Einbildungskraft sind zu voll von Leiden und Kum- mer, als daß er ihnen glauben kann. Alle Be- weise, die jede ruhige Seele überzeugen konnten, überzeugen ihn nicht: er ist zu vertraut mit den Vorstellungen der Betrübniß, als daß er dem Troste der Hofnung Raum geben könnte. Wor- an er zweifelt, das macht ihm seine Phantasie zur Gewißheit, und stürzt ihn dadurch in den tiefsten Abgrund des Leidens.
-- -- -- -- So bin ich ohn' ihn denn? Jch leb' und ich sterbe Ach ohn' ihn? du schreckliche Nacht, die mich ringsum einschließt. Wehe mir! ohn' ihn! auf Gebirgen Gebirg' und Abgrund, Dicht an Abgrund, schreckliche Nacht! -- Mein dunkles Gefühl, ach! Warum quälest auch du mich: Er würde mir einst noch mehr seyn, Als er mir war? warum durchgräbst auch du mir die Seele? Bist du unsterblich, o Seel' in mir, o fallt mich entflohne Schwarze Zweifel, mit eurem Grimme nicht an, und wüthet, Wüthet nicht wieder! o die du in mir unsterblich bist, Seele,
Tief,
Einbildungskraft ſind zu voll von Leiden und Kum- mer, als daß er ihnen glauben kann. Alle Be- weiſe, die jede ruhige Seele uͤberzeugen konnten, uͤberzeugen ihn nicht: er iſt zu vertraut mit den Vorſtellungen der Betruͤbniß, als daß er dem Troſte der Hofnung Raum geben koͤnnte. Wor- an er zweifelt, das macht ihm ſeine Phantaſie zur Gewißheit, und ſtuͤrzt ihn dadurch in den tiefſten Abgrund des Leidens.
— — — — So bin ich ohn' ihn denn? Jch leb' und ich ſterbe Ach ohn' ihn? du ſchreckliche Nacht, die mich ringsum einſchließt. Wehe mir! ohn' ihn! auf Gebirgen Gebirg' und Abgrund, Dicht an Abgrund, ſchreckliche Nacht! — Mein dunkles Gefuͤhl, ach! Warum quaͤleſt auch du mich: Er wuͤrde mir einſt noch mehr ſeyn, Als er mir war? warum durchgraͤbſt auch du mir die Seele? Biſt du unſterblich, o Seel' in mir, o fallt mich entflohne Schwarze Zweifel, mit eurem Grimme nicht an, und wuͤthet, Wuͤthet nicht wieder! o die du in mir unſterblich biſt, Seele,
Tief,
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Einbildungskraft ſind zu voll von Leiden und Kum-
mer, als daß er ihnen glauben kann. Alle Be-
weiſe, die jede ruhige Seele uͤberzeugen konnten,
uͤberzeugen ihn nicht: er iſt zu vertraut mit den
Vorſtellungen der Betruͤbniß, als daß er dem
Troſte der Hofnung Raum geben koͤnnte. Wor-
an er zweifelt, das macht ihm ſeine Phantaſie
zur Gewißheit, und ſtuͤrzt ihn dadurch in den
tiefſten Abgrund des Leidens.
— — — — So bin ich ohn' ihn denn? Jch
leb' und ich ſterbe
Ach ohn' ihn? du ſchreckliche Nacht, die mich
ringsum einſchließt.
Wehe mir! ohn' ihn! auf Gebirgen Gebirg' und
Abgrund,
Dicht an Abgrund, ſchreckliche Nacht! — Mein
dunkles Gefuͤhl, ach!
Warum quaͤleſt auch du mich: Er wuͤrde mir einſt
noch mehr ſeyn,
Als er mir war? warum durchgraͤbſt auch du mir
die Seele?
Biſt du unſterblich, o Seel' in mir, o fallt mich
entflohne
Schwarze Zweifel, mit eurem Grimme nicht an,
und wuͤthet,
Wuͤthet nicht wieder! o die du in mir unſterblich
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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche01_1791/298>, abgerufen am 22.11.2024.
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