><lb/> Und das Geſchrey und der Toͤdtenden Wuth und<lb/><hi rendition="#et">der donnernde Himmel</hi><lb/> Stuͤrmen auf ihn; er liegt und ſinkt mit geſpal-<lb/><hi rendition="#et">tenem Haupte</hi><lb/> Dumm und gedankenlos unter die Todten und<lb/><hi rendition="#et">glaubt zu vergehen.</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Drauf</fw><lb/></quote> </cit> </div> </div> </body> </text> </TEI> [75/0099]
Und mit Aſch' auf dem Haupte, gewandlos, ent-
ſtellt und verwildert
Unter das Volk. Da ſtuͤrmte das Volk und wollte
mich toͤdten.
Drauf erwacht' ich. — — —
Wie wahr, wie natuͤrlich iſt die Schilderung
des Zuſtandes, in welchen dieſer ſchreckende Traum
den Hohenprieſter verſetzt hatte — welches Gleich-
niß macht denſelben anſchaulicher, als das, deſſen
ſich der Dichter bedient?
Kaiphas aber lag noch nach Satans dunklem
Geſichte
Voller Angſt auf dem Lager, von dem die Ruhe
geflohn war;
Schlief bald Augenblicke, dann wacht' er wieder
und warf ſich
Ungeſtuͤm, und voll Gedanken herum. Wie tief
in der Feldſchlacht
Sterbend ein Gottesleugner ſich waͤlzt; der kom-
mende Sieger
Und das baͤumende Roß, der rauſchenden Panzer
Getoͤſe
Und das Geſchrey und der Toͤdtenden Wuth und
der donnernde Himmel
Stuͤrmen auf ihn; er liegt und ſinkt mit geſpal-
tenem Haupte
Dumm und gedankenlos unter die Todten und
glaubt zu vergehen.
Drauf
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche01_1791 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche01_1791/99 |
Zitationshilfe: | Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche01_1791/99>, abgerufen am 16.02.2025. |