mordeten Bruders und mit demselben Rache gegen den Mörder in ihrer Seele erweckt. --
Der Niederländer sieht oft noch das Bild seines Wilhelmus von Nassawen, als den Genius seiner Freiheit und singt ihm: und der Name Preuße weckt in der Seele des Kriegers das lebendige An- denken an den Einzigen König und die griechischen Schlachten, welche den Namen Preußen zum Namen unüberwindlicher Helden machten. --
Die Nerone und Domitiane, die ihre Zepter zu Henkersbeilen und ihre Unterthanen zu Skla- ven machten, erinnern an die glücklichen Jahre der Freiheit und Ruhe. -- Die Zeiten des Fre- vels, welche die Götter von der Erde vertrieben, zeigen dem Dichter die goldne Zeit, wo unter Menschen Götter wandelten. -- Die erbitterte Juno will den Acheron erregen, weil sie des Olympus Bewohner nicht beugen kann. Flectere si nequeo superos, Acheronta mouebo.
Jch will meinen Lesern das Vergnügen nicht rauben, den angeführten Beyspielen, aus dem Schatz der ihrigen, noch mehrere zuzugesellen. -- Nur noch einige zur Erläuterung des Satzes: daß auch äußerliche Verbindungen die Vorstellun- gen zusammen verknüpfen.
So oft Marc-Aurel die Appische Straße be- tritt, lebt in seiner Jmagination das Bild seines
Lehrers
mordeten Bruders und mit demſelben Rache gegen den Moͤrder in ihrer Seele erweckt. —
Der Niederlaͤnder ſieht oft noch das Bild ſeines Wilhelmus von Naſſawen, als den Genius ſeiner Freiheit und ſingt ihm: und der Name Preuße weckt in der Seele des Kriegers das lebendige An- denken an den Einzigen Koͤnig und die griechiſchen Schlachten, welche den Namen Preußen zum Namen unuͤberwindlicher Helden machten. —
Die Nerone und Domitiane, die ihre Zepter zu Henkersbeilen und ihre Unterthanen zu Skla- ven machten, erinnern an die gluͤcklichen Jahre der Freiheit und Ruhe. — Die Zeiten des Fre- vels, welche die Goͤtter von der Erde vertrieben, zeigen dem Dichter die goldne Zeit, wo unter Menſchen Goͤtter wandelten. — Die erbitterte Juno will den Acheron erregen, weil ſie des Olympus Bewohner nicht beugen kann. Flectere ſi nequeo ſuperos, Acheronta mouebo.
Jch will meinen Leſern das Vergnuͤgen nicht rauben, den angefuͤhrten Beyſpielen, aus dem Schatz der ihrigen, noch mehrere zuzugeſellen. — Nur noch einige zur Erlaͤuterung des Satzes: daß auch aͤußerliche Verbindungen die Vorſtellun- gen zuſammen verknuͤpfen.
So oft Marc-Aurel die Appiſche Straße be- tritt, lebt in ſeiner Jmagination das Bild ſeines
Lehrers
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mordeten Bruders und mit demſelben Rache gegen
den Moͤrder in ihrer Seele erweckt. —
Der Niederlaͤnder ſieht oft noch das Bild ſeines
Wilhelmus von Naſſawen, als den Genius ſeiner
Freiheit und ſingt ihm: und der Name Preuße
weckt in der Seele des Kriegers das lebendige An-
denken an den Einzigen Koͤnig und die griechiſchen
Schlachten, welche den Namen Preußen zum
Namen unuͤberwindlicher Helden machten. —
Die Nerone und Domitiane, die ihre Zepter
zu Henkersbeilen und ihre Unterthanen zu Skla-
ven machten, erinnern an die gluͤcklichen Jahre
der Freiheit und Ruhe. — Die Zeiten des Fre-
vels, welche die Goͤtter von der Erde vertrieben,
zeigen dem Dichter die goldne Zeit, wo unter
Menſchen Goͤtter wandelten. — Die erbitterte
Juno will den Acheron erregen, weil ſie des
Olympus Bewohner nicht beugen kann. Flectere
ſi nequeo ſuperos, Acheronta mouebo.
Jch will meinen Leſern das Vergnuͤgen nicht
rauben, den angefuͤhrten Beyſpielen, aus dem
Schatz der ihrigen, noch mehrere zuzugeſellen. —
Nur noch einige zur Erlaͤuterung des Satzes:
daß auch aͤußerliche Verbindungen die Vorſtellun-
gen zuſammen verknuͤpfen.
So oft Marc-Aurel die Appiſche Straße be-
tritt, lebt in ſeiner Jmagination das Bild ſeines
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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche01_1791/68>, abgerufen am 16.02.2025.
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